sampleman
Genau das ist der Denkfehler. Viele Fahrradfahrer denken, dass sie die besseren, ökologischeren und deshalb privilegierten Verkehrsteilnehmer sind. Sie nehmen jede Behinderung ihres Fortkommens als Zumutung auf, die sie nicht zu akzeptieren bereit sind. Dabei übersehen sie, dass auch andere Verkehrsteilnehmer permanent am Fortkommen gehindert werden und diesen Umstand mehr oder weniger stoisch ertragen. Mir fällt zum Beispiel in München auf, dass es mittlerweile gängiger Usus ist, dass bei Bauarbeiten an einem Haus in der Innenstadt gleich die ganze Straßenseite davor gesperrt wird. Die Schwanthaler Straße, eine der Haupt-Einfallstraßen vom Westen in die Innenstadt, ist bereits seit zehn Jahren nicht mehr frei befahrbar, weil immer mindestens an drei Häusern gebaut wird und die Straße davor eingeengt ist. Das bedeutet für alle motorisierten Verkehrsteilnehmer nahezu permanent Stau bzw. Stop & Go, dort ist meist kein Durchkommen. Wer nicht unbedingt muss, fährt dort nicht lang. Das ficht viele Radler jedoch nicht an. Sie quetschen sich an den Autos vorbei, schneiden Spuren, spielen permanent mit ihrem Leben - und scheuchen die Passanten auf dem Fußweg. Würden sie sich an die Verkehrsregeln halten, dann müssten sie entweder andauernd im Stau warten oder ihr Fahrrad den Fußweg entlang schieben. Beides ist für einen ökologisch wertvollen Besseradler offenbar nicht zumutbar. So, und nun stelle man sich mal vor, alle anderen Verkehrsteilnehmer würden einen ähnlich hohen Grad an Anarchie an den Tag legen. Dann wäre da Massaker, und zwar jeden Tag.Radfahren ist nunmal effizient, günstig, umweltschonend und sogar gut für die Gesundheit. In der Theorie. In der Praxis sind deutsche Radwege außerhalb des Münsterlandes und Teilen Norddeutschlands meistens eine Zumutung (weshalb die häufig niemand benutzt dem seine Knochen lieb sind) und gerade in Berlin (ja C-Treiber, da steh ich ganz entgegen deiner Meinung!) die Autofahrer absolut Rücksichtlos. Ganz abgesehen davon, dass die Ampelphasen absolut auf Autos berechnet sind und damit ein vorankommen mit dem Fahrrad zu Qual wird.
Ich will gar nicht bestreiten, dass die Verkehrsregelung nicht auf Fahrradfahrer abgestimmt ist. Aber wenn ein Auto an einer Ampel nicht rechts abbiegen kann, weil andauernd rechts an ihm Fahrräder vorbeirauschen (auf dem Fußweg, wenn auf der Fahrbahn kein Platz ist), dann führt das zu Verkehrsstaus, zu Abgasen etc. Fahrradfahrer müssen in toto mehr Rücksicht nehmen. Und eine höhere Kontrolldichte ist der erste Schritt dazu.