Der große Unterschied zwischen Routing mit dem PKW und Routing mit dem Motorrad liegt darin, dass ich mit dem PKW meist auf kürzester Strecke in schnellster Zeit am Ziel sein möchte, während ich auf dem Motorrad die schönste Strecke fahren will:
Das Ziel ist das Ziel vs. Der Weg ist das Ziel
Kommt es unterwegs zu Beeinträchtigungen (Stau, Streckensperrung etc.), ist es mir egal, wenn ich mit dem PKW unterwegs bin, wo mich das Navi langlotst, solange es die schnelleste Strecke findet. Neuberechnung ist daher das Mittel der Wahl, auf solche Störungen zu reagieren.
Fahre ich allerdings mit dem Motorrad, möchte ich bei einer Streckensperrung möglichst schnell wieder auf die ursprüngliche Route zurückkehren.
Habe ich allerdings die Neuberechnung aktiv (und keine oder zu wenige Zwischenziele in der Route), kann es sein, dass die neue Route eine völlig andere ist als die gewünschte.
Trotzdem sollte der Wunsch, unvorhergesehene Störungen wie Staus oder Baustellen umgehen zu können, mit der Einstellung "Neuberechnung der Route" ebenfalls bedient werden können.
Das ist, und da muss man
@SimonADV Recht geben, die Kernaufgabe eines Navigationssystems. Karte lesen und Track anzeigen oder nachfahren ist zwar das, was man die meiste Zeit über am stärksten nutzt - aber eben keine Navigation.
Hier liegt mMn das Hauptmissverständnis. Das Navi soll ja gerade flexibel Routenänderungen vornehmen können, die bei der Planung noch gar nicht bekannt sein können.
Nur leider sind die KI's der Navis noch nicht dazu in der Lage, dies so anzubieten, wie es die Nutzer wünschen - und Motorradfahrer sind hier sehr viel anspruchsvoller in ihren Anforderungen als Autofahrer.
Die Lösung hierfür muss man derzeit leider selbst bei der Routenplanung einbauen.
Wie beschrieben, geschieht dies durch das Anbieten von Zwischenzielen, um die im Neuberechnungsfall zu ändernde Strecke möglichst klein zu halten.
Sehr viele Punkte einzufügen vergrößert die Chance, die Abweichung sehr klein zu halten. Aber wie auch das Einfügen von "muss anfahren"-Punkten (mit Alarm) kann das zu unübersichtlichen Verwerfungen (Reihenfolge der Punkte; Notwendigkeit, diese teilweise zu überspringen) führen.
Selbst die Kontrolle zu übernehmen (und anhand eines eingeblendeten Tracks wieder auf die gewünschte Route zurück zu kehren), ist die einfachste Lösung -
aber keine Navigation mehr.
Das Navi ist da leider wirklich reichlich dumm; um mit Neuberechnung einer sinnvollen Umleitung wieder auf die Route zurückkehren zu können, werden an den richtigen Stellen die richtigen Zwischenziele benötigt. Das Navi erkennt die Behinderung und routet drum herum, idealerweise so schnell wie möglich zurück auf die gewünschte Route - was dann gut geht, wenn das nächste (und nicht das letzte oder übernächste) Zwischenziel nicht weit entfernt liegt.
Ansonsten wird die Route zerschossen und die Berechnung dauert hardwarebedingt ewig.
Das "dumme" Navi zwingt also uns dazu, seine Arbeit zu erleichtern und ihm die neuralgischen Zwischenziele zu liefern. Das ist leider nicht zu ändern.
Trotzdem kann man auch mit eingeschalteter Neuberechnung bei Umleitungen zurück auf die gewünschte Route geschickt werden, wenn man die Zwischenziele geschickt gewählt hat. Für "geschickt" oder "ungeschickt" kann das Navi nichts - es ist zu doof dafür.
Und ärgerlicherweise haben wir es auszubaden, wenn wir es mit unglücklichen Zwischenzielen füttern.
Ob wir ein glückliches Händchen bei der Wahl der Zwischenziele haben, entscheidet sich auch, ob unsere Route eher durch PKW-artiges oder mehr Motorrad-geprägtes Terrain verläuft. Typische Fernreisetouren führen daher selten bis gar nicht zu Problemen, während stark streckenorientierte Planungen in alternativenreichen Straßennetzen häufiger Schwierigkeiten bereiten.
Algorithmen, die kurvige Straßenverläufe herausfinden und so mehr oder weniger interessante Motorradrouten erstellen können, gibt es mittlerweile.
Algorithmen, die gewissermaßen hellseherisch die Wünsche des Fahrers umsetzen können, stehen noch aus. Ich vermute, dass sich die Hersteller hier noch nicht die notwendige Mühe gegeben haben, diese für den doch relativ kleinen Kreis an Kunden entwickeln zu lassen. Kann aber auch sein, dass die Rechenleistung hierfür bisher nicht ausgereicht hat. Wäre das der Fall, werden Cloud-Dienste die ersten Anbieter dafür sein. Und die Könige der Navigationssysteme werden diejenigen sein, die ein solches System robust onboard anbieten können (vorausgesetzt, Verkehrsdaten liegen vor).