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Reincarnator
Themenstarter
- Dabei seit
- 18.11.2016
- Beiträge
- 2.755
Prolog:
Eigentlich habe ich gar keine Lust.
Dreimal war ich auf dem Colle Sommeiller, am Forte Pramand, zweimal auf dem Monte Jafferau, Skipiste rauf (naja, zumindest fast, bis die Kupplung von Manfreds Transe abgeraucht ist) und runter, kenne den Parpaillontunnel nach vier Durchfahrten in alle Richtungen auswendig, von der Assietta (mindestens fünfmal) mit all ihren Zweigen und Zufahrten Finestrelle, Finestre, Pian dell’Alpe usw. ganz zu schweigen.
Colle Sommeiller 2015, als die Welt noch in Ordnung war
Ich bin die Bobbahn zur Mulatierra raufgeballert, auf der Piste zwischen der Punta Colomion und Puys mit Schmackes auf die Fresse gefallen, den Maultierpfad zum Lac de Mt. Cenis gefahren, habe den Lago Nero, den Lago dei Setti Colori und das Valle Argentera erkundet.
Strada Bramafan 2018
Warum zur Hölle soll ich da schon wieder hinfahren, insbesondere nachdem mittlerweile Hinz und Kunz diese schöne Gegend „entdeckt“ hat und man bereits hinter Rochemolles die „Abenteurer“ mit acht Euro zur Kasse bittet?
Nur damit sie sich auf der groben Felspiste nach der Pian dei Morti den Berg raufquälen und ihre Felgen ruinieren, ganz zu schweigen von den -in meinen Augen- komplett Bescheuerten, die zu Tausenden im Juli zum Rifugio Scarfiotti pilgern um zu campen und einen Stein zu suchen, hinter den noch keiner geschissen hat, während andere sich an dem Tümpel, in den das reinläuft, die Zähne putzen?
Die sich abends die Kante geben, weil man das alles im Suff noch toller findet?
Colle Sommeiller 2017, da gings auch noch...
Ich kenne die LGKS rauf und runter, bin die MSKS in beide Richtungen abgefahren, war x-mal auf dem Bonette, Galibier, Mt. Cenis, Cayolle, Vars, Anelle, Moutière, Langan, Tende, Valcavera, Sampeyre, Agnel und kann meine Karten und das Navi eigentlich zu Hause lassen.
Colle Sommeiller 2018
Nein, da muss ich wirklich nicht nochmal hin, es gibt weit mehr zu entdecken, als diese ausgelatschte Gegend, die ich nun bald besser kenne, als meine unmittelbare Heimat im Gäu.
Aber genau das ist das Problem.
„Ist doch bestens, wenn Du Dich da so gut auskennst,“ meint Norbert „Nobi“ Gimpl, der beste Kfz-Meister ever, „denn ich war da noch nie und der Basti auch nicht“
„Basti“ ist Sebastian Müller, wie Norbert selbständiger Handwerksmeister, der sich als Zimmerer auch bestens aufs Nageln versteht.
Mike, als WASTL-Urgestein der ersten Stunde ist auch mit von der Partie, ich bin bereits überstimmt.
Trotzdem habe ich Bedenken, mir sitzt noch mein Ausrutscher vom September 2022 auf einem TET in Frankeich in den Knochen, als mir meine F800GS mit vollem Gepäck auf einem schmierig – glitschigen Feldweg vorn und hinten wegrutschte, wobei ich mir beide Syndesmosebänder im rechten Sprunggelenk abriss und das Kreuzband überdehnte.
Dazu ein Blick in den Spiegel, der den in den Ausweis gnadenlos bestätigt, im September, wenn es losgehen soll, bin ich sechsundsechzigeinhalb Jahre alt.
Ich komme zu dem Ergebnis, dass das nichts mehr für mich ist und buche für die erste Septemberwoche eine Ferienwohnung für vier Personen in Briancon.
Es ist Mitte Mai, meine Frau und ich sind gerade von einem altersgerechten Trip nach Elba und in die Toskana mit unserem BMW Z4 Roadster zurück.
Gute Hotels, dinieren im Strandrestaurant, schöne Straßen entlang der oberitalienischen Seen, entspanntes cruisen am Mittelmeer im offenen, sonor brummenden Dreiliter-Sechszylinder, so gefällt mir das und wer weiß, was bis September noch alles passiert.
Nichts. Es passiert nichts.
Lediglich der Termin rückt immer näher, die letzte Chance, kostenfrei zu stornieren ist vergeben, auch die leichtere Suzuki DR650, die ich eigentlich nehmen wollte, wird nicht fertig, ich habe überhaupt keine Lust zum Schrauben.
Aber ich komme aus der Nummer nicht mehr raus. Und meine F800GS auch nicht. Das arme Ding hat schon 180.000 km auf dem Buckel, wiegt 230 Kilo, der zweite Gang hält bei Vollgas nicht mehr mit und flutscht in den Leerlauf, damit muss ich jetzt klarkommen.
Nobi und Basti haben mit einer Aprilia 660 „Tuareg“ und einer Yamaha 700 Ténéré zwar auch keine Sportenduros, aber die beiden Jungs sind eben 20 bis 30 Jahre jünger und gut trainert.
Die Tatsache, dass Mike, Ende fünfzig und Hard-Alpi – geprüfter XT 600 Ténéré – Fahrer, sich eine leichte SWM RS650R Sportenduro rausgelassen und für schweres Geläuf neu bereift hat, trägt auch nicht gerade zu meiner Beruhigung bei.
Lediglich meine Frau meint “Das packst Du schon“ und die muss es schließlich wissen.
Wird fortgesetzt.
Eigentlich habe ich gar keine Lust.
Dreimal war ich auf dem Colle Sommeiller, am Forte Pramand, zweimal auf dem Monte Jafferau, Skipiste rauf (naja, zumindest fast, bis die Kupplung von Manfreds Transe abgeraucht ist) und runter, kenne den Parpaillontunnel nach vier Durchfahrten in alle Richtungen auswendig, von der Assietta (mindestens fünfmal) mit all ihren Zweigen und Zufahrten Finestrelle, Finestre, Pian dell’Alpe usw. ganz zu schweigen.
Colle Sommeiller 2015, als die Welt noch in Ordnung war
Ich bin die Bobbahn zur Mulatierra raufgeballert, auf der Piste zwischen der Punta Colomion und Puys mit Schmackes auf die Fresse gefallen, den Maultierpfad zum Lac de Mt. Cenis gefahren, habe den Lago Nero, den Lago dei Setti Colori und das Valle Argentera erkundet.
Strada Bramafan 2018
Warum zur Hölle soll ich da schon wieder hinfahren, insbesondere nachdem mittlerweile Hinz und Kunz diese schöne Gegend „entdeckt“ hat und man bereits hinter Rochemolles die „Abenteurer“ mit acht Euro zur Kasse bittet?
Nur damit sie sich auf der groben Felspiste nach der Pian dei Morti den Berg raufquälen und ihre Felgen ruinieren, ganz zu schweigen von den -in meinen Augen- komplett Bescheuerten, die zu Tausenden im Juli zum Rifugio Scarfiotti pilgern um zu campen und einen Stein zu suchen, hinter den noch keiner geschissen hat, während andere sich an dem Tümpel, in den das reinläuft, die Zähne putzen?
Die sich abends die Kante geben, weil man das alles im Suff noch toller findet?
Colle Sommeiller 2017, da gings auch noch...
Ich kenne die LGKS rauf und runter, bin die MSKS in beide Richtungen abgefahren, war x-mal auf dem Bonette, Galibier, Mt. Cenis, Cayolle, Vars, Anelle, Moutière, Langan, Tende, Valcavera, Sampeyre, Agnel und kann meine Karten und das Navi eigentlich zu Hause lassen.
Colle Sommeiller 2018
Nein, da muss ich wirklich nicht nochmal hin, es gibt weit mehr zu entdecken, als diese ausgelatschte Gegend, die ich nun bald besser kenne, als meine unmittelbare Heimat im Gäu.
Aber genau das ist das Problem.
„Ist doch bestens, wenn Du Dich da so gut auskennst,“ meint Norbert „Nobi“ Gimpl, der beste Kfz-Meister ever, „denn ich war da noch nie und der Basti auch nicht“
„Basti“ ist Sebastian Müller, wie Norbert selbständiger Handwerksmeister, der sich als Zimmerer auch bestens aufs Nageln versteht.
Mike, als WASTL-Urgestein der ersten Stunde ist auch mit von der Partie, ich bin bereits überstimmt.
Trotzdem habe ich Bedenken, mir sitzt noch mein Ausrutscher vom September 2022 auf einem TET in Frankeich in den Knochen, als mir meine F800GS mit vollem Gepäck auf einem schmierig – glitschigen Feldweg vorn und hinten wegrutschte, wobei ich mir beide Syndesmosebänder im rechten Sprunggelenk abriss und das Kreuzband überdehnte.
Dazu ein Blick in den Spiegel, der den in den Ausweis gnadenlos bestätigt, im September, wenn es losgehen soll, bin ich sechsundsechzigeinhalb Jahre alt.
Ich komme zu dem Ergebnis, dass das nichts mehr für mich ist und buche für die erste Septemberwoche eine Ferienwohnung für vier Personen in Briancon.
Es ist Mitte Mai, meine Frau und ich sind gerade von einem altersgerechten Trip nach Elba und in die Toskana mit unserem BMW Z4 Roadster zurück.
Gute Hotels, dinieren im Strandrestaurant, schöne Straßen entlang der oberitalienischen Seen, entspanntes cruisen am Mittelmeer im offenen, sonor brummenden Dreiliter-Sechszylinder, so gefällt mir das und wer weiß, was bis September noch alles passiert.
Nichts. Es passiert nichts.
Lediglich der Termin rückt immer näher, die letzte Chance, kostenfrei zu stornieren ist vergeben, auch die leichtere Suzuki DR650, die ich eigentlich nehmen wollte, wird nicht fertig, ich habe überhaupt keine Lust zum Schrauben.
Aber ich komme aus der Nummer nicht mehr raus. Und meine F800GS auch nicht. Das arme Ding hat schon 180.000 km auf dem Buckel, wiegt 230 Kilo, der zweite Gang hält bei Vollgas nicht mehr mit und flutscht in den Leerlauf, damit muss ich jetzt klarkommen.
Nobi und Basti haben mit einer Aprilia 660 „Tuareg“ und einer Yamaha 700 Ténéré zwar auch keine Sportenduros, aber die beiden Jungs sind eben 20 bis 30 Jahre jünger und gut trainert.
Die Tatsache, dass Mike, Ende fünfzig und Hard-Alpi – geprüfter XT 600 Ténéré – Fahrer, sich eine leichte SWM RS650R Sportenduro rausgelassen und für schweres Geläuf neu bereift hat, trägt auch nicht gerade zu meiner Beruhigung bei.
Lediglich meine Frau meint “Das packst Du schon“ und die muss es schließlich wissen.
Wird fortgesetzt.
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