na na na na!
Beruhigt euch ersma. Vielleicht können wir dann wieder sachlich diskutieren.
1. Durch die aktuellen Ereignisse in Japan steht für uns in Deutschland (beileibe nicht in Frankreich oder anderen EU Staaten!) fest, das die Atomindustrie abgebaut werden wird. Es wird dauern, aber sie wird in unserem Lande abgebaut. Weil politisch nicht vertretbar. Egal von welcher Partei, weil die Menschen das so wollen. Sieh die "Rockfordwende" einiger Fraktionen in unserm Lande kürzlich.
2. Alternativen müssen her. Zum einen muss ein Netzausbau erfolgen, damit die dezentral erzeugte Energie (und dabei ists egal aus welchem Energieträger) vom Erzeugungsort zum Verbraucher transportiert werden kann. Wie ich schon schrub müssen die Netze den neuen Anforderungen (den Strom nicht nur in die eine, sondern auch in die andere Richtung transportieren zu können) erheblich ausgebaut werden. Zum anderen müssen die Alternativen ohne jegliche Förderung auskommen können. sonst sind sie schon mittelfristig nicht finanzierbar, da jegliche Förderung auf den Strompreis aller Verbraucher umgelegt wird. Ich denke da wird auch niemand drüber diskutieren wollen das das so ist.
3. Daraus ergeben sich in der Übergangszeit (ich denke da so an die nächsten 10-15 Jahre bis die Atomkraft zmindestens abgeschaltet sein könnte, aber beileibe noch nicht komplett demontiert und entsorgt) zwei Kurven. die eine beschreibt die tatsächlichen Kosten für eine erzeugte Kilowattstunde Photovoltischen Stroms z.B. in Abhängigkeit zur Absenkung der Förderung (der die Solarindustrie bei der aktuellen EEG Novelle wohlgemerkt zugestimmt hat!), die andere beschreibt die Strompreiserhöhungen, in die auch (neben eventuellen anderen Gründen) die EEG und KWKG Umlage eingerechnet wird. Spätestens hier wird deutlich, das sich die beiden Kurven sehr bald schneiden werden. Wenn man hier noch betrachtet, das z.B. die vorrangig selbstgenutzte Energie in beiden Gesetzen ein fest verankerter Bestandteil ist, ergeben sich z.B. für Gewerbebetriebe mit einem hohen Tagesminima an benötigter Leistung auch ohne Förderung interessante Potientiale. Im Klartext bedeutet das, das: Wenn ich als Gewerbetreibender heute z.B. eine PV-Anlage von 30 KW instaliere, und dazu noch mindestens 30 KW Leistung tagsüber benötige, dann habe ich für den gesamten Lebensdauerzeitraum (in der Regel 20-30 Jahre!) der Anlage einen stabilen Strompreis für den selbstgenutzten Anteil. Und das auch ohne Förderung, die letztendlich die finanzschwache Allgemeinheit belastet, die sich derartige Anlagen nicht leisten kann. Anderherum abgesehen davon, wenn sich alle so eine Anlage kaufen würden und den Strom den sie nutzen selber produzieren würden, auf wen könnte dann die Förderung umgelegt werden? Zum Glück sind wir davon (derartige Anlagen wirtschaftlich ohne Förderung zu beteiben) nur noch 1-2 Jahre entfernt.
4. Um unsere Energie in unserem Lande umweltfreundlich zu erzeugen, sind Photovoltaikanlagen denkbar ungeeignet, weil zu teuer und zu ineffektiv. Effiziente Energieerzeugung geht numal nur durch Wind, Wasser und die liebe alte Dampfmaschine (Dampf-Turbine). Wind ist noch ein wenig ausbaubar, Wasser schon eher weniger. Beides wird nicht reichen. Bleibt noch die Turbine, die aber um Himmels willen nicht mit Atomen angeheizt werden sollte. Hier kann ich nur auf die Parabolrinnentechnik verweisen, die ich schonmal beschrieben hab. Siehe hier:
http://www.gs-forum.eu/showthread.php?p=734784#post734784 , ein paar Links wie es gemacht wurde in Spanien sind auch dabei.
5. Letztendlich sollte jedem klar werden, das daraus zwei wesentliche Probleme zu meistern sind. Zum einen der Transport (wo wir wieder beim Netzausbau wären) und zum anderen die Speicherung von Energie. Pumpspeicherwerke scheiden hier eher aus, da sie lediglich zur Spitzenlastversorgung geeignet sind. Hab mal das Pumpspeicherwerk in Belgien in Vianden besucht und auf nem 38 m Durchmesser liegenden Generator gestanden. Auf meine Frage hin wie schnell und wie lange man Vollast abgeben kann kam die Antwort: in 60 Sekunden für nicht ganz ne Stunde. Demzufolge bleiben nur andere Speichertechnologien übrig. Pumpspeicher scheidet also aus, ausser man wollte sämtliche Berge von Hamburg bis zur Zugspitze absägen und derartige Speicher bauen. Vielduskutiert wird auch das virtuelle Kraftwerk mit 2-Energierichtungsmessungen für millionen von Elektrofahrzeuge, die ja üblicherweise die meiste Zeit herumstehen würden und auch in Wind oder sonneschwachen Zeiten Energie ins Netz abgeben könnten gegen eine Vergütung für die Besitzer. Aber auch hier steht der hohe Preis (so ein teuerer Akku für maximal 1000 Ladezyklen?) und die Ineffiziens im Weg. Die Batterietechnik ist halt nicht soweit. Und die Netze, die erst noch ausgebaut werden müssen sind dafür auch noch lange nicht intelligent genug. Ne dicke Strippe, die in beide richtungen funktioniert ist da beileibe nicht ausreichend.
6. Visionen: Wenn man aber die Herausforderungen zu einem Paket zusammenschnüren würde, das heisst sinnvoller intelligenter Netzausbau, dann könnte es klappen. Z.B. eine Art von Energiespeicherung sind z.B. sämtliche Kühlhäuser. Mit geschätzter installierter Leistung von 10 % der gesamten Lastspitze, die je in Deutschland abgerufen worden ist. Hier müsste man eigentlich nur den Kühlhäusern und den Windrädern oder PV-Anlagen etc beibringen, miteinander zu kommunizieren. Auf einer Fachtagung wurde da das Energie-Butler Modell (ein inteliigenter Apparat in der Stromverteilung des Kunden, der imstande ist kontrolliert vom Benutzer programmiert durch variable Tarife gesteurt irgendwelche Verbraucher ein und auszuschalten) erwähnt. Ist z.B. sehr viel Wind oder Sonne vorhanden und es entstehen Überkapazitäten im Netz, ruft man via Internetz oder sonstwie alle Energie-Butler an und fragt nach, ob sie zum billigeren Preis X die überschüssige Energie verbrauchen wollen bzw können. Um da wieder auf das Beispiel der Kühlhäuser zurückzukommen würde das dort Sinn machen. Grosse dezentrale Leistungsanforderung die auch großen dezentralen Leistungsüberschuß abfangen könnte. Anderherum natürlich genauso. Ist zuwenig erzeugte Leistung vorhanden, schaltet man die Kühlhäuser einfach für ne gewisse Zeit ab, natürlich über den dann höheren Preis, den der Energie-Butler bemerkt. Somit wäre dann z.B. Mittags mehr Leistung für die ganzen Mittagessen kochenden "Frau Suhrbiers" vorhanden. Insgesamt gilt hier, je intelligenter das Netz durch schnelle Kommunikation zum Verbraucher, desto weniger klassischer Netzausbau durch "dicke Strippen ziehen" ist vonnöten.
Fazit: So sehr mich die Katastrophe in Japan aufregt, sehr schnell, so wie uns die Politik das glauben schenken mag kommen wir nicht aus der Misere. Schon gar nicht wenn man das ganze Dilemma global betrachtet. Und ich bin gottweiss nicht ein Befürworter der Atomindustrie. Im Leben nicht. Nur wenn wir auf unserem Planeten an einem Strang UND ausnahmsweise auch energietechnisch einigermassen in eine Richtung ziehen, könnten wir in einigen Jahrzehnten DIE Herausforderung des Jahrtausends meistern. Dazu gehören der unbedingte und schnelle und unbedingt intelligente Ausbau der Netze und die konsequente Überdenkung bisher nicht bedachter Speichertechnologien.
Oder wie seht Ihr das?
P.S. Ist nicht alles auf meinem Mist gewachsen, hatte da durch meinen Job soooon gewissen Blick über den Tellerand. Leider gehöre ich zum Fußvolk in meiner Branche und nicht zu den Häuptlingen, deren eigentliche Aufgabe unter anderem es wäre, sich derartige Gedanken zu machen..........