Vielleicht nur mal zum Nachdenken. Der überholende Motorradfahrer hat geglaubt, dass er an dem LKW vor einem eventuellen Gegenverkehr vorbeikommt, sonst hätte er wohl kaum überholt. Er hat vielleicht mit einem langsameren Gegenverkehr "gerechnet" oder irgendwie nicht nachgedacht, auf jeden Fall hat er die Situation falsch eingeschätzt. Das war bestimmt kein Selbstmordkandidat an dieser Stelle. Wäre ein Sportwagen mit überhöhter Geschwindigkeit entgegengekommen, dann hätte es richtig gekracht. Jetzt kam ein Motorrad entgegen, da ging es gerade mal gut. Sollte man in solchen Situationen damit rechnen, dass ein Auto oder ein Mopped mit überhöhter Geschwindigkeit entgegen kommen kann? Ganz klar. Blendet man das aus? Sicherlich mehr als einmal im Jahr.
Ich denke, dass sich jeder schon mal bei Überholmanövern verschätzt hat. Spekulieren hilft wenig, auch nicht über Mitschuld. Wenn der Überholende mit einem Fahrzeug, welches mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war, kollidiert und ein Gutachter kann das ermitteln, dann dürfte Mitschuld wahrscheinlich sein.
Aber ist das wirklich relevant? Man muss einen Kompromiss finden zwischen gar nicht fahren und unter Ausschalten der grauen Zellen bzw. Ausschalten von Angst zu fahren. In jeder nicht gut einsehbaren Rechtskurve könnte ein Auto liegen geblieben sein, in den Alpen könnte dort eine Kuh stehen, oder bei schmalen Straßen kommt ein Bus entgegen, der die Kurve einengt. Solche Situationen hat sicherlich jeder mit langer Fahrpraxis erlebt. Wer also nicht um die Kurve fallen will, muss so fahren, dass man noch ein wenig korrigieren kann, die Räder sollten nicht in der Mitte der Straße sein.
Wie oft mir hier im Odenwald schon PKWs 1 m über der Mittellinie in meiner Rechtskurve entgegen kamen, will niemand wirklich wissen. Wenn ich überleben will, muss ich meine Fahrweise auf so etwas anpassen, es ist mein Leben, Schuld oder Mitschuld ist da ziemlich egal.
Gruß
Klaus