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MoppedNr17
- Dabei seit
- 18.05.2024
- Beiträge
- 7
Hallo Zusammen,
ich würde gerne meine Erfahrungen mit euch teilen. Mein Name ist Christian, dies ist meine erste GS, ich gehe stramm auf die 50 zu, gehöre zu den eher „vertically challenged persons“ mit Tendenz zum Achteltonner und komme ursprünglich aus der Naked / Supersportler Ecke mit Rennstreckenerfahrung, auch ohne elektronische Regelsysteme. Ich besitze noch eine M1000R, evt. hilft das zur Einordnung.
Bei meiner GS handelt es sich um eine Trophy, alle Pakete, Speichenräder. EZ 05/2024, ca. 4000 km. Bisher nur Onroad und solo Nutzung.
Ich habe mal versucht, ausgehend von den bisher hier und in anderen Fäden dokumentierten Erfahrungen die Themen etwas genauer zu betrachten und „nachzufahren“ sowie zu dokumentieren. Achtung, das Geschriebene wird lang!
Für meinen ersten Beitrag dachte ich, mach gleich mal was hoffentlich sinnvolles
tl;dr: Motor, Fahrwerk, Komfort super, Bremse und Elektronik brauchen Nachbesserung. Würde ich sie nochmal kaufen? Ja!
Motor:
Bombe. Quasi vibrationsfrei, drückt immer und dreht bei Bedarf heftig. Insbesondere aus Spitzkehren heraus eine Wucht. Geräuschniveau, insbesondere Jaulen im Schiebebetrieb ist grenzwertig. Ich benutze immer Gehörschutz, somit kein Problem für mich. Gasannahme und Fahrbarkeit ist fast perfekt. Lastwechsel, sind in den Fußrasten zu spüren aber für mich nicht störend. Sozialverträgliches Geräuschniveau, finde ich gut.
Getriebe / Schaltassistent:
Saubere Rastung, allerdings nicht geräuschlos. Keine Zwischengänge. Der Schaltassistent hinterlässt allerdings Fragezeichen. In einem Zündungslauf annähernd auf Niveau der M1000R, insbesondere von 2 -> 3, beim nächsten Zündungslauf dann wieder harte Schaltrucke. Ich habe explizit darauf geachtet den Gasgriff in konstanter Position zu halten, mal niedrige Last / Drehzahl, mal Drosselklappen auf Anschlag mit hoher Drehzahl. Das Verhalten ist inkonsistent, insbesondere in den ersten 3 Gängen. 4-> 6 sind eigentlich immer gut, hier sind die Drehzahlsprünge systembdingt auch geringer. Ich weiß nicht, ob die Software hier etwas lernt bezüglich Position der Schaltwalze, aber irgendwas scheint nicht wie gewollt zu funktionieren. Entweder immer „kacke“ oder immer gut. Die Funktion sollte konsistent arbeiten. Das Thema geht zum Händler mit Bitte um Klärung. Downshift funktioniert dagegen super, vor einer Kehre ohne Kupplungsbetätigung 3 Gänge „runterkloppen“, in Verbindung mit der AHK und MSR, ohne Instabilität, top.
Fahrwerk:
Passt, ob mit Road -2 komfortabel durch die Landschaft gleiten oder mit Dynamik +1 / +2 andrücken. Bei sportlicher Fahrweise und Verwendung von Road - 2 scheint das Fahrwerk die Dämpfung zu verhärten, evt. wird innerhalb der Einstellung nochmals adaptiert. Ist nur mein subjektiver Eindruck, kann mich natürlich auch täuschen. Passt aber soweit für mich. Die Bandbreite und Ansprechverhalten sowie Stabilität sind für mich gut, das Handling sehr gut, quasi „schwerelos“. Die mögliche Performance wird nur durch die Reifen, aktuell MAA, insbesondere am Vorderrad limitiert. Dieser zeigte nach 2500 km schon einen deutlichen Sägezahn und „unrundes“ Abrollen in Schräglage. Bei Nass / Kalt gibt der Reifen ein sehr sicheres Gefühl.
Rentnerlift:
Ist für mich ein Gamechanger. Die Fahrhöhenregelung bemüht nicht nur die Fahrgeschwindigkeit sondern agiert anscheinend in Grenzen intelligent, d.h. ich hatte Situationen wo bei niedrigem Tempo in einer italienischen Ortsdurchfahrt das FW noch oben war und blieb, vorangegangen war heftige Kurvenräuberei. Wird angehoben, so ist dies deutlich spürbar, erst wird der obere Endanschlag angefahren, anschliessend auf das gewünschte Niveau eingeregelt. Bisher immer situationsgerecht und passend. Möchte ich nicht mehr missen. Im Stillstand scheint es einen unterschiedlichen Durchhang abhängig vom gewählten Fahrwerksmodus zu geben, d.h. in Dynamik leicht höher. Muss ich aber nochmal verifizieren.
Ergonomie:
Sehr gut, ermüdungsfreies Fahren ist für mich kein Problem. Tanken, Pinkeln, weiterfahren, Spass haben. Ich muss immer aufpassen, genügend Trinkstopps einzulegen. Ich habe den Komfortsitz mit normaler Höhe, der Hebel für die Anhebung der Sitzneigung ist umgelegt, der Soziussitz in vorderer Position. Ergibt für mich genügend Bewegungsfreiheit und guten Komfort. Kniewinkel passt bei 1,77 m perfekt. Ich glaube, ein größeres Kompliment kann man einem Motorrad nicht machen.
Der Windschutz ist für mich hervorragend und sehr effizient. Hier braucht es keine andere Scheibe, Spoiler etc. Mit den kurzen Handhebeleien komme ich gut klar. Die Kupplung trennt sauber auf halbem Weg, d.h. man kann die Kupplung mit 1-2 Fingern bedienen ohne die restlichen einzuklemmen. Zur Startfreigabe muss allerdings voll durchgezogen werden, da erst hier der Kupplungsschalter aktiviert wird.
Bedienung:
man kommt klar. die Burgertaste mit Langdruck ist mit der Griff- / Sitzheizung belegt, default wird das Windschild bedient.
Bremssystem:
This is where the trouble begins.
Die aktive Bremskraftverteilung nach vorne führt systembedingt zu einem hartem Handbremshebel, je nach Aktivierung bzw. Hebelweg der HR Bremse wird vorne ein Druckniveau eingesteuert, welches dann immer zu einem differierendem Druckpunkt an der VR Bremse führt. Mit Bremsaktivierung hinten kann vorne ins ABS gebremst werden, was ein sehr seltsames Gefühl erzeugt. Allerdings nur, wenn zuerst die HR Bremse betätigt wird.
Beispiel: Enge Spitzkehre bergab, 1. Gang, max 20 kmh, in der mit der HR Bremse moduliert wird, plötzlich geht das VR ins ABS (in meinem Fall aufgrund von Dreck / Sand), wird nicht instabil, aber der Verlust an Seitenführung ist deutlich spürbar, es zuckt kurz im Lenker. Ohne Bremseneingriff am VR wäre man da einfach drüber gerollt. Weiterhin reduziert sich der Hebelweg, welcher zur Dosierung der Verzögerung mit der Hinterradbremse zur Verfügung steht, da ein Teil des Verzögerungswunsches über den autonomen Druckaufbau am VR übernommen wird. Ob es Offroad einen Benefit gibt kann ich nicht beurteilen.
Meines Wissens wird bei KTM Super Adventure und Ducati Multistrada dieses Feature trotz identischem Bremssteuergerät nicht genutzt. Fände ich für die GS die bessere Lösung.
Zumindest abschaltbar sollte es sein.
Ich sehe in der Vollintegral-Funktion mit Ausnahme der Nutzung für die ACC Funktion momentan keinen Mehrwert. Sarcasm on: Falls der Handbremshebel verlustig geht, kommt man immer noch sicher nach Hause…
Das Einbremsen in eine laufende ACC Regelung mit verhärtetem Druckpunkt ist für mich nicht schön aber akzeptabel. Ich würde allerdings eine andere technische Lösung bevorzugen.
Die Aktivierung HSC unabhängig von automatisch / manuell erfolgt mit deutlichem Impuls im Handbremshebel (da auf beide Räder wirkend), was etwas ungewohnt ist. Dito bei manueller Aktivierung. Das Löseverhalten beim Anfahren ist bei mir bis dato an jeder Steigung tadellos.
Eine Notbremsung führt zu ca 1s hartem Hebel, was vermutlich der proaktiven Abhebeverhinderung geschuldet ist, dann erfolgt ein Durchsacken des Hebels mit deutlichen Pulsen, mit starker Druckpunktverschiebung, und eine „hoppelnde“ Abheberegelung. Immer stabil, mit guter Verzögerung. Fühlt sich aber im Vergleich zu meiner M1000R etwas „rustikaler“ an. Kurvenbremsungen im Regelbereich versuche ich zu vermeiden, zumindest reagiert das System in dieser Situation bisher nicht übergriffig, in keinem ABS-Modus.
Zur Bremse selbst, die Wirkung selbst ist ok, verlangt aber eine hohe Handkraft. Vermutlich erfolgte hier eine defensive Wahl der Bremsbeläge aufgrund der ACC Funktion, weniger „griffige“ Beläge begünstigen eine „weiche“ Druckregelung der ACC Funktion am Vorderrad. Somit kommt es zu weniger starken Verzögerungsschwankungen bei Bremsdruckmodulationen. Der hydraulische Aktuator unterliegt wie jedes System gewissen Einschränkungen, insbesondere was die Genauigkeit der Druckregelung betrifft.
Hier fände ich es fair, wenn BMW Kunden, die ohne Innovationspaket bestellen, eine passendere Belagwahl zur Verfügung stellen würden. Aktuell wird jeder Besteller mit der identischen Bremsenkonfiguration „beglückt“. Weiterhin ist es bedenkenswert, die Performance der Bremse für eine Funktion zu beschneiden, die, zumindest in meinem Fall, nur eingeschränkt zur Verwendung kommt. Ist aber nur eine Vermutung.
ACC / SWW / FCW:
ACC funktioniert gut und ist ein echter Komfortgewinn, gemessen an der Funktion, welche ich aus meinem PKW kenne. Bemerkenswert ist die Motormomentenreduktion bei Kurvenfahrt, d.h. ohne „Ziel“ ,mit eingestellter Geschwindigkeit genauer in der Cruise ControlFunktion wird in Abhängigkeit der Schräglage die Geschwindigkeit reduziert. Im ersten Moment dachte ich „nanu, der Lümmel klaut mir Leistung“. Macht aber durchaus Sinn, denke ich. Ähnliches habe ich im PKW beobachtet, wenn auch weniger stark ausgeprägt.
SWW funktioniert gut, ein echter Sicherheitsgewinn, allerdings hauptsächlich auf mehrspurigen Strassen. Hier kann ich relativ gut zuordnen, welches überholende Fahrzeug die Warnung ausgelöst hat, d.h. es gibt keine langes „Nachblinken“. Im Pkw ist der Auslöser schon 100 m vorbei und es blinkt noch. D.h. dann, war der das oder kommt noch was? Passt in der GS wesentlich besser. Schulterblick ist aber immer angebracht.
FCW erzeugt Fehlauslösungen bei zügiger Landstraßenfahrt sowie im Ortsverkehr; auf der LS insbesondere bei doppelter Leitplanke. Die Bremsimpulse habe ich nach den Erfahrungsberichten hier proaktiv ausgeschaltet, nur die optische Warnung ist aktiv, die Sensitivität ist auf „mittel“ eingestellt. Hierfür habe ich dem Händler eine Mängelrüge ausgesprochen - wenn die Funktion deaktiviert oder entschärft werden muss ist es für mich ein nutzloses Feature. Die Funktion entspricht nicht dem Stand der Technik, d.h. in anderen Applikationen funktioniert dies wesentlich zuverlässiger. Ist aber bezahlt. Ob was draus wird, abwarten. Ich denke, die BMW Entwickler sollten sich noch einmal sehr genau überlegen, ob aufgrund einer unzuverlässigen Erkennung ein aktiver Druckaufbau am Vorderrad erfolgen sollte.
Fehlermeldungen:
1 X schwerer Motorfehler (vermutlich Unterspannung, wegdrücken und gut)
1 X Ausfall ACC (Deaktivieren - Aktivieren - Geht)
1 X Ausfall RDC vorne nach Zündung an (200 m Fahren und weg)
1 X Schlüssel nicht erkannt, Wegfahrsperre aktiv (Schlüssel auf die Antenne und gut)
Kein Fehler hat zu einem Stillstand der GS geführt.
Fazit:
Die negativen Punkte betreffen hauptsächlich den Komplex „Software“, diese kann verbessert und mit überschaubarem Aufwand geflasht werden. Viele Funktionen können deaktiviert werden oder man verkneift sich das Kreuzchen bei einigen Optionen. Für die Bremse wird es ggfs. andere Bremsbeläge geben.
Wenn die Community solche oder ähnliche Fehler offen mit dem Händler kommuniziert, wird es auch Nachbesserungen geben. Mein Eindruck ist, die BMWler sind mit der Bordnetzintegration, sowie den Funktionen nicht „fertig“ geworden. Aber das kann ja noch werden.
Der Motor, das Fahrwerk, das Handling, die Ergonomie bleiben aber sehr gut und machen für mich den Fahrspass aus.
Es wird für mich auf auf sehr, sehr lange Zeit kein „MoppedNr18“ geben. Was ein sehr großes Kompliment and die GS und ihre Entwickler ist.
- ENDE -
ich würde gerne meine Erfahrungen mit euch teilen. Mein Name ist Christian, dies ist meine erste GS, ich gehe stramm auf die 50 zu, gehöre zu den eher „vertically challenged persons“ mit Tendenz zum Achteltonner und komme ursprünglich aus der Naked / Supersportler Ecke mit Rennstreckenerfahrung, auch ohne elektronische Regelsysteme. Ich besitze noch eine M1000R, evt. hilft das zur Einordnung.
Bei meiner GS handelt es sich um eine Trophy, alle Pakete, Speichenräder. EZ 05/2024, ca. 4000 km. Bisher nur Onroad und solo Nutzung.
Ich habe mal versucht, ausgehend von den bisher hier und in anderen Fäden dokumentierten Erfahrungen die Themen etwas genauer zu betrachten und „nachzufahren“ sowie zu dokumentieren. Achtung, das Geschriebene wird lang!
Für meinen ersten Beitrag dachte ich, mach gleich mal was hoffentlich sinnvolles
tl;dr: Motor, Fahrwerk, Komfort super, Bremse und Elektronik brauchen Nachbesserung. Würde ich sie nochmal kaufen? Ja!
Motor:
Bombe. Quasi vibrationsfrei, drückt immer und dreht bei Bedarf heftig. Insbesondere aus Spitzkehren heraus eine Wucht. Geräuschniveau, insbesondere Jaulen im Schiebebetrieb ist grenzwertig. Ich benutze immer Gehörschutz, somit kein Problem für mich. Gasannahme und Fahrbarkeit ist fast perfekt. Lastwechsel, sind in den Fußrasten zu spüren aber für mich nicht störend. Sozialverträgliches Geräuschniveau, finde ich gut.
Getriebe / Schaltassistent:
Saubere Rastung, allerdings nicht geräuschlos. Keine Zwischengänge. Der Schaltassistent hinterlässt allerdings Fragezeichen. In einem Zündungslauf annähernd auf Niveau der M1000R, insbesondere von 2 -> 3, beim nächsten Zündungslauf dann wieder harte Schaltrucke. Ich habe explizit darauf geachtet den Gasgriff in konstanter Position zu halten, mal niedrige Last / Drehzahl, mal Drosselklappen auf Anschlag mit hoher Drehzahl. Das Verhalten ist inkonsistent, insbesondere in den ersten 3 Gängen. 4-> 6 sind eigentlich immer gut, hier sind die Drehzahlsprünge systembdingt auch geringer. Ich weiß nicht, ob die Software hier etwas lernt bezüglich Position der Schaltwalze, aber irgendwas scheint nicht wie gewollt zu funktionieren. Entweder immer „kacke“ oder immer gut. Die Funktion sollte konsistent arbeiten. Das Thema geht zum Händler mit Bitte um Klärung. Downshift funktioniert dagegen super, vor einer Kehre ohne Kupplungsbetätigung 3 Gänge „runterkloppen“, in Verbindung mit der AHK und MSR, ohne Instabilität, top.
Fahrwerk:
Passt, ob mit Road -2 komfortabel durch die Landschaft gleiten oder mit Dynamik +1 / +2 andrücken. Bei sportlicher Fahrweise und Verwendung von Road - 2 scheint das Fahrwerk die Dämpfung zu verhärten, evt. wird innerhalb der Einstellung nochmals adaptiert. Ist nur mein subjektiver Eindruck, kann mich natürlich auch täuschen. Passt aber soweit für mich. Die Bandbreite und Ansprechverhalten sowie Stabilität sind für mich gut, das Handling sehr gut, quasi „schwerelos“. Die mögliche Performance wird nur durch die Reifen, aktuell MAA, insbesondere am Vorderrad limitiert. Dieser zeigte nach 2500 km schon einen deutlichen Sägezahn und „unrundes“ Abrollen in Schräglage. Bei Nass / Kalt gibt der Reifen ein sehr sicheres Gefühl.
Rentnerlift:
Ist für mich ein Gamechanger. Die Fahrhöhenregelung bemüht nicht nur die Fahrgeschwindigkeit sondern agiert anscheinend in Grenzen intelligent, d.h. ich hatte Situationen wo bei niedrigem Tempo in einer italienischen Ortsdurchfahrt das FW noch oben war und blieb, vorangegangen war heftige Kurvenräuberei. Wird angehoben, so ist dies deutlich spürbar, erst wird der obere Endanschlag angefahren, anschliessend auf das gewünschte Niveau eingeregelt. Bisher immer situationsgerecht und passend. Möchte ich nicht mehr missen. Im Stillstand scheint es einen unterschiedlichen Durchhang abhängig vom gewählten Fahrwerksmodus zu geben, d.h. in Dynamik leicht höher. Muss ich aber nochmal verifizieren.
Ergonomie:
Sehr gut, ermüdungsfreies Fahren ist für mich kein Problem. Tanken, Pinkeln, weiterfahren, Spass haben. Ich muss immer aufpassen, genügend Trinkstopps einzulegen. Ich habe den Komfortsitz mit normaler Höhe, der Hebel für die Anhebung der Sitzneigung ist umgelegt, der Soziussitz in vorderer Position. Ergibt für mich genügend Bewegungsfreiheit und guten Komfort. Kniewinkel passt bei 1,77 m perfekt. Ich glaube, ein größeres Kompliment kann man einem Motorrad nicht machen.
Der Windschutz ist für mich hervorragend und sehr effizient. Hier braucht es keine andere Scheibe, Spoiler etc. Mit den kurzen Handhebeleien komme ich gut klar. Die Kupplung trennt sauber auf halbem Weg, d.h. man kann die Kupplung mit 1-2 Fingern bedienen ohne die restlichen einzuklemmen. Zur Startfreigabe muss allerdings voll durchgezogen werden, da erst hier der Kupplungsschalter aktiviert wird.
Bedienung:
man kommt klar. die Burgertaste mit Langdruck ist mit der Griff- / Sitzheizung belegt, default wird das Windschild bedient.
Bremssystem:
This is where the trouble begins.
Die aktive Bremskraftverteilung nach vorne führt systembedingt zu einem hartem Handbremshebel, je nach Aktivierung bzw. Hebelweg der HR Bremse wird vorne ein Druckniveau eingesteuert, welches dann immer zu einem differierendem Druckpunkt an der VR Bremse führt. Mit Bremsaktivierung hinten kann vorne ins ABS gebremst werden, was ein sehr seltsames Gefühl erzeugt. Allerdings nur, wenn zuerst die HR Bremse betätigt wird.
Beispiel: Enge Spitzkehre bergab, 1. Gang, max 20 kmh, in der mit der HR Bremse moduliert wird, plötzlich geht das VR ins ABS (in meinem Fall aufgrund von Dreck / Sand), wird nicht instabil, aber der Verlust an Seitenführung ist deutlich spürbar, es zuckt kurz im Lenker. Ohne Bremseneingriff am VR wäre man da einfach drüber gerollt. Weiterhin reduziert sich der Hebelweg, welcher zur Dosierung der Verzögerung mit der Hinterradbremse zur Verfügung steht, da ein Teil des Verzögerungswunsches über den autonomen Druckaufbau am VR übernommen wird. Ob es Offroad einen Benefit gibt kann ich nicht beurteilen.
Meines Wissens wird bei KTM Super Adventure und Ducati Multistrada dieses Feature trotz identischem Bremssteuergerät nicht genutzt. Fände ich für die GS die bessere Lösung.
Zumindest abschaltbar sollte es sein.
Ich sehe in der Vollintegral-Funktion mit Ausnahme der Nutzung für die ACC Funktion momentan keinen Mehrwert. Sarcasm on: Falls der Handbremshebel verlustig geht, kommt man immer noch sicher nach Hause…
Das Einbremsen in eine laufende ACC Regelung mit verhärtetem Druckpunkt ist für mich nicht schön aber akzeptabel. Ich würde allerdings eine andere technische Lösung bevorzugen.
Die Aktivierung HSC unabhängig von automatisch / manuell erfolgt mit deutlichem Impuls im Handbremshebel (da auf beide Räder wirkend), was etwas ungewohnt ist. Dito bei manueller Aktivierung. Das Löseverhalten beim Anfahren ist bei mir bis dato an jeder Steigung tadellos.
Eine Notbremsung führt zu ca 1s hartem Hebel, was vermutlich der proaktiven Abhebeverhinderung geschuldet ist, dann erfolgt ein Durchsacken des Hebels mit deutlichen Pulsen, mit starker Druckpunktverschiebung, und eine „hoppelnde“ Abheberegelung. Immer stabil, mit guter Verzögerung. Fühlt sich aber im Vergleich zu meiner M1000R etwas „rustikaler“ an. Kurvenbremsungen im Regelbereich versuche ich zu vermeiden, zumindest reagiert das System in dieser Situation bisher nicht übergriffig, in keinem ABS-Modus.
Zur Bremse selbst, die Wirkung selbst ist ok, verlangt aber eine hohe Handkraft. Vermutlich erfolgte hier eine defensive Wahl der Bremsbeläge aufgrund der ACC Funktion, weniger „griffige“ Beläge begünstigen eine „weiche“ Druckregelung der ACC Funktion am Vorderrad. Somit kommt es zu weniger starken Verzögerungsschwankungen bei Bremsdruckmodulationen. Der hydraulische Aktuator unterliegt wie jedes System gewissen Einschränkungen, insbesondere was die Genauigkeit der Druckregelung betrifft.
Hier fände ich es fair, wenn BMW Kunden, die ohne Innovationspaket bestellen, eine passendere Belagwahl zur Verfügung stellen würden. Aktuell wird jeder Besteller mit der identischen Bremsenkonfiguration „beglückt“. Weiterhin ist es bedenkenswert, die Performance der Bremse für eine Funktion zu beschneiden, die, zumindest in meinem Fall, nur eingeschränkt zur Verwendung kommt. Ist aber nur eine Vermutung.
ACC / SWW / FCW:
ACC funktioniert gut und ist ein echter Komfortgewinn, gemessen an der Funktion, welche ich aus meinem PKW kenne. Bemerkenswert ist die Motormomentenreduktion bei Kurvenfahrt, d.h. ohne „Ziel“ ,mit eingestellter Geschwindigkeit genauer in der Cruise ControlFunktion wird in Abhängigkeit der Schräglage die Geschwindigkeit reduziert. Im ersten Moment dachte ich „nanu, der Lümmel klaut mir Leistung“. Macht aber durchaus Sinn, denke ich. Ähnliches habe ich im PKW beobachtet, wenn auch weniger stark ausgeprägt.
SWW funktioniert gut, ein echter Sicherheitsgewinn, allerdings hauptsächlich auf mehrspurigen Strassen. Hier kann ich relativ gut zuordnen, welches überholende Fahrzeug die Warnung ausgelöst hat, d.h. es gibt keine langes „Nachblinken“. Im Pkw ist der Auslöser schon 100 m vorbei und es blinkt noch. D.h. dann, war der das oder kommt noch was? Passt in der GS wesentlich besser. Schulterblick ist aber immer angebracht.
FCW erzeugt Fehlauslösungen bei zügiger Landstraßenfahrt sowie im Ortsverkehr; auf der LS insbesondere bei doppelter Leitplanke. Die Bremsimpulse habe ich nach den Erfahrungsberichten hier proaktiv ausgeschaltet, nur die optische Warnung ist aktiv, die Sensitivität ist auf „mittel“ eingestellt. Hierfür habe ich dem Händler eine Mängelrüge ausgesprochen - wenn die Funktion deaktiviert oder entschärft werden muss ist es für mich ein nutzloses Feature. Die Funktion entspricht nicht dem Stand der Technik, d.h. in anderen Applikationen funktioniert dies wesentlich zuverlässiger. Ist aber bezahlt. Ob was draus wird, abwarten. Ich denke, die BMW Entwickler sollten sich noch einmal sehr genau überlegen, ob aufgrund einer unzuverlässigen Erkennung ein aktiver Druckaufbau am Vorderrad erfolgen sollte.
Fehlermeldungen:
1 X schwerer Motorfehler (vermutlich Unterspannung, wegdrücken und gut)
1 X Ausfall ACC (Deaktivieren - Aktivieren - Geht)
1 X Ausfall RDC vorne nach Zündung an (200 m Fahren und weg)
1 X Schlüssel nicht erkannt, Wegfahrsperre aktiv (Schlüssel auf die Antenne und gut)
Kein Fehler hat zu einem Stillstand der GS geführt.
Fazit:
Die negativen Punkte betreffen hauptsächlich den Komplex „Software“, diese kann verbessert und mit überschaubarem Aufwand geflasht werden. Viele Funktionen können deaktiviert werden oder man verkneift sich das Kreuzchen bei einigen Optionen. Für die Bremse wird es ggfs. andere Bremsbeläge geben.
Wenn die Community solche oder ähnliche Fehler offen mit dem Händler kommuniziert, wird es auch Nachbesserungen geben. Mein Eindruck ist, die BMWler sind mit der Bordnetzintegration, sowie den Funktionen nicht „fertig“ geworden. Aber das kann ja noch werden.
Der Motor, das Fahrwerk, das Handling, die Ergonomie bleiben aber sehr gut und machen für mich den Fahrspass aus.
Es wird für mich auf auf sehr, sehr lange Zeit kein „MoppedNr18“ geben. Was ein sehr großes Kompliment and die GS und ihre Entwickler ist.
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