Danke an Di@k für die Eröffnung des Thread. Solange ihn niemand absichtlich torpediert, wird er hoffentlich am Leben gelassen.
Kritik am Staat Israel muss möglich sein. Wer sonst als unsere Schriftsteller sollten da voran gehen und uns darauf aufmerksam machen, dass gerade wir Deutsch(stämmig)en uns trotz der Vergangenheit unserer Nationen nicht mehr künstlich zurückhalten dürfen.
Israel ist ein sehr heterogener Staat mit einer konfliktbeladenen Geschichte, zu der wir Europäer zweifellos einen wesentlichen Anteil leisteten. Wir haben unsere Verantwortung für die Vergangenheit unserer Länder bisher vor Allem durch Schweigen wahrgenommen. Grass findet das nicht gut. Mit dieser Aussage hat mE völlig Recht.
Unsere bis heute anhaltende Zurückhaltung ist auch für die zur Weiterentwicklung jeder Gesellschaft notwendige Kritik innerhalb Israels schädlich. Liberale Israelis, die offen Kritik üben, werden von ihren weniger liberalen Landsleuten umgehend als Antisemiten, Holocaustleugner etc abgestempelt und so zum Schweigen gebracht. Wie wir aus der jüngeren Vergangenheit auch mehrerer europäischer Staaten wissen, führt unterdrückte innere Kritik nirgendwo hin.
Ich möchte nicht umringt von Messer wetzenden Feinden leben. Würde ich dies dennoch, wäre ich froh, als einziger in der näheren Region die A-Bombe zu besitzen. Ich verstehe deshalb sehr gut, dass die Israelis einen Präventivschlag gegen den Iran ernsthaft in Betracht ziehen resp. konkret vorbereiten. Ehrlich gesagt macht mir die Vorstellung, dass die Iraner das Ding möglicherweise in absehbarer Zeit haben, aus mehreren Gründen ernsthaft Sorgen. Insofern gebe ich zu, dass ich sogar froh darüber wäre, würden die Israelis und/oder die Amis das Problem halt auf diese Weise 'lösen', wenn sich die Perser nicht wirkungsvoll überprüfen lassen wollen. Die reale Möglichkeit eines Angriffs hat die Iraner bisher ja auch immer wieder zum Einlenken gebracht - die Sanktionen waren es jedenfalls kaum. Wann ein Präventivschlag dann wirklich notwendig wäre, das ist von hier aus tatsächlich nicht zu erkennen. Wäre ja nicht das este Mal, dass man uns 'nicht alles sagt'.
Diese ganze schwierige Situation, in der Israel und seine Bürger leben, rechtfertigt aber vieles, was dieser Staat den Arabern ringsum und im Besonderen den Palästinensern antut, in keiner Weise. Die Siedlungspolitik, die systemmatische Ausgrenzung, der Mauerbau, die gezielten Liquidationen, etc. finde ich unerträglich und ich staune immer wieder, dass der Westen diese Zustände faktisch akzeptiert und mitträgt. Wir sind über diese Vorgänge wegen der historisch bedingten Beisshemmung unserer Medien auch eher schlecht informiert. Trotzdem scheint mir glasklar, dass dieses Verhalten der Israelis die Problematik nur verschärfen und cementieren kann und eine Lösung in immer weitere Ferne rückt.
Habe ich nun einen Lösungsansatz oder zumindest ein paar gute Ideen zu bieten? Nein, das habe ich leider wirklich nicht. Soll ich deshalb also besser schweigen? Nein, sicher nicht.
Gruss Rolf.