Da ich ja den meisten hier als Harleyfahrer bekannt bin, nun auch mal eine "Harleypanne", um das -nicht nur hier- weitverbreitete Vorurteil, Harleys hätten ständig Pannen, zu stärken
.
1996, es stand die 6th European HOG Rallye an, Ort war Desenzanzo/Gardasee/I, muss September gewesen sein.
Wir fuhren zu viert, am ersten Tag von H bis Marktoberdorf/Allgäu, wo wir im Gästehaus einer Gastwirschaft übernachteten.
Essen sehr gut, Bier sehr gut
, Geruch am Eingang zum Gästehaus weniger gut, weil der örtliche Jäger da irgendwas versprüht hatte, das ziemlich streng wie "eingeschlafene Füße" roch und die süßen, kleinen Marder
fernhalten sollte, die wohl schon mehrfach Schaden angerichtet hatten (Naja, wenn ich ihnen "Leckerlis" in Form gut riechender Gummidichtungen anbiete, darf ich mich nicht wundern, wenn sie diese benagen, und sollte eher für schlecht riechende Dichtungen sorgen, als ihnen und den Menschen rundherum das Leben zu vergällen. Die "Kleinen" können nichts dafür!, aber das ist ein anderes Thema).
Weiter ging's durch die Alpen (Mo-Reutte-Lermoos-Reschen), bis wir in Naturns landeten. Der Rest der Mannschaft voraus, ich als letzter hinterher. Gut in der deutschen STVO geschulter, zudem höflicher, zuvorkommender Verkehrsteilnehmer der ich bin
, hielt ich vor einem Fußgängerüberweg, um einem alten Mütterchen Vortritt zu gewähren (kann auch ein junges Mütterchen gewesen sein, hat nicht viel Eindruck hinterlassen
).
Dann kam der Teil mit dem "wieder anfahren", der irgendwie nicht klappte. Erster Gang rein, Kupplung kommen lassen ... rrrrrrrrrr ?
Sofortige Erkenntnis: Da ist der Gang nicht richtig drin!
Also nochmal beherzt auf den Schalthebel getreten, Kupplung ... RRRRRRRRRRRRRRRR ....???
Anderen Gang probieren ...RrRrR ... oder so ähnlich
.
Kein Vortrieb, egal in welchem Gang, nur das "rrrrrrrrr".
Es dauerte eine ganze Weile, bis die Kumpels wieder zurückkamen. Hat schließlich etwas gedauert,bis sie merkten, daß ich fehlte, dann haben sie eine kleine Weile gewartet, daß ich auftauchte und sich schließlich entschlossen, umzukehren und mich zu suchen.
Gemeinschaftliches eruieren des Problems half auch nicht weiter, es ging einfach nicht. Ergo: Ich bin seit Jahrzehnten ADAC-Mitglied, wir rufen jetzt den ADAC an. Freund Peter hatte ein Handy (was 1996 noch keine Selbstverständlichkeit war) und wir riefen den ADAC Mailand an. Das nette Mädel am anderen Ende nahm meine Daten auf und wollte dann wissen, wo ich mich befand (weibliche Neugier
):
"Naturns, irgendwo vor Meran"
"Nee, schon klar
, aber: Wo in Naturns?"
"??"
"Ich brauche einen Straßennamen, um den Abschlepper schicken zu können"
"???"
Es war Siestatime, das "Mütterlein" am Fußgängerüberweg war wahrsch. das einzig wache, da beheimatete Wesen zu dieser Zeit
. Aber, direkt an der Durchgangsstraße war eine Carabinierikaserne, Eingang in der Nebenstraße, die da einmündete. Ab zum Eingang, geklingelt (Ein ZAUN aus HOHEN, extrem DICKEN Stahlträger mit DICKEN Verstrebungen schützten das Gelände). Am Gebäude öffnete sich, nach längerem Klingeln, eine ganz offensichtlich extrem stark verglaste Tür, ein Carabinieri mit angeschlagener MP erschien, durch die Tür gedeckt, sowie ein zweiter, der etwas vortrat und wissen wollte, was es mit der Klingelei auf sich habe. Nach einiger Erklärung mit Händen u. Füßen, deutschenglischitalienisch (Swahili?
) bequemte sich der unbewaffnete zu mir zum Tor und nahm das Handy, um dem Mädel in Milano erklären zu können, wo wir uns befanden (der Bozener Dealer hat mir später erklärt, warum die uniformierten Jungs so vorsichtig waren. Sie wurden wohl öfter Opfer von Attentaten nach Unabhängigkeit strebender -deutschstämmiger?- Tiroler und waren deswg. extrem vorsichtig).
Keine Stunde später kam der Abschlepper, Maschine hinten drauf, und ab ging's zuerstmal zum Abschlepperhauptquartier in Meran. Da wollte ich nat. nicht hin, ich wollte die Maschine zu einem Harleydealer haben, und der nächste war in Bozen. Nach einiger Diskussion mit dem Chef des Abschleppdienstes, unterstützt von einem seiner Angestellten, brachen wir nach Bozen auf (besagter Angestellter wollte in Bozen seine Familie besuchen und hatte so Gelegenheit, auf Firmenkosten zu fahren).
Angekommen in Bozen beim Harleyhändler, war der nat. nicht da, sondern bereits in Desenzano (quasi ein "Heimspiel" für ihn, es war Donnerstag, und Freitag fing die Veranstaltung an). Mutter u. Schwester waren da, meine Maschine kam in die Werkstatt, mein Gepäck auf die anderen Maschinen, ich auf den Sozius von Mitstreiter/Namensvetter Uli. Ein Hotel wurde empfohlen, angerufen, hingefahren, genächtigt. Am nächsten Tag ging's weiter zum Gardasee, wo wir in Riva einen anderen Trupp aus H trafen. Gemeinsam auf nach Desenzano, Zelte aufgebaut, und dann war mein erster Weg zum Zelt des Bozener Dealers. Nach meiner Schilderung meinte er, er wisse was das Problem sei, würde es sich am Montag, nach der Veranstaltung, anschauen. Ich sollte am Dienstag anrufen, dann wisse er sicher, was es sei.
Veranstaltung besucht, Touren rund um den Gardasee gemacht (Sozius zu sein ist hoffentlich nicht mein Schicksal
), Sonntags trafen unsere Frauen ein. Im "Kleinwagen", zugelassen für 5 Personen, darin sind wir dann ein paar Mal zu sechst gefahren, inkl. div., z.T. größerer Karnevalsmasken in der Szene bekannt sehr guter Hersteller -Preise gemäß "Vitamin B"-Ware, nicht denen für Touris
, und allein Freund Peter beanspruchte wg. Größe über 190cm und Masse mehr als einen Platz
.Die Zelte waren bereits abgebaut, zusammen haben wir nach einem Hotel gesucht und sind in Garda fündig geworden (
Hotel "Roma". Sehr angenehmer Aufenthalt, Mopeds damals in bewachtem Park Areal wenige Gehminuten entfernt. 12 Jahre später sind wir in der gleichen Konstellation gezielt da hin gefahren, Hotel renoviert, sehr empfehlenswert, Mopeds in bewachter Tiefgarage, ein paar mehr Gehminuten weg, aber kein Problem. Man kannte Peter noch, wie mich auch, erinnerte sich daran, daß ich ganz früh am Frühstücksbuffet war, 1-2 Stunden frühstücken konnte ... und wir waren wirklich nicht unangenehm aufgefallen, schließlich waren unsere Frauen auch beim ersten Besuch dabei
)).
Garda genossen (die Frauen die Einkaufsmöglichkeiten, wir Männer eher die "faule Aussicht auf den See", hab aber auch Geld für maßgeschneiderte Lederjacken und Kleinkram vor Ort gelassen).
Dienstag habe ich den Dealer angerufen, und es war, wie erwartet, ein bekanntes Problem. Die Innenverzahnung des vorderen Riemenrades des Sekundärriemens war defekt. Harley hatte die Verzahnungsbreite bei '91?-'93er Modellen halbiert, das Rad fing an auf der Welle zu arbeiten, die Sicherung(smutter) löste sich, das Rad wanderte nach außen, die Verzahnung von Rad u. Welle überdeckten sich noch weniger, und das -zum Glück weichere- Rad gab letztendlich auf ... rrrrrrrrrr
. Ersatz war montags bestellt worden, das Moped sollte Mittwoch nachmittags fertig sein.
Donnerstag sind wir von Garda nach Bozen gefahren, das Moped war fertig, Kosten ca. 700.-DM/350€. Tip vom Bozener Dealer: "Wenn Du zuhause bist, geh zum Matthias -die beiden kannten sich- u. lass einen Kulanzantrag stellen". Passte, Material wurde in H ersetzt, über die Hälfte der Summe, Arbeitszeit musste ich selber zahlen, aber das Moped war ja auch schon einige Jahre aus der Gewährleistung raus.
Apropos "Hälfte der Summe":
Die Verzahnungsbreite des neuen Riemenrades hatte sich verdoppelt -oh Wunder- und war wie in den Bj.n zuvor. Das Salär des "Einsparers an Verzahnungsbreite" hatte sich zwischenzeitl. wahrsch. auch verdoppelt, hatte er doch wertvolle Maschinenzeit zum Stoßen der Verzahnung gespart, war die Treppe rauf gefallen, und, nach Versagen der "Spar"-Aktion, wg. seines "Treppenfalles" nicht mehr verantwortlich
.
Grüße
Uli