Glauben macht Euch blind Wissen lässt Euch die sehen
Ab Baujahr 08 ,also die neue R1200GS so zu sagen hat das neue ABS . Einfach zu erkennen , an dem nicht mehr vorhandenen elektrisch gesteuert und angetriebenen alten ABS . Oder einfach gesagt die neue Summt nicht nicht mehr beim bremsen . Um mal ein Beispiel zu bringen was das ausmacht lest doch mal volgenden Text :
Tödlicher Unfall mit BMW Motorrad Integral-ABS: Im Zweifel für den Angeklagten
Artikel von Kai_Bohrmann vom 06.04.2007, 13:37 Uhr im Ressort Wirtschaft | 31 Comments
Am 26. August 2006 ereignete sich ein folgenschwerer Unfall mit einem [1] BMW Motorrad vom Typ R 1200 GS Adventure. Der routinierte Biker Klaus-Georg B. kam dabei ums Leben ([2] Polizeibericht). Besonders tragisch, denn genügend technische Sicherheit schien vorhanden: Die Maschine war mit dem Sonderzubehör BMW Motorrad Integral-ABS ausgerüstet.
Dabei handelt es sich um ein technisch komplexes Bremssystem, das mit insgesamt fünf Fahrerassistenz- und aktiven Sicherheitssystemen ausgestattet ist. Einem Antiblockiersystem (ABS), einem Bremskraftverstärker (BKV) mit der primären Funktionalität eines Bremsassistenten, einer Hinterrad-Abhebeerkennung zur Vermeidung von Überschlägen, einer Teilintegral-Funktion (Bremshebel aktiviert Vorder- und Hinterradbremse zugleich) sowie einer von der Beladung abhängigen Bremskraftverteilung auf Vorder- und Hinterrad.
Die Einstellung der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft
Die Staatsanwaltschaft Kempten stellte mit Verfügung vom 6. Februar 2007 das Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen „Verkehrsunfalls mit Todesfolge” ein:
“Der Grundsatz „im Zweifel für den Angeklagten”, obwohl ein derartiger Beschuldigter gegen Unbekannt noch nicht existent ist, gebietet, dass die Ermittlungen nicht fortgeführt werden. Dann auch wenn die Bremsanlage fehlerhaft gewesen wäre und hierbei eine Verantwortlichkeit beim Motorradhersteller bzw. Ingenieuren des Motorradherstellers zu suchen wären, konnte der Sachverständige andere Unfallursachen, die evtl. auch ausschließlich im Bereich des Verunglückten liegen, nicht ausschließen. Dieser Zweifelsgrundsatz gebietet, dass die Ermittlungen nicht fortgeführt werden.”
Angesichts der genannten Gründe, wird kein verständiger Jurist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Kempten anzweifeln wollen.
Die Akte der Staatsanwaltschaft
Die Ermittlungsakte der Staatsanwaltschaft überrascht dennoch mit einigen Besonderheiten, die Ausgangspunkt für weitere Überlegungen und Rückblicke sein können.
Zum einen ist darin ein Artikel über das BMW Motorrad Integral-ABS enthalten, wie er exklusiv nur in der Readers Edition am 29. Dezember 2006 veröffentlich wurde ([3] PDF, 148KB). Zwischenzeitlich ist dieser lektoriert, im Detail erweitert und kommentiert bei [4] Motor-Kritik erschienen.
Zum anderen brachte die Diagnose des Bremssystems BMW Motorrad Integral-ABS insgesamt drei Fehlermeldungen sowie eine Parameterabweichung zum Vorschein. Darunter auch „Interner Steuergerätefehler“ und „zu hoher Druck im hinteren Radkreis“.
Die zuletzt genannte Fehlermeldung alleine bewirkt ein Abschalten von fünf Fahrerassistenz- und aktiven Sicherheitssystemen. In einem solchen Fall steht nur die so genannte Restbremsfunktion zur Verfügung. Von der BMW Group wird das als „Abschaltung der Aktiv-Bremse“ bezeichnet. Im vorliegenden Fall könnte es sich dabei, ausschließlich nach Angaben der BMW Group, um einen sporadischen Fehler gehandelt haben.
Bis heute sind allerdings die Besitzer nicht darüber informiert und vor allem deutlich gewarnt worden, dass es beim BMW Motorrad Integral-ABS überhaupt zu sporadischen Fehlern und damit zu einem vorübergehenden, nicht weiter erklärbaren Abschalten der fünf Systeme kommen kann.
Dieser Sachverhalt des sporadischen Abschaltens der „Aktivbremse“ widerspricht ganz offensichtlich dem häufig von BMW erweckten Anschein der Zuverlässigkeit des Bremssystems BMW Motorrad Integral-ABS.
BMW-Qualitätschef beurteilte Auswirkungen und Rückfallebenen als ungenügend konzipiert
Im September 2004 teilte Dr.-Ing. Robert Kahlenberg, der verantwortliche Leiter des Qualitätsmanagements bei BMW-Motorrad, mit, dass die Komplexität des Bremssystems unbefriedigend sei und eine Fehlerfreiheit der gesamten Produktion nicht sichergestellt werden könne. Und weiter:
“Das System ist in seinen Auswirkungen und Rückfallebenen ungenügend konzipiert. = Nachfolgesystem.”
Seine Beurteilung veröffentlichten [5] Der Spiegel, die [6] Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau im Juli 2005.
BMW hatte Kenntnis über Unfälle bei „Abschaltung der Aktiv-Bremse“
Der Leiter von BMW Motorrad, Dr. Herbert Diess, äußerte sich in einem [7] Interview mit der Netzeitung im Sommer 2005 zu Unfällen, die durch eine Abschaltung der Aktiv-Bremse zustande gekommen sind:
“Und es gab eine Anzahl von Rückfällen in die Sicherheitsebene, dabei aber keine ernsten Unfälle.”
Die [8] Sunday Times berichtete bereits am 7. November 2004 ebenfalls über Unfälle wegen der Aktivierung der Restbremsfunktion. Genauer über zwei Stürze von Journalisten und Fach-Redakteuren. Ferner informierte die Sunday Times ihre Leser in ihrem Artikel über die Vermutung von generellen Problemen („intermittent fault“) beim BMW Motorrad Integral-ABS seitens des Chefredakteurs der australischen Fach-Publikation Two Wheels, sowie über die prinzipielle Ablehnung des Bremssystems bei der populären US-Fachzeitschrift Motorcyclist Magazine wegen konzeptioneller Verfehlung:
“BMW’s servo-assisted system is, we believe, a prime example of misguided technology.”
BMW: Keine Aufklärung, Kein Rückruf und späte Beseitigung nur eines Teils der Gefährdungen
Noch im März 2005 äußerte sich ein BMW Manager in einem Interview der Fachzeitschrift MO dahingehend, dass eine detaillierte Aufklärung der Benutzer nicht notwendig sei:
“Die Bedienungsanleitung enthält nach unserer Meinung alle notwendigen Hinweise, mehr halten wir aus heutiger Sicht wirklich nicht für notwendig.”
Etwa ein halbes Jahr später, nach der Einleitung staatsanwaltlicher Ermittlungen, unterrichtete BMW Motorrad die Besitzer detailliert in einem [9] Zusatz zur Bedienungsanleitung. Auf vier Seiten wurde über die Benutzung der Bremsanlage und dem Umgang mit ihren Phänomenen detailliert aufgeklärt und auf die Risiken bzw. Grenzen des Systems hingewiesen. Bei dem vereinfachten Rückruf der Bedienungsanleitungen handelte es sich um eine Maßnahme zur Beseitigung erheblicher Mängel für die Verkehrssicherheit auf der Basis von [10] § 35 Abs. 2 Nr. 1 StVG.
Ein Rückruf zur konstruktiven und damit tatsächlichen Beseitigung aller aufgeführten oder zumindest einzelnen Gefährdungen wurde von BMW kategorisch ausgeschlossen.
Ab Dezember 2005 sind an Neu-Motorrädern Änderungen in der Serie verbaut worden, um eine einzige Gefährdung abzustellen, nämlich den möglichen Ausfall des ABS durch „Überdrücken“. Eine Situation, die nach Angaben von BMW nur unter den besonderen Bedingungen von Fahrsicherheitstrainings vorkommen könne. Ab März 2006 sind ferner, zunächst unbemerkt von den Medien, nur 90.000 von 260.000 Empfänger des [11] Zusatzes zur Bedienungsanleitung angeschrieben worden. Ihre Motorräder sollten im Rahmen einer [12] freiwilligen technischen Aktion (und nicht einem Rückruf auf der Basis von § 35 Abs. 2 Nr. 1 StVG) die gleiche Änderung wie die Neu-Motorräder erfahren.
Auf die Frage, warum nicht auch und insbesondere die zahlreichen anderen Gefährdungen beseitigt wurden, die ebenfalls im [9] Zusatz zur Bedienungsanleitung enthalten waren, zumal gerade diese in jedem Fall im öffentlichen Straßenverkehr auftreten, wusste der Präsident des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) am 16. Februar 2007 keine Antwort: Diese Frage könne nur BMW beantworten.
KBA: Untersuchungen und Änderung der gesetzlichen Anforderungen gefordert
Am 23. Mai 2006 teilte das KBA mit, dass die Abschaltung der Aktivbremse kritisch gesehen werden könnte:
“Deshalb wird das KBA hierzu beim Verordnungsgeber anregen, über eine Konkretisierung diesbezüglicher gesetzlicher Anforderungen für die Zukunft zu diskutieren. Schwerpunktmäßig sollte die Eignung verschiedener Warnsignale bei Ausfall einer vorhandenen Bremskraftunterstützung und ggf. das notwendige Restbremsniveau untersucht werden.”
Es ist zwar nicht korrekt, das Abschalten von fünf Fahrerassistenz- und aktiven Sicherheitssystemen lediglich als „Ausfall der Bremskraftunterstützung“ analog zu Vorkommnissen bei Autos zu bezeichnen, aber auch Herr Eckhard Zinke, der Präsident des KBA, benutzt diese Sprachregelung noch am 16. Februar 2007:
“Im Einzelfall eintretende Gefährdungen durch den Ausfall einer Bremskraftunterstützung wurden nicht in Abrede gestellt. Hier möglicherweise zu einer weiteren Reduzierung von Gefährdungen zu kommen, wurde vom KBA beim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) angestoßen.”
Ungeklärt ist nach wie vor, wie der Präsident des KBA zu der Beurteilung gekommen ist, dass beim Abschalten der Aktivbremse die dann vorhandene Restbremse dosiert werden könne. Zumal diese Beurteilung undifferenziert für alle Iterationen des BMW Motorrad Integral-ABS von 2001 bis 2006 gilt. Von Bremsenausfällen betroffene Fahrer, soweit sie überlebt haben, bezeichnen die Restbremse als „[14] schwer dosierbar“ oder als „[15] Komplettausfall der Bremsanlage“. Ob sich die scheinbaren Ungereimtheiten beim KBA auf der Basis des Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) hätten klären lassen, ist höchst unwahrscheinlich ([16] RE Artikel 3.4.2007).
Das Ministerium gibt keine Auskünfte
Auf eine Rückfrage beim Ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), ob die Anregungen vom KBA umgesetzt wurden, beispielsweise Untersuchungen einzuleiten und ggf. die Typenzulassungen zu ändern, gab es keine qualifizierte Antwort. Der zuständige Beamte wollte sich am 14. März 2007 nicht „über eventuell notwendige oder nicht notwendige gesetzliche Maßnahmen“ äußern.
Nun verhält es sich so, dass Beamte des BMVBS maßgeblich in eine [17] strategische Kampagne mit dem Titel Besser Bremsen eingebunden waren. Diese Kampagne wurde vom Hauptsponsor FTE automotive finanziert, dem Hersteller des BMW Motorrad Integral-ABS. Ob diese Tatsache die Zurückhaltung bei Anfragen begründet, ist nicht bekannt.
Weitere Kuriositäten
Am 23. März 2005 teilte der Pressesprecher von BMW Motorrad in einem Interview der Fachzeitschrift MO mit, dass man den Ausweg aus dem Integral-ABS Dilemma in einem Nachfolgesystem sehe:
“In der nächsten ABS-Generation wird es die genannten Kritikpunkte nicht mehr geben, wir haben sie beim Layout berücksichtigt.”
Und mit dieser Behebung der so genannten Kritikpunkte hat sich der Hersteller Continental-Teves beim [18] 27. Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft angemeldet!
Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass BMW Motorrad nach wie vor Neumaschinen mit dem BMW Motorrad Integral ABS ausliefert. Namentlich die schwere [19] BMW K 1200 LT. Seit August 2006 werden alle anderen K- und R-Modelle (bis auf R 1200 S) mit dem neuen System von Continental Teves ausgeliefert, bei dem im Layout zwar nicht alles, aber immerhin einiges berücksichtigt wurde
Fazit
Die Unfallursache und damit die Ursache für den Tod des Fahrers der BMW R 1200 GS Adventure lässt vielleicht juristisch kaum eine andere Beurteilung zu, als die von der Staatsanwaltschaft Kempten vorgenommene: „Im Zweifel für den Angeklagten“.
Bewiesen ist jedoch eindeutig, dass das BMW Motorrad Integral-ABS der Unfallmaschine insgesamt drei Fehlermeldungen und eine Parameterabweichung enthielt und das Leben von Klaus-Georg B. in jedem Fall nicht gerettet hat.
Weiterhin ist bekannt, dass die Staatsanwaltschaft München I in Sachen BMW Motorrad Integral-ABS [20] aufgrund einer Strafanzeige bereits seit Frühjahr 2005 ermittelt. Nach Einstellung eines Verfahrens gegen mehrere BMW Manager, darunter auch dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Dr. Helmut Panke, wegen Betrugs und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, wurde unmittelbar darauf Anfang Februar 2006 ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen Unbekannt eingeleitet. In der Folge sind im August 2006 mehrere BMW Motorräder mit Integral-ABS bei Besitzern von einem Abschleppwagen abgeholt und zu einem Ingenieur-Büro nach München überstellt worden. Jedenfalls im Februar 2007 waren die Untersuchungen der Gutachter noch voll im Gange. Sofern sich Hinweise über einen Fehler an der Bremsanlage bestätigen, sollen diese dann weiter untersucht werden.
Im Motorradbau ist weltweit noch keine vergleichbare Fehlleistung wie das BMW Motorrad Integral-ABS bekannt geworden. Von den Auswirkungen her lässt es sich vielleicht am ehesten mit dem [21] BENDIX-10 System von Chrysler vergleichen. Auch hier gab es zahlreiche Unfälle, Verletzte (aber keine Toten) und sporadische Fehler an der Bremsanlage.
Verweis: [22] Alle Medienberichte zum BMW Motorrad Integral-ABS