Es gibt zu diesem Thema keine vernünftigen Diskussionen, denn es gibt nicht die EINE Wahrheit, von der wir alle überzeugen müssen oder können. Jeder möchte seine individuelle Freiheit anders gestalten - leider werden dabei üblicherweise andere Personen in ihrer Freiheit beschnitten oder die Natur wird in Mitleidenschaft gezogen. Die Gesellschaft regelt so etwas üblicherweise über Vorgaben, die durch politische Kompromisse auch unter Lobbyarbeit ermöglicht werden. 100% rationale Festlegungen sind das meistens nicht, schon gar nicht über EU-Direktiven.
Sicherlich würde die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen in Deutschland den Verkehrsfluss an manchen Stellen verbessern, aber nicht zu jeder Tages oder Nachtzeit. Sicherlich würde das den mittleren Treibstoffverbrauch für die zugelassenen Fahrzeuge reduzieren, die Prozentzahl, ob 3 oder mehr Prozent ist egal, für die Umwelt würde es etwas bringen. Wenn wir aber gleichzeitig den Weg der immer größeren Bequemlichkeit gehen und immer mehr Waren bestellen und einzeln ausliefern lassen, dann werden wir am Ende doch nichts sparen. Um besser zu werden, müssten wir alle erst einmal verzichten. Leider gehen die Meinungen, an welchen Stellen der/die einzelne verzichten möchte oder soll oder kann, komplett auseinander.
Die einen ziehen nach Frankfurt oder München, zahlen exorbitant hohe Mieten, fahren mit dem ÖPNV und wollen alle Autos raus haben. Die anderen haben sich vor Jahren vor der Stadt eine Immobilie gekauft, wohnen billig und pendeln. Jetzt wird geschimpft, dass die Treibstoffkosten zu hoch sind und die Autos mit zu hohen Parkgebühren belastet werden. Dieser Streit ist nicht zu lösen.
Ich kann die Anwohner verstehen, die an einer vielbefahrenen Straße, die vor 25 Jahren wenig Verkehr gesehen hat, heute nach Maßnahmen zur Lärmreduktion schreien. Der Verkehr an LKWs, aber auch an Spaßfahrten mit dem Motorrad (da falle ich natürlich auch drunter), hat in manchen Bereichen derart zugenommen, dass das wirklich nicht tolerabel ist - aus Sicht der Anwohner. Es ist nicht der einzelne Moppedfahrer mit 105 Db oder der einzelne LKW oder der einzelne Traktor BJ 1960 mit rußendem Auspuff, es ist die schiere Masse an Fahrzeugen.
Man hätte mit harten Vorgaben für Fahrzeughersteller vor Jahren schon vorbeugen können, dafür gab es keinen Konsens. Wenn SUVs mit den großen Rädern auf breiten Schlappen vorbeirollen, ist der Reifenlärm viel größer als bei früheren Autos. Wenn stark motorisierte PKW mit Klappenauspuff aufdrehen, bekomme ich dahinter fahrend im Helm auch die Wut. Das ist unser Problem, dass wir damit Geld verdienen, Produkte auf den Markt zu bringen, die gleichzeitig andere beeinträchtigen bzw. beinträchtigen können, wenn der Besitzer es übertreibt. Das Problem ist, dass es uns daher aber auch gut geht. Ein Mountainbike-Fahrer, der rücksichtslos durch den Wald fährt, ist alleine noch kein so großes Problem, aber wenn dann die nächsten hinterherhetzen, wird es zum Problem - aber ich bin doch nur einer, das kann nicht schlimm sein. Mit den Mountain-E-Bikes ist es noch schlimmer geworden, weil nun noch mehr Personen an Stellen fahren, wo sie früher mit eigener Kraft nicht hingekommen wären. Schön für den einzelnen, in der Masse aber nicht mehr schön.
Gruß
Klaus