Die Fahrt zum größten Stausee Europas Albufeira do Alqueva wäre nicht so erwähnenswert, wenn sich nicht in der Stadt Reguengos de Monsaraz einer der Keilriemen vom Bus laut zu Wort gemeldet hätte. Jetzt hat das Fzg derer vier Stück und deshalb war ich auf der Suche nach einer Werkstatt. Die fanden wir in Form einer Renault -ich reparieralles-Werkstatt neben der Stierkampfarena.
mitten drin im mittäglichen Leben einer portugiesischen Kleinststadt bewaffnete ich mich mit dem portugiesischen Wort für Keilriemen und marschierte in die Werkstatt.
dort stand ein restaurierter R4 und ein völlig entkernter Fiattraktor der auf ein neues Getriebe wartet.
das Wort Problem wird in fast jeder Sprache verstanden, das Wort für Keilriemen hatte ich gegoogelt und dazu intonierte ich das Quietschgeräusch, das ein rutschender Keilriemen nun mal so macht.
der Mann hinterm Tresen sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren, ließ mich das Ganze wiederholen, erklärte mir dann, ich solle zu einem kleinen Mann in der Werkstatt gehen, das wäre der Cheffe-Boss.
Ich zu dem hin, er arbeitete an der Werkbank, drei Honoratioren des Ortes schauten ihm zu und kommentierten seine Handgriffe. Er schien was von Handwerk zu verstehen, fehlte ihm doch an der rechten Hand der halbe Ringfinger und der Daumen sah aus, als hätte man ihn auf einem Amboss platt geklopft, inkl, verkrüppelt nachwachsendem Daumennagel.
ich wiederholte also meinen Auftritt, er nickte und deutete mir, er käme mit nach draussen.
dort startete ich den Benz, ließ mehrfach den Correira jaulen und er nickte wissend dazu.
dann wiegte er den Kopf hin und her und holte umständlich sein Handy hervor, nachdem es verbal zwischen uns zu keinem Verständnis kam. Er tippte, hielt es mir hin „kommen sie in zwei Std wieder, jetzt ist Mittagspause. Dann mache ich ihren Correira“
Mehr kann man für Freitag Mittag wirklich nicht erwarten.
was dann folgte, muss man ausführlicher beschreiben. Der kleine Mann kam 5 nach 2 aus seiner Werkstatt, einen Karton und eine Trittleiter bei sich. Der Karton mit einer schönen Anzahl uralter, gut gebrauchter GabelRingMaulschlüsselzangen landete laut scheppernd geworfen auf dem Gehsteig.
er ließ mich die Haube öffnen, er konnte stehend nicht in den Motorraum sehen, der kleine Mann. Der Tritz kam zum Einsatz und der halbe Oberkörper versank in meinem Motorraum. Überblick verschaffen nennt man das im Fachjargon.
es folgte ein ausführliches Befummeln aller relevanten Bauteile begleitet von der portugiesischen Form von „aha“ und „hmhm“
einige Gabelschlüssel wurden bereit gelegt, dann begann er erst den Luftfilterkasten und dann den Ansaugschnorchel abzubauen. Er käme sonst nicht an die Kontermutter und Spannschraube ran.
läuft, würde ich sagen, bis er mit Stirnrunzeln und leicht verdrecktem Gesicht wieder auftauchte und mir zu verstehen gab, er köme nicht richtig an die Kontermutter, könne seinen Gabelschlüssel nicht richtig ansetzen. moment, er käme gleich wieder, Sprachs und kehrte drei Minuten später mit einem im Schraubstock abgewinkelten Gabelschlüssel zurück. Ach, das waren eben die Hammerschläge
er scheint pragmatisch veranlagt, der kleine Mann
Leider führte das nicht zum Erfolg, weil man mit einem im 80 Grad Winkel gekröpftem Gabelschlüssel keine Newton übertragen kann.
Ein Moment, er käme gleich wieder. Nach weiteren 5 Minuten kam er mit folgender Konstruktion, noch gut handwarm vom Schweißen zurück, er hatte kurzerhand den Gabelschlüssel abgeflext und den Rest auf eine Nuss geschweißt, damit er an die Kontermutter kommt und Newton übertragen kann. Sichtlich stolz ließ er mich das Werkzeug fotografieren.
damit lief es wie geschmiert.
auch das letzte Problemchen, der vierte Keilriemen liess sich nicht weiter spannen, weil die Spannrolle bereits am Ende angekommen war, löste er innerhalb 15 Min.
er paar Tipper auf dem Handy und ich wusste nach dem Ausbau meines ausgeleierten, dass er wegfahren würde und mir einen neuen, den gleichen, aber kürzer besorgen würde.
nach sage und schreibe knapp 2 Std waren alle vier Keinriemen gespannt, er hatte mich noch auf die nicht ganz geräuschlos laufende Spannrolle hingewiesen, war alles fertig.
wir gingen in die Werkstatt, er nahm einen Zettel, früher Quittungsblock genannt raus, begann zu notieren. Am Ende sollte ich 46€ bezahlen. Ein Fuffi und ein wirklicher Männerhändedruck wurden ausgetauscht.
Zwei Männer, die sich mit Worten nicht verständigen können, tauschten einen Blick aus, den Frauen nicht verstehen werden. Damit war alles gesagt.
Danke kleiner Mann, du bist ein Guter