Ich habe beim Verladen meiner GS (als ich noch eine hatte) festgestellt, daß die Hinterradbremse nur dann beim Ziehen des Handhebels bremst, wenn die Zündung eingeschaltet ist.
An meiner R1200RS und K1300S ist es bei auf dem Hauptständer stehendem Motorrad folgendermaßen:
Zieht man bei ausgeschalteter Zündung den Handbremshebel, kann man das Hinterrad frei drehen, d.h. hinten wird nicht gebremst.
Zieht man bei eingeschalteter Zündung den Handbremshebel, kann man das Hinterrad zunächst drehen. Nach wenigen Winkelgraden Drehung gibt es irgendwo "elektromechanische" Geräusche und das Hinterrad wird gebremst. Im Handhebel ist dabei nichts zu spüren. Ich schließe daraus, daß der Druck für die Hinterradbremse von irgend einer Art "Pumpe" erzeugt wird.
Wenn man zunächst sehr wenig am Handhebel zieht, kann man das Hinterrad gegen die Bremskraft weiter drehen. Erhöht man die Kraft am Handbremshebel kontinuierlich, wird, jeweils begleitet von einem "elektromechanischen" Geräusch, die Bremskraft am Hinterrad in Stufen erhöht, nach zwei bis drei solchen Schritten kann man das Rad nicht mehr drehen.
Wenn man lediglich das Fußpedal bedient, hat dieses einen gewissen Leerweg und eine spürbare Elastizität beim Kraftaufbau.
Hat man vorher mit dem Handhebel wie beschrieben Druck im hinteren Bremskreis aufgebaut, hat das Fußpedal nur noch einen geringen Leerweg und trifft dann auf einen harten Widerstand (spürt man auch beim Fahren, wenn man zunächst den Handhebel zieht und danach zusätzlich auf den Fußhebel tritt).
Da bei unbetätigtem Fußhebel die Ausgleichsbohrung am Bremszylinder offen ist, muß es in der druckerzeugenden Einheit eine Art Rückschlagventil geben, das verhindert, daß der Druck aus dem Hinterradbremskreis zum Zylinder am Fußhebel wandert, sonst würde dort die Bremsflüssigkeit in den Ausgleichsbehälter schießen und keine Bremskraft aufgebaut.
Vermutlich wird von der "Pumpe" im hinteren Bremskreis ein Druck aufgebaut, dessen Höhe vom Druck im vorderen Bremskreis und anderen Parametern abhängig ist. Wenn nun im hinteren Bremskreis Luft vorhanden ist, wird halt so lange gepumpt, bis der gewünschte Druck erreicht ist. Der "Hebelweg" der "Pumpe" ist lediglich durch die Menge der vorhandenen Bremsflüssigkeit in irgend einem Reservoir begrenzt. Dies würde erklären, daß die Hinterradbremse bei Betätigung des Handhebels immer noch die volle Leistung bringt, auch wenn sie bei alleiniger Betätigung des Fußhebels nahezu wirkungslos ist.
Ich könnte mir aber vorstellen, daß dann die Regelgüte des ABS negativ beeinflußt wird, da die zusätzliche Elastizität des komprimierten Luftvolumens die Frequenzen des Hydromechanischen Systems verstimmt.
Dies wird, wenn es so oder ähnlich ist, den Jungs bei BMW viel besser bekannt sein, als hier spekuliert werden kann.
Interessant fände ich aber mal folgenden Versuch eines derjenigen, die gerade ein wirkungsloses Fußpedal haben:
- Motorrad auf Hauptständer bocken
- Fußbremse betätigen und Pedalnachgiebigkeit erspüren
- Fußhebel wieder loslassen
- Zündung einschalten
- Kräftig den Handbremshebel ziehen
- Hinterrad drehen, bis Bremswirkung einsetzt
- Bei weiterhin ununterbrochen gezogenem Handhebel jetzt wieder Fußhebel betätigen und Pedalnachgiebigkeit erspüren
Meine Theorie: Ist der Hebel jetzt weiterhin sehr nachgiebig, sitzt die Luft in der Leitung zwischen Bremszylinder am Pedal und dem ABS-Modul. Geht der Hebel jetzt nach kurzem Leerweg gegen einen knallharten Widerstand, sitzt die Luft in der Leitung zwischen Radbremszylinder und ABS-Modul. Vielleicht verteilt sich die Luft aber auch im gesamten System, dann bliebe der Fußhebel "matschig" und dennoch wäre Luft im Radbremskreis nicht ausgeschlossen. Wird der zuvor wirkungslose Fußhebel bei diesem Prozedere aber auf einmal steinhart, so ist die Luft nicht auf der Strecke Fußbremszylinder - ABS-Modul zu suchen, denn diese Luft hätte beim Druckaufbau im Hinterradkreis via Handbremshebel aufgrund der bei unbetätigtem Fußhebel offenen Ausgleichsbohrung nicht komprimiert werden können.