…und wie kommt ihr an euer neues Motorrad?
und nun kommt richtig OT:
Mein Mopped hat auch mein Chef bezahlt. Er hat die Kohle allerdings überwiesen.
Vor rund zwei Jahren meldete mein Geschäftsführer Gesprächsbedarf an, der nach ein paar Monaten engagiertem Verhandelns in einen Aufhebungsvertrag mündete. Seit Anfang 2023 bin ich (nach über 20 Jahren im Unternehmen) freigestellt, seit August arbeitslos. Versüßt wurde mir der Abgang mit einer ordentlichen Abfindung, zahlbar bei Ausscheiden. In dem halben Jahr meiner Freistellung zahlte mir meine Firma brav mein Gehalt, aber es häuften sich die schlechten Nachrichten. Von außen sah es teilweise aus, als würde der Laden implodieren. Arbeitslos mit Abfindung, dann Rente, das könnte klappen. Arbeitslos ohne Abfindung, das würde eng. Sehr eng, um es vorsichtig zu formulieren. Doch kann man seinen Ex-Chef alle 14 Tage fragen, ob er auch wirklich seinen Teil des Vertrages erfüllen wird, während ein Ex-Kollege nach dem andern von Bord geht, und was wäre seine Antwort wert - ohne Geldeingang?
Also hatte ich die ersten sechs Monate Plan A und Plan B im Kopf. Und in Plan B hatte ein neues Motorrad keinen Platz - eher die Frage, ob ich das alte einmotten oder notverkaufen muss. Plan A verfolgte ich eher theoretisch, durch Studieren von Verkaufsanzeigen auf Mobile.de, ich habe auch bei Händlern ein paar Moppeds probegefahren, hatte aber nie einen Kuli zum Unterschreiben dabei - und die Kohle schon gar nicht.
Zwei Wochen vor Ende meines Arbeitsverhältnisses kam mir die Idee: Ich rief bei der (inzwischen in eine externe Firma ausgelagerten) Gehaltsbuchhaltung an und stellte mich dumm: Ich würde in Kürze aus der Firma ausscheiden und dann wäre noch eine Abfindung offen, wie denn das laufen solle. Die Antwort kam prompt: "Die Abfindung wird mit dem letzten Gehalt überwiesen. Ja, das ist hier bereits vorgemerkt." Da habe ich erst mal tief durchgeatmet.
Noch am selben Nachmittag bin ich zum Honda-Händler gefahren, einen Vorführer befingern, den sie bei Mobile inseriert hatten. Der war schon weg, stattdessen stand da dieses nagelneue Vorjahresmodell, null Kilometer, noch dias Jungfernhäutchen auf dem Display. Die wäre genau das Richtige - wenn die Kohle kommt.
Einen Tag später: Das Geld ist da, welch ein Glück! Aufatmen, Plan B abhaken. Also bin ich zum Händler und hab' das Ding klar gemacht.
Das Bezahlen an sich hat sich überraschend kompliziert gestaltet. Ich habe aus meiner Zeit in München noch mein Girokonto bei der dortigen Sparkasse, wohne aber in Augsburg. Ist ja kein Problem, wozu gibt es Onlinebanking. Aber 17.000 Euro kann man nicht online überweisen. Kein Problem, meine BMW musste ohnehin nach München zum Schrauber, um dort einen frischen TÜV zu bekommen. Also auf dem Mopped von Augsburg nach Fürstenfeldbruck, die Papiere der Honda und die Rechnung holen, dann nach München-Pasing in die Werkstatt, die BMW abgeben, dann (in voller Motorrad-Kluft) im Bus in Richtung Bahnhof Pasing, in der Sparkassenfiliale in Pasing eingelaufen, es ist zehn vor 12 und es stehen mindestens zehn Leute am Schalter an. Das klappt nicht bis zur Mittagspause, also wieder raus, erst mal was gegessen. Dann war es immer noch nicht 14.30, also noch zum Friseur, dann wieder zur Sparkasse, die hatte noch nicht wieder auf, aber es stand schon wieder eine Schlange an. Nach einer geschlagenen halben Stunde war ich endlich dran. Und die Frau am Schalter musste sich glaube ich fünf Freigaben holen, um 17.000 Euro von meinem Konto auf ein anderes überweisen zu dürfen - es ist nicht zu fassen.