Die Wildfalle

Diskutiere Die Wildfalle im Motorrad allgemein Forum im Bereich Community; "instinktiv" heißt ja nicht "blind". Den Gegenverkehr halte ich ohnehin immer im etwas Auge, selbst ohne Wildkontakt.
Vatta

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Bremsen tut man sicherlich instinktiv. Ausweichen möglicherweise auch und da frage ich mich schon, ob da das instinktive Handeln noch vernünftig ist. Es bringt mir mit Sicherheit keine Vorteile, wenn ich beim Ausweichen in den Gegenverkehr fahre.
"instinktiv" heißt ja nicht "blind". Den Gegenverkehr halte ich ohnehin immer im etwas Auge, selbst ohne Wildkontakt.
 
RunNRG

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Das ist wohl wahr. Daher trainiere ich mir diese Instinke im Gegensatz zur 20° Schräglagengrenze auch nicht ab.

Bzgl. Stabilitität bei Vollbemsung...ob der Bock dadurch etwas instabiler wird als auf Zug ist mir in dem Moment egal, Hauptsache die Aufprallgeschwindigkeit ist soweit wie möglich herabgesetzt, ggf. erreicht man sgoar null (lieber etwas schlingernd massiv gebremst als stabil mit voller Geschwindigkeit kollidiert (und was kommt dann? :)).

Ich bin mit meinen Reflexen und Instinkten diesbezüglich also noch zufrieden.
 
Klausmong

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Bzgl. Stabilitität bei Vollbemsung...ob der Bock dadurch etwas instabiler wird als auf Zug ist mir in dem Moment egal, Hauptsache die Aufprallgeschwindigkeit ist soweit wie möglich herabgesetzt, ggf. erreicht man sgoar null (lieber etwas schlingernd massiv gebremst als stabil mit voller Geschwindigkeit kollidiert (und was kommt dann? :)).

Naja, wenn man bremst und die Federn vorne sind ganz eingetaucht, und man trifft dann doch auf ein Hindernis, dann hat das Motorrad vorne keine Möglichkeit mehr Energie aufzunehmen.

Wenn man kurz vor dem Aufprall die Bremse aufmacht und die Gabel kann ausfedern, dann kann sie auch ganz schön was an Energie schlucken.
Bei mir war das damals mit dem Motorrad so, das ich kurz vorher Gas gegeben habe, aber das war nicht antrainierter Reflex sondern ich hab einfach geglaubt das das Reh bei seinem Zickzack Kurs jetzt vorbei ist und ich mit schnell gasgeben daran vorbeikomm bevor es wieder zurück springt.
Das Reh hat sich damals nur nicht daran gehalten:stomp:

Aber besser ist natürlich, man steht vor dem Aufprall.
Nur diese Viecher laufen ja nicht 200 Meter vor einem mit Warnweste auf die Strasse, deren Fell hat ja die Aufgabe auch zu tarnen.
 
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Naja, wenn man bremst und die Federn vorne sind ganz eingetaucht, und man trifft dann doch auf ein Hindernis, dann hat das Motorrad vorne keine Möglichkeit mehr Energie aufzunehmen.

Wenn man kurz vor dem Aufprall die Bremse aufmacht und die Gabel kann ausfedern, dann kann sie auch ganz schön was an Energie schlucken.
Ähm..., die Kinematik der Gabel ist geometrisch so ausgelegt, das sie Unebenheiten, die sich UNTER dem Fahrzeug befinden, schluckt.

Das die Gabel Hindernisse, die von vorne kommen, wegdämpfen könnte, wäre mir neu.:cool:

Darum gabs beim letzten Frontaufschlag meinerseits (war nur ein PKW, der aus dem ruhenden Verkehr quer kam) auch eine total verbogene bis abgerissene Gabel an meiner SV1000S. :)

Ob die nun ein- oder ausgefedert war, ...aufgrund der Wirkrichtung durch den Kontrahenten (90° zur Wirkrichtung der Gabel) völlig unererheblich.
 
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nordmann1

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Es ist schon ein wenig verwunderlich, wie viele Argumente genannt werden, warum ein Wildunfall nicht zu vermeiden ist. Gleich vorweg, sie sind zum größten Teil schlüssig und richtig.

Diese Zitate fielen mir besonders positiv auf:

"instinktiv" heißt ja nicht "blind".
"Mein Fahrlehrer meinte immer, dass man auch mit dem Motorrad zwischen zwei Straßenbäumen nicht hindurchpasst."

Was mich auch verwundert, es kam fast kein Argument, was man unbedingt tun sollte, sondern x, was nicht hilft.

Und jetzt komme ich zum Video zurück, weil es einen sehr konkreten Fall veranschaulicht. Habe mich bewusst aus einer Bewertung herausgehalten, weil es dann ganz schnell nicht mehr um Tatsachen geht, sondern um tausend Argumente, hätte, wenn usw. usf., bis hin zu Anfeindungen, wenn man eine Meinung vertritt, die nicht der eigenen entspricht.

Tatsache ist, der Fahrer war im höchsten Maße unkonzentriert. So einem Fahrer möchte ich in keiner Situation begegnen.

Wer nach 1,2 Sekunden, bei einer konkreten Gefahr im Sichtfeld keine Gegenmaßnahme einleitet, ist nicht nur eine Gefahr für sich selbst.

Wie ihr in den Bildern sehen könnt, er hat reagiert, also er das Reh gesehen hat, weshalb sonst sollte er urplötzlich die Kupplung ziehen? Lernt man ja von seinen Kumpels, in der Fahrschule, beim Sicherheitstraining usw., wenn vor dir eine Gefahr/Hindernis auftaucht, nicht bremsen, sondern Kupplung ziehen.

Weiter sieht man sehr deutlich, dass er die Geschwindigkeit kaum verringert, in der ersten langen Sekunde (1,2 s) gar nicht und er rollt immer noch in Richtung Straßenrand, in die Laufrichtung des Reh's.

Dann eine Reaktion, als die Kollision unvermeidlich ist, er hält den Lenker nicht gerade, sondern lenkt nach links. Das Motorrad rollt immer noch vertikal.

Wer es bei 40 m nicht schafft eine Reaktionen durchzuführen, Vollbremsung oder Ausweichen, dem spreche ich einfach ab, dass er geeignet ist ein Motorrad zu führen, bzw. er sollte einfach dazulernen. Es gibt vielfältige Möglichkeiten.
Bei dem im Video gezeigten Fahrer stimmt einiges nicht zusammen. Das beginnt bei seiner Kleidung, bei seiner mangelnden Konzentration und der fehlenden Reaktion.

Was ich ihm zu gute halte, auf so einer Straße hätte ich auch nicht mit einem Reh gerechnet.

Nur mal so in den Raum geworfen, das Reh wäre ein Kind gewesen und ihr müsstet jetzt als Richter ein Urteil sprechen, Schuld oder nicht Schuld?

Um nicht falsch verstanden zu werden, ich beziehe mich ausschließlich auf diesen Fall und nicht auf von euch geschilderte Erlebnisse.

Wer sich die Bilder noch einmal ansehen möchte, auf die ich mich bezogen habe, der klickt hier.
 
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Klausmong

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Also im komm nicht auf die Zeiten die Du angibst aber das ist auch schwer mit messen,w er Recht hat weiß man nicht.

Ein Kind hat es schwer mit so einem Tempo über die Fahrbahn zu laufen wie das Reh.

Niemand von uns weiß ob das ein guter Motorradfahrer war oder nicht.

Ob er konzentriert auf die Strasse geschaut hat wissen wir auch nicht, nur weil er labert können wir das nicht beurteilen.

Ebenso ob er beim Kuppeln runterschaltet.
( Ich sag nicht das er es tut, denn ich weiß es nicht )

RunNRG schrieb:
Ähm..., die Kinematik der Gabel ist geometrisch so ausgelegt, das sie Unebenheiten, die sich UNTER dem Fahrzeug befinden, schluckt.

Das die Gabel Hindernisse, die von vorne kommen, wegdämpfen könnte, wäre mir neu
.:cool:

Darum gabs beim letzten Frontaufschlag meinerseits (war nur ein PKW, der aus dem ruhenden Verkehr quer kam) auch eine total verbogene bis abgerissene Gabel an meiner SV1000S. :)

Ob die nun ein- oder ausgefedert war, ...aufgrund der Wirkrichtung durch den Kontrahenten (90° zur Wirkrichtung der Gabel) völlig unererheblich.
Die Dickschrift kommt nich von mir, die kam automatisch und geht nicht weg, sorry.

Prinzipiell schon richtig, das sie nicht für Aufprall von Vorne gemacht ist, trotzdem nimmt die Gabel viel auf.
Auf jeden Fall mehr als wenn die Gabel komplett eingefedert ist.

Als ich damals mit ca 180 in das REh bin, waren kaum Schäden zu beklagen ( nur vom Rutschen des Motorrades )
 
Serpel

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Das kann man ja aber ausrechnen.

Angenommen, die Feder hat eine Rate von 100 N/mm, so kann sie bei einem maximalen (Ein-)Federweg von 100 mm maximal eine Energie von

W=0.5Ds^2=0.5 kJ

aufnehmen. Das ist ein Witz im Vergleich zur kinetischen Energie, die ein 300-kg Gefährt (inkl. Fahrer und allem) bei Tempo 20 m/s (wie im Film) in sich trägt. Diese ist mit

E_kin=0.5mv^2=60 kJ

120 mal so groß. Der Effekt einer Notbremsung übersteigt denjenigen des Entspannens der Feder um ein Vielfaches.

Gruß
Serpel
 
RunNRG

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Schlägt man auf eine festes Hindernis auf, treten in Abhängigkeit von der negativen Beschleunigung Kräfte in Höhe von vielen vielen g auf, dafür ist keine Motorrad-Gabel gemacht, ein Panzer (höchste mechanische Integrität der mech. Hülle) steckt es sicher unbeschadeter weg; hauptsächlich aufgrund seiner schieren Masse (elastischer stoß) , aber auch wg. der Bauweise ohne mech. Schwachstellen.
 
C

Covelle

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Aber ich glaube, dass mir in diesem Moment keine Zeit bleibt um das mit einer Formel zu berechnen :D Ganz ehrlich: Ich weiß selbst nicht wie ich reagieren würde und hoffe sehr, niemals in eine solche Situation zu geraten.
 
Serpel

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Naturgemäß hab ich hier oben in den Bergen öfter mal mit Großwild auf der Straße zu tun. Davon abgesehen, dass ich nicht der "Ausweichtyp" bin, halte ich Ausweichmanöver im Zusammenhang mit diesen Tieren für sehr riskant. Man weiß nie, wie sie reagieren, und wenn sie einen Haken schlagen, dann so schnell, dass keine Zeit für ein weiteres Ausweichmanöver bleibt.

Sie reagieren im ersten Moment meistens zwar sehr dumm und schlagen die vollkommen falsche Richtung ein, kurz vor einer drohenden Kollision dann aber meistens sehr korrekt und blitzartig. Mir ist mal eine Hirschkuh (groß wie ein Hirsch, aber ohne Geweih) so über das Motorrad gesprungen, dass ich buchstäblich ihren Atem spüren konnte und sie mit ausgestreckter Hand hätte berühren können. Zuvor hatte sie sich ein Rennen parallel zu mir auf der Fahrbahn geliefert und in gestrecktem Galopp Fahrt aufgenommen. Ich direkt daneben mit quietschenden Reifen voll auf der Bremse. Auf Höhe des Vorderrads hat sie dann den Haken geschlagen und ist einfach über das Motorrad drüber gesprungen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich die Hände nicht am Lenker gehabt oder unaufmerksam ein Liedchen geträllert hätte.

Gruß
Serpel
 
D

der niederrheiner

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Oha. Hoffentlich hatte se sich die Zähne geputzt. . .

Ich denke nicht, daß das Ausweichen, auch beim PKW, zum Erfolg führen würde. Wer hatte den da den dafür notwendigen Überblick? Da reicht doch ein übersehener Kanaldeckel. Selbst wenn man nicht gerade irgendwelche Geschichten erzählt. Und gerade über die Fortsetzung nachdenkt.
 
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