Ausflug mit den "Boxerfreunden"...letzter Teil (endlich)
...Die Mittagspause wurde auf scheinbar typische "Boxerfreunde"art ausgiebig zelebriert. Natürlich in einem dieser idyllischen Ausflugslokale.
Die völlig überforderte Aushilfskellnerin musste den meisten der Freunde die umfangreiche Speisekarte genauestens erläutern. War aber auch sehr klein diese Schrift.
Nachdem ich mich aus meiner Jacke gepellt und die Bestellung aufgegeben hatte, beschloss ich mal nach meiner unterforderten Q zu sehen.
Entgegen meinen Befürchtungen war mein Tank während der ersten Stunde dieser Rallye nicht übergelaufen, obwohl ich diesen ominösen " Sicherheitsüberlaufgumminöppel" schon vor Monaten entfernt hatte. Konnte doch kein Mensch ahnen, dass man dieses Teil irgendwann einmal ängstlich vermissen würde. Die Tankanzeige meldete dann auch nach mittlerweile über 150 km immer noch "ganz voll". Aber das bedeutete nach meiner bisherigen Erfahrung eigentlich recht wenig. Direkt nach"ganz voll" kommt dann ja immer sofort "halbleer".
Der Ernst als erfahrener Boxerfreund, hatte scheinbar ebenfalls wenig Vertrauen in die volle Funktionsfähigkeit der elektronischen Komponeneten seines Gefährts. Er fummelte und drückte jedenfalls mit Inbrunst an seinem neuen Navi herum. Sicherlich versuchte er alle unbefestigten Straßen aus dem geplanten weiteren Tourverlauf auszuschließen. Wahrscheinlich auch deshalb, weil er gerade eben noch zwar eher vorsichtige, wenn auch deutlich vernehmbare Kritik wegen seines "Geländeausflugs" zur Kenntnis nehmen durfte.
Die Gesprächsinhalte der mittlerweile fröhlich schmausenden Boxerfreunde drehten sich meist um diverse Hobbys, Kinder, Enkel, Haustiere (Karin hat 3 Katzen) und ähnlich spannende Dinge.
Die Atmosphäre erinnerte mich irgendwie an die "Goldene Hochzeit" meiner toten Oma (die hatte aber keinen Führerschein).
Mehr interessiert an Boxer-Themen hörte ich mich weiter um.
Claudia und ihre gute Freundin hatten zwar kein Boxer aber wenigstens ein ähnliches eher sportliches Thema.
Angeregt unterhielten sie sich mit Werner (alias Alm-Öhi) über die Leistungen und Erfolge der deutschen Damenfußball-Nationalmann/frauschaft. Weiterhin ahnungslos hatte sich Werner mutig aber völlig zwecklos als Fan geoutet.
Der Hellmut war in Zweitfunktion offenbar auch noch der Hof-Fotograf der Boxerfreunde. Er sprang jedenfalls eifrig zwischen den Tischen herum um spontane Schnappschüsse mit einer winzigen Digitalkamera anzufertigen.
Endlich ging es dann irgendwann weiter.
Der, wenn auch eher dramatische Höhepunkt dieses Tages stand uns noch bevor.
Karins großer Auftritt gewissermaßen. Aber immer der Reihe nach.
Die Karawane zog also so vor sich hin, als plötzlich Werner auf seiner ollen R 75/X entgegen der Fahrtrichtung vorbeirumpelte. Irgendwas von..UNFALL..rufend versuchte er scheinbar den Hellmut am Ende der Schlange zu erreichen.
Der Trauerzug stoppte und blieb gemäß den vorher festgelegten Regeln stehen, um weitere Anweisungen der Führung abzuwarten.
Meinem anarchischen Charakterzug folgend und im vollen Bewußtsein meiner überdurchschnittlichen Ersthelferqualitäten, nutze ich die Gelegenheit um den Katalysator endlich auf Betriebstemperatur zu bringen.
Ich zog eine gelbe Linie an der Kolonne entlang zum Schauplatz der vermuteten Katastrophe.
Kurz hinter einer leichten Fahrbahnkrümmung (Kurve wäre zuviel gesagt) hatte die arme Karin eine breite Schneise in den Wald geschlagen.
Bei genauerer Betrachtung stellte sich dann allerdings heraus, dass die Schneise wohl doch schon vorher existiert haben mußte.
Was war geschehen?
Die gute Katzenfreundin hatte wohl im Geschwindigkeitsrausch die Kontrolle über ihre alte 800er verloren, und war schnurstracks geradeaus in den Wald gefahren.
Da stand sie nun. Schmutzig aber scheinbar unverletzt, und starrte traurig auf ihre waidwunde Kuh. Diese nun lag mitten in der Botanik, mehr auf dem Rücken als auf der Seite und streckte alle Viere von sich. Wärs ein Pferd gewesen hätte man ihm wohl den Fangschuss gegeben.
Natur und Technik stattdessen. In den jahrzehntealten Speichen hatte sich diverses Grünzeug verfangen....ein surreales Bild. Fast ein Kunstwerk.
Die Künstlerin hingegen war überhaupt nicht empfänglich für derartige Impressionen. Ergebnislos zerrte sie an ihrem Werk herum.
Nun trafen auch Hellmut und Werner am Schauplatz der Tragödie ein, und übernahmen sofort das Krisenmanagment.
Die Kuh wurde nun unter Einsatz aller Kräfte geborgen, und nach fachkundiger Begutachtung für fahruntüchtig erklärt.
Karin ebenfalls, aber eher aus psychologischen als aus technischen Gründen.
Als begnadeter Ersthelfer hatte ich mich zwischenzeitlich vom ordnungsgemäßen Zustand der Pilotin überzeugt. Sofern meine eher auf die normale menschliche Anatomie ausgerichtete Ausbildung dies eben erlaubte.
Die Kuh benötigte nun eine Transportmöglichkeit, ebenso die schmutzige Karin.
Ein guter Bekannter von Werner, glücklicher Besitzer eines Kleintransporters, erklärte sich telefonisch bereit den Kuhtransport zu übernehmen.
Was nun Karin angeht, stellte ich insgeheim folgende Rechnung auf:
[435-(225+Zubehör+Ich)=Karin]
Nie und nimmer würde diese Rechnung aufgehen.
Hartmut hingegen hatte wohl in der Schule in Mathematik öfter gefehlt.
Oder aber er war tatsächlich todesmutig oder anderweitig eigenartig veranlagt.
Hartmut übernahm den Schwerlasttransport freiwillig (aber zuvor hat er hektisch die Federbeinvorspannung soweit nach rechts gedreht, wie wohl kein Mensch jemals vor ihm ....zumindest bei diesem Modell).
Auch der Ernst hatte inzwischen, nach mehreren Kilometern, wohl bemerkt dass ihm niemand mehr folgte und war ratlos zurück geeilt.
Der Ältestenrat war dann komplett und hat beschlossen den Ausflug deutlich zu verkürzen.
Das war es im Wesentlichen vom Ausflug der Boxerfreunde.
Eher was Beschauliches...aber man kann ja nicht immer nur "Herbrenngeschichten" zum Besten geben.
Obwohl...die ein oder andere mehr oder weniger spannende Geschichte ...hätte ich vielleicht noch auf Lager.