Ich kann mich daran erinnern, dass ich vor über zehn Jahren bei der Eröffnung des Tesla-Showrooms in München dabei war. Damals bestand die Produktionspalette ausschließlich aus dem Tesla Roadster, der auf der Lotus Elise basierte. Das Auto war im Grunde ein One Trick Pony, denn außer bei der Beschleunigung war die Elise dem Tesla Roadster in so ziemlich allen Belangen überlegen: Halb so teuer, halb so schwer, besseres Kurvenhandling, größere Reichweite, schnelleres Nachtanken. Dennoch, diese irre Beschleunigung hat etwas Unwirkliches. Der Wagen war damals mit rund 4 Sekunden von 0 auf 100 angegeben, das ist jenseits der Welt der Supercars schon eine wirklich ernste Ansage. Und die Beschleunigung ist halt anders, als man das von potenten Verbrennern kennt, nämlich einerseits völlig unaufgeregt und ohne Krawall und andererseits schlagartig. Die Videos auf YouTube, bei denen die Beifahrer im Tesla hilflos mit ihren Köpfen gegen die Kopfstütze knallen, sind jedenfalls nicht übertrieben. Es erstaunt mich deshalb kein Stück, dass es Leute mit kleinem Gemächt und gering ausgeprägtem sozialen Wesen reizt, mit einem solchen Auto andere zu necken.
Ist mir aber auch schon anderweitig passiert. Ich erinnere mich an eine Fahrt in einem 5er BMW Leihwagen auf irgendeiner Autobahn im Südwesten, das ist bestimmt schon 20 Jahre her. Ich hatte lange gearbeitet und wollte heim. Die AB war leer, ich trat die Karre auf der linken Spur, so gut ich konnte. Irgendwann lief ich auf einen Audi A4 auf, der da mit 120 auf der linken Spur rumtrödelte. Also, Gas wegnehmen, warten, dass er Platz macht, dann mal den Blinker setzen, vielleicht merkt er ja was, dann mal ein bisschen dichter auffahren, na ja, man kennt das ja. Mir fiel auf, dass der A4 offenbar getuned war, dicke Räder, tiefergelegt, rundum gecleaned. Nun ja, soll mir recht sein, ist ja nicht mein Auto. Okay, schließlich bequemte er sich auf die rechte Spur, gab Vollgas und fuhr mir weg. Fünf Kilometer trödelte er wieder mit 120 vor mir rum. Das Spiel haben wir dann noch dreimal gespielt, bis ich ihm dann mit der Brechstange, Ausdrehen bis in den Begrenzer etc. weggefahren bin.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich finde, dass Autorennen nur Spaß machen, wenn alle Beteiligten auf ein Rennen aus sind.
Noch was zum Tesla Roadster, an das ich heute manchmal denken muss: Der Wagen war damals mit einer maximalen Reichweite von 340 km angegeben, und die Pressefrau erzählte mir von einigen Roadster-Fahrern, die sich zwar immer wieder über die phänomenale Beschleunigung freuen würden, aber 340 km, das ist genau die Entfernung München-Zürich, und nicht wenige würden sich einen Sport draus machen, diese Strecke auch ohne Nachladen zu schaffen.
Ich versuche aktuell, beim Autofahren so wenig Sprit wie möglich zu verbrennen. Nicht nur wegen des hohen Spritpreises, sondern aus Prinzip. Putin soll sein Öl von mir aus selber saufen. Und tatsächlich, mit etwas Ehrgeiz ist das gar nicht so unlustig. Gestern war ich Tanken und habe danach meinen Bordcomputer genullt, und dann quer durch die Stadt zurück nach hause: 3,7 Liter auf 100. Geht doch;-) Klar, andere Leute behindern geht nicht, aber ehrlich gesagt, wenn irgendwo Tempo 50 erlaub ist und ich genau Tempo 50 auf der Uhr habe, dann muss das einfach langen.