Warum sind die Ergebnisse mit Tyre und TomTom dann besser?.
Ich begleite das Thema Straßennavigation seit seiner Erfindung. 1984 habe ich in einem Prototypenfahrzeug von Blaupunkt gesessen, aus dem dann später der Blaupunkt Travelpilot wurde.
Navigation entsteht im Grunde so: Jedes Stück Straße, d.h. ein Straßenabschnitt, auf dem es keine Möglichkeit zum Abbiegen gibt, wird erfasst, und zwar nach Länge, Richtung, der durchschnittlichen Fahrgeschwindigkeit (in jede Richtung) und den Möglichkeiten zur Weiterfahrt nach dem Ende dieses Abschnittes. Daraus setzt die Navi-Software dann eine Route zusammen, die dich auf dem für dich günstigsten Weg von A nach B leitet.
Alles weitere hängt davon ab, welche weiteren Informationen über dieses Stück Straße vorliegen - und da hat sich in den letzten 30 Jahren viel getan.
Nur zwei Beispiele: Google trackt die Bewegungsmuster aller Android-Handys, und bei dem Marktanteil, den Android hat, kann man davon ausgehen, dass mindestens in jedem zweiten Auto ein eingeschaltetes Android-Handy fährt. Und wenn die sich auf der A8 in Richtung München alle schön mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 110 km/h fortbewegen, dann ist da alles okay. Wenn aber plötzlich Dutzende von Handys sich nur noch mit 65 km/h fortbewegen, dann deutet das auf einen drohenden Stau hin, und wenn plötzlich viele Handys nur noch mit 20 oder weniger km/h wandern, dann ist der Stau da. Dann bewertet Google dieses Stück Straße gleich anders (Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen zwei Anschlussstellen nicht mehr 110 km/h, sondern 30 km/h), und schon ist es eventuell schneller, die Umgehung über die Landstraße zu nehmen, also werden die Smartphones, auf denen gerade Google Maps läuft, von der Autobahn runtergeschickt.
Und TomTom hat vor Jahren damit begonnen, Straßenstücke nicht nur nach Länge und Durchschnittsgeschwindigkeit zu bewerten, sondern auch nach Verlauf. Die Form einer Straße auf der Landkarte wird danach analysiert, ob sie eine Kurvigkeit aufweist, die auf eine attraktive Straßenführung schließen lässt. Daraus wurde dann die Funktion "kurvenreiche Strecke". Die Algorithmen, die dahinter stecken, sind glaube ich komplizierter als man denkt. Die Software muss in der Lage sein, Serpentinen für attraktiv zu halten, Kreuzungskreisel aber nicht.
Wie viel von dieser Analysepower in Tyre oder in Kurviger.de steckt, vermag ich nicht zu beurteilen. Allerdings hat mich mein TomTom Rider schon mehrmals mit sehr schönen, automatisch berechneten Strecken überrascht, wenn man einfach nur vom A nach B fährt und die Option "Kurvenreiche Strecke" bemüht.
Wenn ich eine Route auf Tyre plane, dann habe ich in der Regel nur sehr wenige Routenvorgaben. Früher gab es mal die Möglichkeit, die eigene Durchschnittsgeschwindigkeit auf bestimmten Straßentypen vorzugeben. Heute läuft es im Wesentlichen darauf aus, Autobahnen und Mautstraßen ein- oder auszuschließen. Jetzt kann man durch Setzen sehr weniger Wegpunkte sich eine recht ansehnliche Route zusammenklicken. Wenn man auf bestimmte Straßen Wert legt, die Tyre nicht von selbst auswählt, dann setzt man eben einen oder mehrer Wegpunkte drauf. Nach meiner Erfahrung fährt mein TomTom Rider 2013 eine auf Tyre geplante Route ziemlich genau ab, wenn bei beiden "Autobahnen vermeiden" als Routenoption vorgegeben ist. Wenn die Route gewollt Autobahnanteile enthalten soll, dann muss man das beim Tyre natürlich zulassen und beim Rider auf „Schnellste Strecke“ gehen.
Was ich nicht ganz verstehe: Wenn man mit Tyre eine Tour plant und diese Tour dann auf einem Garmin abfahren will, dann muss man die Route im entsprechenden Garmin-GPX-Format abspeichern. Dann setzt Tyre vor dem Abspeichern ganz viele Wegpunkte entlang der Route - gefühlt alle 50 Meter einen. Damit müsste er eigentlich das Navi (egal welches Navi) dazu zwingen, die Route ganz exakt abzufahren, egal welches Navi man nutzt. Denn bei diesen kurzen Abständen bleiben ja kaum Chancen für alternative Routen. Warum also diese Probleme?
Viele Grüße vom Sampleman