Nicht schlagen.
Interessant zu lesen und Deine Entwicklung nachzuverfolgen.
Mir ging es damals ähnlich. Ich hatte 8 Jahre Pause mit dem Motorradfahren gemacht, weil es keine Maschine gab, die die Leichtfüßigkeit, unbedingte Reise- und Alltagstauglichkeit und nicht zuletzt Geländegängigkeit vereinbarte, die ich mir vorstellte. Wobei ich Geländegängigkeit damals anders definierte als heute: Ich wollte nur nicht aufhören müssen, wenn der Asphalt in Schotter und der in schwierigere Piste übergeht. Statt dessen hatte ich zu reiten begonnen - man glaubt gar nicht, wie aufregend 1PS sein können, wenn man 100PS gewohnt ist.
2006 kam dann alles wieder zusammen: Genug Kohle, wieder Lust auf Motorrad, genug Zeit dafür - aber welches? Einiges ausprobiert, die seit Jahren favorisierte 4V-GS flog nach 6-stündiger Probefahrt raus: Viel zu klobig und emotionsfrei, sie war das genaue Abbild meines damaligen Grundes, das Motorradfahren aufzugeben. Man bedenke, ich war vorher Triumph Tiger der ersten Neu-Generation (die T400) gefahren, auch nicht gerade ein Leichtgewicht. Einiges angetestet, sogar Exoten wie die Buell Ulysses, und schließlich wie Pavian zuletzt die KTM LC8 - eher widerstrebend, weil ich gelesen hatte, die sei so hektisch und nur für Sportbekloppte geeignet. So'n Sport-Dingens, das war doch nix für mich, dachte ich.
Was soll ich sagen, nach 20 Minuten Probefahrt war klar: Die LC8 ist das Motorrad, das ich mir seit 20 Jahren erträumt hatte, und das bis dato niemand bauen konnte. Spritzig, handlich, bequem (auch für meine damalige Sozia!), und ein erster Feld(weg)versuch hatte mir schon bei der Probefahrt gezeigt: Die Grenze ist nicht die LC8, sondern der Fahrer - und das nach 20 Jahren Motorraderfahrung und gut 200.000km im Sattel (Ok, und einigen Jahren Pause).
Seither bin ich viel unterwegs gewesen mit der LC8, habe mit dem Offroaden begonnen, mich im Fieberwahn zu einer Rallye (Baja Saxonia) angemeldet, sie heil überstanden, und Blut geleckt. Seither fahre ich jedes Jahr eine Rallye, habe unglaubliche Freude daran, reise mit der LC8: Marokko mit hohem Pisten-Anteil, Spanien, Portugal, Enduromania (auf den für 1-Zylinder gedachten Strecken) mit Anreise auf eigener Achse, Korsika, etcpp.
Die LC8 hat mir die Freude am Motorradfahren wiedergegeben, und sie hat mir geholfen, meine Fahrkünste immer mehr zu erweitern, als ich schon dachte, fast alles zu können. Im Gegenzug habe ich die LC8 gepimpt, zuletzt mit dem 265mm-Fahrwerk der hohen S. Was für eine Freude, auf brandenburgischen Feldwegen mancher Sportenduro davon fahren zu können!
Reparaturen hatte ich einige, aber ich habe die LC8 auch ganz schön strapaziert. Ich behaupte, eine GS wäre längst ruiniert, hätte ich ihr zugemutet, was ich der LC8 zugemutet habe - selbst Abflüge im Gelände nimmt die LC8 nicht krumm. BMW- und tiger-gewöhnt bin ich immer gerne bei niedrigen Drehzahlen gefahren - das mochte die 990 nicht, quittierte es mit massivem Ruckeln bis hin zu schlagartigem Absterben. Das ist aber dank der HKK (Heinrichs Kraft Klingen) kuriert, jetzt zieht sie aus Leerlaufdrehzahlen dermaßen weich und kraftvoll hoch, daß sie sich auch in dieser Hinsicht vor einer BMW nicht mehr zu verstecken braucht.
Nur meine Freundin wird nicht glücklich mit der LC8 ... das von BMW geprägte Motto "Aus Freude am Fahren" macht ihr Angst. Für mich ist die LC8 die einzige wahre Interpretation der Reise
enduro.
Was mich noch reizen könnte, wäre eine HP2. Ich durfte sie mal auf einer Panzerpiste fahren - hat was! Aber die ist letztlich doch ein reines Sportgerät, ihr fehlt die Reise- und Alltagstauglichkeit der Reise(!)Enduro(!).