Nachdem ich mir diesen Fred reingezogen habe, bin ich mal wieder ernsthaft in's Grübeln geraten u. habe nachträglich einen derartigen Schreck bekommen, daß ich fast tot umgefallen wäre (etwa wie in "Der Reiter und der Bodensee"
). Was für'n Aufriss um eine Tour in's freundliche, benachbarte Ausland, in Zeiten von Handy, Kreditkarten, ADAC-Vertretungen allerorten in besagtem Ausland, Hotels, die um Besuche durch Motorradfahrer buhlen, usf.
Meine erste Tour führte durch Frankreich (damals gab's noch Grenzen, ernsthafte Kontrollen an denselben, und Deutsche waren nicht überall willkommen
. Letzteres ist heute, aus zumeist anderen Gründen, trotzdem häufig auf die alten Gründe zurückgeführt, wieder so
), dann nach Spanien (noch unter dem Franco-Regime, mit noch strengeren Grenzformalitäten -Reisepass + Visum war erforderlich, grüne Versicherungskarte, internationaler Führerschein, Angabe der mitgeführten Bargeldmenge usf- inkl. "Gesichtskontrolle"). Das alles ohne Verbreitung in einem Forum (Internet war noch ein unbekanntes Wort), ohne Planung (naja, wir, 3 Mann an der Zahl, haben irgendwann beschlossen, direkt im Anschluss an das bestandene Abitur eine Motorradtour nach Spanien durchzuführen, und, ganz kurzfristig, wurde ein gemeinsamer Treffpunkt bei Göttingen "geplant"). Ohne Handy
, das Geld für die komplette (vierwöchige!) Tour bar am Mann, ohne ADAC Schutzbrief, ohne Laptop/Tablet u. GPS (nur mit den guten Michelin Bereichskarten für Fronkreisch, und deutl. schlechteren für Spanien -das war ziemlich geheim
). Französisch konnten zwei von uns dreien (jedenfalls auch die Sprache, wiewohl es unsere Französischlehrerin -Frau Dr. Boger-Blümel- deutl. Mühe kostete, wenigstens rudimentäre Kenntnisse in den Köpfen zu verankern, alles andere lernten wir schneller
), spanisch keiner.
Was soll ich sagen?
Ich hab den Riss der Steuerkette meiner Maschine überstanden (neue Kette aus D schicken lassen, dauerte, nach Telefonat mit urtümlichem Festnetzgerät, ca. 3 Tage), hab das gebrochene Kabel am nagelneuen Regler gefunden (ansonsten hätte ich mich von Tankstelle zu Tankstelle hangeln müssen, um die "Bakterie" wieder laden zu lassen. Damals durfte man noch ohne Licht fahren, nur Zündung hätte also jeweils für ein paar hundert km gereicht .... Bundeswehr war erst im Oktober fällig, wir hatten Ende Juni
). Ich hab den Unfall auf der grade freigegebenen Autobahn Montpellier-Beziers überstanden, mich von Unfallbeteiligten nach D mitnehmen lassen, ein paar Tage in DA bei einer Freundin rumgeb...racht, die mich dann per Fiat 500 (der echte, alte) undenkbare 400km nach H gebracht hat. Ungeplant alles, ohne Netz u. doppelten Boden. Und ich bin ganz sicher, daß viele andere, auch schon Jahrhunderte vor mir, unter noch schlechteren Bedingungen, mindestens gleiche Dinge unbeschadet unternommen/überstanden haben.
Ohne drüber zu reden (Marco Polo mal ausgenommen
).
Grüße
Uli
Und ich lebe noch! (trotz des Entsetzens
, das mich jetzt, nachträglich, wie beim Reiter vom Bodensee, beschlich
).
Nachtrag:
Ich vergß zu erwähnen:
Motorrad: die als äußerst zuverlässig bekannte
, nicht vollgasfeste Victoria "Bergmeister" (ein Konstrukt von Herrn Küchen, "
Küchens
Konstruktionen
kannten
keine
Kühlung", die berühmten 5k), unglaubliche 120km/h Höchstgeschwindigkeit, jedenfalls manchmal, und nur kurzzeitig, zwei "ausgezeichnete" Trommelbremsen allerhöchster Wirksamkeit .... jedenfalls kein Fahrzeug, mit dem sich heute jemand mehr als 10km von der heimischen Garage entfernen würde (nat. nur mit Superschutzbrief, Kreditkarte, mehreren Handys usf. ausgestattet)