"Das gehört verboten!"
Der Spruch des Deutschen Michels schlechthin: nichts macht der Deutsche so gerne, wie seinen Mitmenschen irgendetwas zu verbieten, weswegen ja auch die Unmenge von Verboten ständig ansteigt, und ständig irgendjemand lautstark danach fordert, daß irgendetwas verboten werden soll - meistens gibt es auch irgendwelche "Experten", die das "fordern" und "Studien", die das belegen sollen, und die meistens so verblüffend pünktlich ankommen, als ob sie bestellt gewesen wären ... pffft.
Es gibt eine unglaubliche Menge von unsinnigen Verboten in diesem Land - das Verbot für Motorradfahrer, sich durch den Stau zu schlängeln, ist nur ein äusserst harmloses Beispiel. Ein viel härteres Beispiel ist das Verbot von Drogen ausser Alkohol und den diversen Gutlaunern, Aufputschern und Schlafmittelchen aus der Apotheke - und Prostitution. Diese Verbote haben nur einen einzigen Zweck: die riesige und steuerfreie Marge der dealer und Zuhälter zu schützen. Wäre dealen und auf den Strich gehen legal - zehntausende von Kriminellen würden ihren Arbeitsplatz verlieren, auf dem sie weitaus mehr verdienen, als Banker oder Politiker. Halt - das stimmt nicht: demokratische Politiker verdienen da nämlich locker mit. Sie werden nämlich dafür bezahlt, daß sie sich weiter so intensiv um die Sittlichkeit und die Volksgesundheit kümmern. Es sind ganz normale Parteispenden von ganz normalen, unaufälligen Firmen, die mit dem ganzen Geschäft überhaupt nichts zu tun haben - bitteschön, hier sind die Bücher und Belege, alles zig mal geprüft und für gut befunden. Dafür sind die Juristen und Wirtschaftsprüfer ja schließlich da.
Solche Vereinigungen wie die der Angels und ihrer Konkurrenten gibt es nicht erst seit der Erfindung des Verbrennungsmotors. Die Rituale eines MC mit Kutte ähneln ganz verblüffend denen der schlagenden Verbindungen mit ihrem "Couleur", auf das ähnlich pingelig geachtet wird, wie auf die "Colours" der Motorradclubs. Und ähnlich intensiv ist ihre "Verbindung". Club, Corps, Burschenschaft, Orden, Logen - die Namen wechseln, das Prinzip ist jedesmal das gleiche: your brother may be right or wrong - he will aways be your brother.
Konjunktur haben diese Vereinigungen und Verbindungen immer dann, wenn die "offizielle" Gesellschaft wackelt, brüchig geworden ist, "der Staat" nur noch als blut- und geldsaufender Moloch empfunden wird - von immer mehr Leuten. Die Geschichte der Mafia und der Camorra ist relativ gut erforscht - sie beginnt zur Zeit der Renaissance, in der Zeit der Herrschaft der spanischen Krone über "beide Sizilien" (die Insel und das Festland bis Mittelitalien hinein), die das Land nur zur Besteuerung auspresste, und im übrigen sich selbst überlies. Man half sich, alleine gelassen, indem man sich zusammenschloß. Die Mafia und die Camorra sind weitaus älter, als die protestantischen Kirchen oder die Vereinigten Staaten von Amerika. Über solche lächerlichen dahergelaufenen demokratischen Staaten, die noch kein volles Jahrhundert lang gezeigt haben, wozu sie Manns sind, lacht man doch nur bei den ehrenwerten Gesellschaften.
Und bekanntlich liegt auch die Wurzel der Hells Angels in Leuten, die man ausgepresst hatte, wie Zitronen, und dann weggeworfen, alleine gelassen hatte: coming home. Wie es bei der US Airforce im 2. Weltkrieg zuging, kann man in "Catch 22" von Joseph Heller nachlesen - man kann sich das ganze auch auf Film angucken, dann weiß man, warum aus einem Bomberpilot, der für Führer, Volk und Vaterland seine Haut zu Markte getragen hat, ein brother geworden ist. Mich würde es auch keineswegs wundern, wenn diejenigen, die da im BW-Tarnanzug im Kosowo oder in Afghanistan herumturnen, ein paar Jahre später die Kute anziehen.
Na klar kann man hingehen, kann "der Staat" hingehen, und die Hells Angels oder sonstwen verbieten - aber es würde nichts an dem Mißtrauensvotum ändern, daß jeder member dieser MCs gegenüber Staat und Gesellschaft abgibt, indem er die Kutte anzieht, und ein völlig unüberschaubares und inzwischen auch völlig korrupt gewordenes Regelwerk von Geboten von Verboten durch ein eigenes Gesetz ersetzt, das einfacher und klarer zu durchschauen ist. Verbote ? Straftaten ? Knast ? Schrecklich für Otto-Normal-BMW-Fahrer - für einen brother nur halb so wild. Der Arm seiner Brüder reicht weit und mitunter auch über die Mauern eines Gefängnisses, und er weiss ganz genau: wenn sich die Tore wieder öffnen, warten seine Brüder auf ihn. Sein bike ist sorgsam gepflegt worden, er hat eine Wohnung, und einen Haufen Scheine, kann sich erst mal ein bischen erholen und Party machen - und hat dann bald auch wieder einen Job ... worunter nicht immer ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis zu verstehen sein wird. Schrecklich - nicht wahr ? Der Staat greift nicht - weil: solche Vereinigungen sind ihrerseits para-staatlich. Sie bieten all das, was der Staat in Anspruch nimmt, aber diesen Anspruch nicht einlöst. Die grandiose Eröffnungsszene von "Der Pate", als der Vater eines vergewaltigten Mädchens im abgedunkelten Hinterzimmer von Don Corleone Gerechtigkeit erbittet, sagt im Grunde alles.
Verboten hat man diese Vereinigungen immer wieder - genützt hat es nie etwas. Man taucht ab in den Untergrund, so wie die Corps und Burschenschaften abgetaucht sind, als der Führer sie nicht mehr haben wollte. Kaum war des Führers Asche im Wind zerstoben, waren sie wieder da.
Das einzige, das wirklich etwas bringen würde, wäre eine Änderung dieses Staates und dieser Gesellschaft - eine Änderung in einer Art und Weise, das sich nicht mehr so viele von ihr abwenden. Aber eine solche Änderung ist nicht in Sicht - das Gegenteil ist der Fall. "Staat und Gesellschaft" treiben auf den Bankrott zu, die Bombe der Staatsverschuldung platzt in den nächsten Jahren, und nie wird ein Staat hektischer im Verbieten und Gebieten als kurz vor seinem Kollaps - auch die DDR hat in den letzten Monaten ihres Bestehens Gesetze wie am Fließband im 3-Schicht-System erlassen, die nichts gebracht haben, ausser einer Unmenge von Problemen.
Gruß
Kroni