Das mit dem Charakter kann man natürlich übertreiben, aber die Kombination aus längs eingebautem Zweizylinder-Boxer und Kardan ist eben typisch BMW. Typischer noch als das Telelever-Fahrwerk, das ja offenbar 20 Jahre nach seiner Einführung wieder vor der Ablösung steht. An der abgebildeten S1000XR ist nichts typisch BMW. Die könnte ebensogut von Suzuki kommen - und vielleicht macht Suzuki so was ja auch noch mal. Übrigens war die Notwendigkeit einer Luftkühlung Geburtshelfer des BMW-Boxer-Layouts: Ursprünglich hatte der Motor nämlich quer eingebaut werden sollen, d.h mit einem Zylinder nach vorn und einem nach hinten. Dies erwies sich jedoch als thermisch schwierig, weil der hintere Zylinder keinen Fahrtwind bekam. Also ordnete Max Fritz den Motor längs an, was ihm auch die Möglichkeit gab, einen Kardan ohne Primär-Umlenkung zu bauen und das Getriebe hinter dem Motor anzuordnen. Dieses Layout weist in sich eine Art zwingende Logik auf, die der neue Wasserboxer in dem Sinne nicht mehr hat (man sehe sich nur mal den Verlauf der Kraftübertragung an). So gesehen ist eine aktuelle GS weniger "logisch" als etwa eine Yamaha 1200ST - was deshalb ja nicht heißen muss, dass sie ein schlechtes Motorrad ist.
Der Vierzylinder-Reihenmotor, quer eingebaut mit Getriebe im Motorgehäuse, ist eigentlich klassisches Japanerland. Es ehrt die BMW-Konstrukteure, dass sie so was auch können, aber es nimmt den so ausgestatteten Maschinen ihr Alleinstellungsmerkmal. Für mich ist das mental so etwas wie dieser neue BMW Active Tourer: Um mir einen Minivan mit Frontantrieb und Quermotor zu kaufen, muss ich nicht zu BMW gehen. Und BMW muss mir erst mal erklären, was an ihrem Minivan besser ist als an der Konkurrenz von VW, Renault oder Toyota.