Da haben wir ja wieder ein nettes Thema im Motorradforum gefunden.
Wenn alles in Butter wäre, würde man von den meisten Transgendern garnichts wahrnehmen; viele würden lieber einfach mit der gewählten Geschlechtsidentität "normal" leben können, so wie das für die sexuelle Orientierung ja auch gilt/gelten sollte.
"Pure Transgender" haben es dahingehend noch relativ einfach, weil sie "nur" einen Wechsel in eine vorhandene Kategorie vornehmen müssen. Das war schwierig genug, ist aber eben nicht das Ende der Fahnenstange. Denn konsequenterweise muss man feststellen, dass die Realität noch mehr zu bieten hat.
Ich kenne eine Person, auf die tatsächlich "divers" zutrifft. Die derzeit androgyn ist und im Grunde keine sexuelle Identität aufweist, sondern nur eine Verteilung weiblich und männlich attributierter Eigenschaften aufweist. Was sich im Laufe der Zeit vermutlich auch noch ändern wird. Das wird nicht an die große Glocke gehängt, und deshalb auch nicht der Perso auf "d" umgestellt.
Ein normaler Umgang ist alles, was da gewünscht wird. Und die Dinge, die "irgendwie komisch" wirken, lassen sich genausogut einfach akzeptieren. Anstelle eines Kleides Hosen tragen (früher mal skandalös). Gut, ist gesellschaftlich einfacher als anstelle von Hosen einen Rock zu tragen - lässt sich aber auch akzeptieren, selbst bei oder für Nicht-Schotten. Historische Mode hat da auch einiges zu bieten, hui.
Man kann natürlich sagen, dass das nur eine sehr kleine Zahl an Menschen betrifft.
Okay, mag sein. Was heißt sehr klein? Wer bestimmt das, und warum?
Außerdem kann man sich ziemlich irren, was die Bewertung von "klein" angeht.
Es gibt weitaus mehr als "Hermaphroditen" definierte Personen als man meint - abhängig zwar auch von der Definition, aber das ist "Normalität" immer.
In der Biologie gibt es übrigens auch viele Ausprägungen, die über das tradierte männlich/weiblich-Schema hinausgehen. Hermaphroditen, Jungfernzeugung, Asexualität (Bienen: Ein Weib, hundert verstorbene Ex-Lover und einen Stall voll Kinderarbeiterinnen...)
Anderes Beispiel: Menschen mit Asperger-Syndrom. Betrifft nicht viele? O doch. Nur nicht so sichtbar, und in jedem Einzelfall schwieriger als es sein müsste.
Natürlich kann man sowas auch hypen. Oder zum Beispiel behaupten, dass das Sichtbarwerden von Homosexualität die im Rahmen ihrer Identitätsfindung empfindliche Jugend "verdirbt" und diese "Fehlentwicklung" fördert. Umpf.
Ja, eine gewisse Modeerscheinung ist es mit Sicherheit. Man kann sich interessant machen. Wer betroffen ist, wird sich oft aber genau das Gegenteil wünschen.
Und solche Diskussion arten oft aus, leider.
Mich ärgert das Gewese darum auch und gendergerechte Schreibweise mit dem damit verbundenem Aufwand geht mir gehörig auf den Zeiger. Der Sprachfluss geht flöten, korrekte Texte werden nahezu unlesbar oder entarten in formaljuristische Dokumente, die in ihrer aufgeblasenen Form faktisch unlesbar werden.
Dafür braucht es "natürliche" Lösungen. Die lassen sich leichter akzeptieren, angewöhnen, ohne dass sich jedesmal die inneren Nackenhaare sträuben. Das lässt sich aber nicht von oben verordnen - so gesehen ist es richtig, diese Vorgaben nicht gemacht zu haben, sondern das der Allgemeinheit zu überlassen. Die damit teils überfordert wird, teils aber auch ganz gut damit zurecht kommt.
Das ändert nichts daran, dass damit auch viel Unsinn geschieht. Meinungen ändern sich nicht durch geänderte Diktion. Politische Korrektheit wird zur Lüge, die resultierende Unfähigkeit zur Benennung unbequemer Wahrheiten geht flöten, verlagert sich vom Sachlichen aufs Persönliche, führt zur Verkomplizierung des Diskurses.
Man kann es als Modeerscheinung sehen, als Zeitgeist. Den wird es aber immer geben, und ebenso einen gewissen Widerstand dagegen bei denen, die ihn nicht gewöhnt sind und von denen dennoch verlangt wird, sich damit auseinander zu setzen oder ihn zu übernehmen (was unmöglich ist). Manches löst sich erst mit dem Aussterben der Meinungsträger.
Nur dass die Entwicklungen inzwischen schneller voranschreiten, als es der Generationenwechsel (das Aussterben) zulässt. Das begünstigt leider Simplifizierer.