Also, nachdem mein Wehrpflichtvorschlag ungehört blieb (...), hier noch ein ernsthafter Beitrag. Ich beziehe mich auf eine Aussage von Kuhjote.
Dienstverpflichttete Laienhelfer im Sozialwesen...
Das gab es ja schon lange und deckt sich übrigens frappierend mit meiner Aussage der Wehrpflicht. Nur, dass es sich bis anhin Zivildienst nannte.
Ich war selbst einer, fand das ziemlich ätzend.
Allerdings habe ich so meinen Job entdeckt und später viel, sehr viel mit Zivis zu tun gehabt.
Kuhjote, lass es mich mal so sagen: Wer den Vorschlag unterstützt, in der sozialen Arbeit unfreiwillige Helfer einzusetzen, der sollte sich aber auch vertraglich dazu verpflichten, im Alter selbst auf diese "Helfer" zurückzugreifen!
Unter den ZIvis gab es die drei üblichen Gruppen. Die, die ihr Tun sinnvoll finden und sich engagieren. Die, die ihre Zeit aberissen wollen - und die, die man als Profi einfach nur kielholen will. Die klassischen Drückeberger und Opportunisten.
Mein Überblickswissen ist zu gering um hier zu schreiben, wie sich die ZIvis in D über die Gruppen verteilt haben. Zum "Glück" ist die Arbeit mit geistig behinderten menschen so komplex und emotional fordernd, dass die Drückeberger schnell wieder verschwanden. Und mit den beiden anderen Typen kann man gut arbeiten, wenn man ihre Einstellung akzeptiert.
Aber ganz anders sieht es z.B. in der ALtenpflege aus. Ich habe da in Zivildienstkursen Horrorstorys gehört, die mir dann leider von Berufskollegen aus 2 Pflegeheimen auch noch bestätigt wurden.
Nein, DAS möchte niemand, der sich selbst auch mal als Betroffener ansieht!
Werden denn die Kranken, Alten und Behinderten vorher gefragt, ob sie von Zwangsarbeitern betreut werden wollen? Lässt sich das mit Menschenwürde (der Klienten) vereinbaren? Wer erstellt Risikoanalysen, wer übernimmt die Verantwortung für einen völllig überforderten Zwangsarbeiter, der evtl. ehler einbaut, um von der verhassten Arbeit wegzukommen? Ihr, die ihr nicht wisst, wovon ihr redet, weil ihr andere Jobs habt: Der Einsatz an der Bettenfront treibt überforderte Menschen zu genau solchen Handlungen! Will ich das nicht an meinem Pflegebett, dann darf ich es auch keinem anderen zumuten.
Laienhelfer generell hingegen fehlen bitter. Und da geht es dann gar nicht um komplexe Aufgaben zur unmittelbaren Weltrettung, sondern einfach nur um Menschen, die mal genau das zeigen: Menschlichkeit. Einem Downsyndromjungen den Gang in die STadt ermöglichen, dem Mütterchen im Pflegeheim mal die Hand streicheln, damit nicht die den Hintern abwischende Hand der einzige Körperkontakt bleibt. Etc. Ganz banale Dinge, die aber nur freiwillig funktionieren. Genauso willkommen ist auch Hilfe von haushälterisch interessierten menschen, selbst wenn diese nicht so sicher im Umgang mit "Sozialfällen" sind. Eine Station für Rollstuhlfahrer wäre sicher dankbar um eine Küchenhilfe, so dass die Fachkraft mehr Zeit mit den Klienten als mit Putzen verbringen darf. Der ehemalige Buchhalter könnte viele Akten führen.... aber will ich, dass ein Zwangsarbeiter Buchführung übernimmt???
Bevor ich in einen Arbeitstag mit Zwangshelfern starte, mache ich lieber eine Doppelschicht. Es sei denn, ich kann Aufgaben ohne KLientenkontakt delegieren.
Wenn man das Seniorenknowledge nutzen will, sollte man wohl eher Anreize für helfende Tätigkeit aussprechen: Steuererleichterung wäre da ein Thema.
Ausserdem muss ich nun noch das aussprechen, was man den Zivis immer vorgeworfen hat: Wie passen denn ehrenamtliche Helfer im SOzialsystem zu der Tatsache der Arbeitslosigkeit? Da können sich doch dann Arbeitgeber auf Kosten des Arbeitsmarktes mit billigen Arbeitskräften eindecken? Und kommt mir nicht mit: Das darf nicht! Das durfte bei Zivis auch nicht sein und war dennoch 20 Jahre Realität. Und sogar zu recht. Denn zumindest Zivis aus der engagierten Gruppe konnte und kann man nicht mit Putzlumpendienst abspeisen. Die wollten echt und sinnvoll arbeiten, wenn sie dem Staat schon 20 Monate schenken mussten!
Was noch gegen Seniorenverpflichtung spricht? Viele sind am Ende schlicht am Ende. Es ist ein Segen für sie, aber auch für die verbleibenden Kollegen, wenn dann mal der Ruhestand kommt!
ZU meinem Sprachgebrauch:
SOzialwesen: Krankenhäuser, Behindertenheime, Seniorenheime, evtl. auch Jugendheime oder auch Justizvollzug
Bildungswesen (hier hab ich zu wenig Einblick, könnte mir aber Tätigkeiten am Rande des Bildungsbetriebes oder im ausserschulischen Bereich vorstellen. Das Feld überlasse ich aber gerne kompetenteren KOmmentatoren)
Zwangsarbeit: Ich weiss, der Begriff ist für all die ein gefundenes Fressen, die überall die Nazikarte ziehen wollen. Dennoch ist es ein Begriff, der unabhängig von seiner zweifelhaften Bedeutung aus Kriegszeiten genau das beschreibt, was hier gefordert werden: Menschen werden zu Arbeit gezwungen. Es tut vielleicht mal ganz gut sich das klar zu machen:
Wir reden hier über Zwangsarbeit, nennen es nur anders, damit es netter klingt!
Zum Schluss: Jeder(r), der jemals an solch einem Tun als Entscheider tätig sein sollte, müsste per Gesetz gezwungen sein, die Auswirkungen solcher Arbeit am eigenen Leib zu testen. Als Zwangsarbeiter (unbezahlt in der Freizeit) und als Patient! um endlich zu wissen, wovon er redet und was er anderen antut.