Ich habe damals bei den Thyssen Edelstahlwerken eine 100%ige Thyssen Tochter meine Ausbildung gemacht. Seitdem habe ich bis zu meiner Altersteilzeit immer am gleichen Standort gearbeitet.
Ich hatte dort ein sehr gutes Gehalt. Dass das Unternehmen den Bach runter geht, inzwischen ist es ein Finne (Outokumpu), liegt bei weitem nicht an den Gehältern. Obwohl absehbar war, dass die Energiepreise steigen werden, hatte man darauf vertraut, dass der Staat schon einspringen wird. Also hat man nicht in energiesparende Brennertechnik investiert und heizt die Hallen auch heute noch mit völlig veralteter Technik und isoliert nichts oder bessert nicht mal defekte Scheiben aus. Es zählte allein der Profit. Früher gab es einen großen Fundus an Ersatzteilen. Die Bevorratung belastet aber steuerlich das Unternehmen und schmälert den Gewinn. Kurzfristig gedacht wurden Ersatzteile massiv reduziert, mit der Konsequenz, dass Anlagen ausfielen, bis Ersatz beschafft wurde, wenn es das dann auch noch irgendwo gab. Die Stillstandskosten durch Produktionsausfall waren enorm. Als Instandhalter wurden wir mit den Kosten auch konfontiert um möglichst schnell die Produktion wieder ans Laufen zu bekommen. Also kannte ich diese auch.
Dagegen sind Löhne und vor allem deren Steigerung ein Furz. Es sind massive Managementfehler, die unserer Wirtschaft schaden. Und die Fluktuation ist enorm in diesen Jobs. Keiner identifiziert sich mehr mit dem Unternehmen und schaut nur noch auf seine Tantiemen.
Diese Typen gehören zu den 1% Bestverdienern in Deutschland, die nicht nur unsere Wirtschaft massiv in den Abgrund fahren, sondern auch noch kaum Steuern zahlen. Und genau die halten bei der Politik jetzt die Hand auf, weil sie selber für die Unternehmen keine Rücklagen gebildet haben. Und jetzt sind Habeck oder Lindner die Idioiten, weil es der Wirtschaft so schlecht geht?
Egal ob ThyssenKrupp, Mayer Werft oder VW, es ist überall das gleiche Spiel.
Und noch etwas. Das Zahlungsziel für Fremdleistungen und Ersatzteile liegt bei diesen Unternehmen inzwischen bei 6-9 Monaten. Das bedeutet, jeder Handwerker, jeder Lieferant muss erst mal in Vorleistung gehen und bekommt dann (oft nachverhandelt) erst sein Geld. Man verschiebt somit auch noch Schulden an Dritte, um somit bessere Zahlen in den Büchern stehen zu haben.
Das sind alles Dinge, die die Politik nicht verursacht hat. Was man ihr anlasten könnte ist, dass sie keine Gesetze hat die CEO's mit ihrem eigen Kapital und Wertgegenständen in Haftung zu nehmen und zwar auch im Nachhinein, wenn sie schon längst wieder in anderen Unternehmen tätig sind.
Wer mal als Kleinaktionär bei den entsprechenden Versammlungen war, wird wissen, was da alles falsch läuft. Nur die Aktien Fonds und Großaktionäre sind zu mächtig und haben andere Interessen, daher wird sich auch nichts ändern. Wenn ich mir den Aktienindex anschaue und dessen Entwicklung in den letzten Jahren, dann ist doch eigentlich alles in Butter.
Ich möchte meine Steuern die ich bezahle aber lieber mehr in die Erneuerung unserer Infrastruktur investiert sehen - oder in Bildung und Sanierung deren Einrichtungen, oder in Massnahmen zur Erhaltung unseres Planeten. Es aber VW in den Rachen zu schmeißen ist verbranntes Geld, weil die Strukturen die gleichen bleiben und am Ende profitieren eben genau diese 1% Handaufhalter und nichts wird sich ändern. Die trinken weiter Cocktails auf ihren Jachten und warten auf die Geschenke aus der Politik.