Der einzige wirkliche Grund warum ich (noch) Garmin bevorzuge ist dass ich grundsätzlich mit Karte genordet fahre, auch beim Routing. Ist gewöhnungsbedürftig am Anfang, aber man hat so einen viel besseren Überblick wohin man gerade fährt und wie man notfalls auch mal von der geplanten Route abweichen kann ohne gleich sein Ziel aus den Augen zu verlieren. Dies ging bisher beim TomTom leider nicht (zuletzt 2018 probiert), aber vielleicht gab es da schon ein Softwareupdate dazu.
Der TTR V4 konnte die Himmelsrichtung einblenden, in die man fährt. Keine Ahnung, ob die neuen das noch können.
Sinn würde vielleicht machen, dass es gar keinen N7 mehr gibt, sondern die TFT-Navigation erweitert wird und die Connected-App entsprechend mehr Funktionen, z.B. GPX-Import, lernt. Ich gehe aber nicht davon aus, dass das so schnell passieren wird. Und für meine Anforderungen müsste das TFT dann auch eine richtige Kartendarstellung bekommen und nicht nur die vorhandene Pfeil-Navigation. Bis dahin ist es für mich nur eine Notlösung, wenn ich das "richtige" Navi nicht dabei habe. Und ob eine Kartendarstellung auf dem TFT überhaupt möglich ist, halte ich auch für fraglich. Da das TFT selbst keine Kartendaten speichert, müsste alles über die relativ schmalbandige Bluetooth-Verbindung transportiert werden, was dann wieder sehr stark am Handy-Akku saugen würde.
Ich habe mir aber vor dem Kauf des N6 auch die Frage gestellt: was wäre, wenn der N7 bald käme und ein Gerät mit Tomtom-Software mit vergleichbarem Leistungsumfang der neueren Rider-Geräte wäre. Bis auf die wirklich geniale "Kurvenreiche Strecke"-Funktion ist mir aber nicht so viel eingefallen. Dafür einige Argumente dagegen bzw. andersherum sind es Pro-Argumente für den N6:
- gekapseltes System a la iPhone: keine Erkennung (mehr) als Laufwerk bei USB-Anschluss, kein USB-OTG möglich
- gegenüber den älteren Tomtoms bis einschließlich TTR V4 eingeschränkte Möglichkeiten bei der Routenweitergabe: keine Verteilung (spontan um-)geplanter Touren per Bluetooth oder Kabel beim morgendlichen Frühstück im Hotel mehr (sondern nur wenn alle einen neuen Tomtom haben und an MyDrive teilnehmen und es WLAN gibt, was bei meinen Gruppen/Hotels nicht immer der Fall ist)
- keine echte GPX-Unterstützung: GPX-Dateien werden beim Tomtom in ITN-Dateien gewandelt - wenn man Glück hat und alle Punkte auf einer Straße liegen, sonst Abbruch. Das Anzeigen von Tracks ist grundsätzlich nicht möglich
- Kartenmaterial: fiel mir das Teleatlas-Kartenmaterial in der Vergangenheit nur dadurch auf, dass manche Kurven fehlten und stattdessen als schnurgerade Straßen eingezeichnet waren, wurden nach und nach auch andere Details in meiner Umgebung aus der Karte wegoptimiert. Teilweise fehlten Straßen, wenn ich Tracks von Garmin-Nutzern bekam, die diese Straßen fahren wollten (siehe voriger Punkt, Abbruch bei GPX-Konvertierung). Das Navtec/Here-Material ist zumindest bei den Stichproben, die ich gemacht habe, umfangreicher und detaillierter
- Touren-Planung: Routen aus Basecamp müssen öfter noch mal überarbeitet werden, damit Tomtom die gleiche Strecke fahren will
Touren-Planung und GPX-Support waren natürlich schon immer relative Schwächen beim Rider. Ob das mit Tyre besser gewesen wäre, weiß ich nicht. Ich habe mehrere Anläufe genommen, aber bei den Tracks mit >4000 Punkten (normal für eine Tagestour) musste ich Tyre immer nach einer gefühlten Ewigkeit ergebnislos abbrechen. Daher bin ich irgendwann bei Basecamp gelandet, was auch gut funktioniert.
Käme nun ein Tomtom N7, müsste ich die genannten Nachteile wahrscheinlich auch in Kauf nehmen, denn ich glaube nicht, dass Tomtom nur für den Kunden BMW seine Software neu entwickelt und das Kartenmaterial tauscht (Teleatlas ist eine 100%-Tochter von Tomtom). Und diese Nachteile soll ich akzeptieren nur für Hochformat und die bessere kurvenreiche Strecke? Zumindest letzteres könnte mittelfristig durch Apps wie Kurviger noch egalisiert oder sogar übertroffen werden. Dort kommen viel öfter Updates als ich es bei Tomtom erlebt habe und bis es so weit ist, kann ich auch mal ersatzweise die kurvenreiche Strecke-Funktion im TFT nehmen. Meine Tomtoms haben immer gut funktioniert, aber eben nicht so viel gegenüber dem Kaufzeitpunkt hinzugelernt - dafür musste man üblicherweise das Gerät des nächsten Jahres kaufen.
Die (echten) Garmins lassen sich meines Wissens auch im Hochformat betreiben, trotzdem muss der N5/N6 im Querformat betrieben werden, und die Halterung lässt ja auch nichts anderes zu. Ist wahrscheinlich auch ein Tribut an die Investitionssicherheit. Sobald die Halterung geändert wird, schreien viele auf, die die teuer gekauften N5/N6 weiter benutzen wollen.
Ob also ein Tomtom N7 wirklich eine elementare Verbesserung gegenüber dem N6 wäre, habe ich für mich stark bezweifelt, daher habe ich mir vor 2 Wochen den N6 gekauft. Aber es ist wahrscheinlich ein bisschen wie iPhone vs. Android. Mich würde auch niemand dazu bringen, mich den Einschränkungen der iPhones zu unterwerfen. Der TTR V4 und auch die Garmins und N5/N6 bieten bestimmte Freiheitsgrade, die die neuen Tomtoms eben nicht mehr bieten, und mit denen manche nicht umgehen können oder wollen - jedem das Seine, mir das Meine.
Daher fahre ich mit meinem Workflow
1. Tour in Kurviger (kurvenreiche Strecke von A nach B) oder Basecamp (Tourenplanung mit Pausen etc.) erstellen
2. GPX per USB (vom Smartphone per USB-OTG, vom Notebook per USB) übertragen
3. GPX Importieren, Track einblenden und losfahren
ganz gut und definitiv schneller als früher, wo ich immer noch mal auf dem TTR schauen musste, ob ich irgendwo umkehren soll, und die Route dann ein/zwei/dreimal überarbeiten musste, bis es passte.
Ändert natürlich alles nichts daran, dass der N6 eigentlich 100-200 Euro zu teuer für das, was er leistet, ist. Aber das wäre ein N7, ob nun mit Tomtom- oder weiterhin mit Garmin-Software, sicher immer noch.