du stimmst mich ein wenig nachdenklich. natuerlich sind juengere teilnehhmer
im motorisierten verkehr ob ihrer unerfahrenheit und spontaneitaet klar mehr
gefaehrdet ... sind sie es aber um den faktor 4?
....
vor nem halben jahr sind wir spontan losgefahren, richtung slowenien, bisschen
vrsic, soca, dann triest, weiter nach kroatien .. wieder slowenien, schotter,
regen, sonne, zelten, hostel, tomatensuppe zum fruehstueck. es war zum
heulen schoen mit dem nachwuchs durch die berge zu fahren und das, was
man selber am kradfahren so mag, weiterzugeben. einfach mal 3 oder 4 tage
rauskommen, weg vom alltag.
naja, fast 7 jahre sozia ... und nun im 125er alter.
da moechte ich aber schon, dass ich nicht kurzerhand eines kindes entledigt
werde wenn sie selber fahren darf.
ich werde mir mal (sofern ich fuendig werde) ansehen, wieviele der 16 jaehrigen
ueberhaupt einen A1 machen, wie hoch die unfallzahlen sind und ob ich dann
immer noch so engagiert bin, die brut aufs krad zu bringen.
Wenn sie einmal richtig infiziert sind, wirst Du über kurz o. lang eh nichts mehr dagegen machen können.
Mein "Töchterchen" ist als 4-5jährige begeistert vor mir auf Suzuki RV90 (sowas mit dicken Reifen, Kult damals) sitzend mitgefahren. Nur kleine Runden auf einem abgesperrten Hof, davon konnte sie nie genug bekommen (ich glaub, ich hatte noch Jahre später "Drehwurm"
). Zu ihrem 16. Geburtstag habe ich ihr einen Roller geschenkt, weil sie erstens gern einen haben wollte, und weil sie dann zweitens nicht mehr, vom Pferd irgendwo in der Wallachei kommend, längere Zeit mutterseelenallein an Endhaltestellen der Öffis rumstehen musste (hier, in H u. Umgebung, "fliehen" Straßenbahnen vor den an der Endhaltestelle eintreffenden Bussen
. Man muss ja den Fahrplan einhalten
, und dann steht so'n Mädel eben mal die nächste Stunde da rum und wartet auf die nächste Bahn, in der Dämmerung, im Dunkeln, ...). Diesen Roller hat sie mehrere Jahre gefahren, bis dann ein Autofahrer meinte, direkt hinter einem durchfahrenden Postauto (Sprinter o.ä.) ein Wendemanöver aus der Parklücke heraus vollziehen zu wollen. Daß meine Tochter hinter dem Sprinter mit ihrem Roller fuhr, ist ihm erst klar geworden, als sie über die Motorhaube segelte (ER übrigens Motorradfahrer
). Helm kaputt, Lederjacke u. Hose kaputt, Roller kaputt, Tochter zum Glück heil (Prellungen). Der defekte Roller wurde sofort durch einen neuen ersetzt (der Virus saß schließlich), musste aber irgendwann einem Auto weichen. Den "Einser" hat sie dann "heimlich" gemacht (sollte 'ne -gelungene- Überraschung für mich werden), nachdem sie jahrelang meine Sozia auf fast allen langen Touren gewesen ist. 2004 stand ich in H im Buell Shop, nach Feierabend, draußen stoppen zwei Mädel mit Motorrädern, steigen ab ...
Mein Spruch: "Das eine ist Jenny (eine Freundin), die andere sieht aus wie Tamara
(meine Tochter). Aber, Tamara hat doch gar keinen Führerschein
?????"
Das Gegröle u. Gelächter hat man wahrsch. noch einige Viertel weiter gehört, alle wussten Bescheid, nur ich nicht. Tamara hatte nicht nur ihren Schein, sondern auch ihre Maschine
(Sportster 883). Von da an fuhren wir wiederum gemeinsam, nur eben auf zwei Maschinen. Das gab mir Gelegenheit, sie beim "alleine fahren" zu beobachten u. ein paar vorsichtige Tips zu geben, oder einfach "gesittet" vorweg zu fahren, damit sie schauen konnte, wie's geht.
Eines abends bekam ich dann, 5min vorher war sie weggefahren, einen Anruf: "Papa, kannst Du mal kommen, ich hatte einen Unfall"
Als ich am Unfallort ankam, saß sie auf der Straße u. dirigierte Polizei u. Sanitäter
. Ein vom Parkplatz eines Autohhauses runterfahrender Autofahrer hatte nach rechts auf die grüne Ampel und die vor ihm stehenden bzw. losfahrenden Autos geschaut, nur nicht nach links, als er losfuhr. Diesmal Motorrad fast i.O. (Lenker verbogen, Auspuff zerkratzt), dafür hatte Töchterchen mit dem rechten Unterschenkel zwischen Maschine u. Stoßstange des Autos den Anprall aufgefangen. Einblutungen in die Muskelkompartments, ein sauberer Schnitt vom Knie bis zum Knöchel (vom Chirurgen durchgeführt
) zur Entlastung der sonst abgequetschten Nerven, mehrere Wochen Kkhs, eine nette Naht auch in voller Länge vom Knie bis zum Knöchel.
Fahren tat sie trotzdem wieder (Virus
), die Sporty ist einer Buell im Renntrimm gewichen. M.E. viel zu viel PS, viel zu schnell (damit langsam zu fahren geht gar nicht, hab ich selber probiert, ist unmöglich
), eine reine Rennsemmel mit Straßenzulassung
. Und so hab ich immer ein ungutes Gefühl, wenn ich nicht dabei bin. Allerdings: Selbst wenn ich dabei wäre, könnte ich nicht immer ausreichend Einfluss nehmen, um irgendeinen Scheiss zu verhindern.
Andererseits hilft's aber auch nicht, wenn ich mir jetzt ständig vorwerfe, ihr zur "Infektion" verholfen zu haben. Hätte ich's nicht gemacht, wär's vllt ein Freund gewesen (oder sie wär einfach, um des Freundes willen, bei ihm hinten aufgestiegen, ohne sich der Gefahren bewusst zu sein?).
Wir haben inzwischen gemeinsam Sicherheitstrainings u. Rennstreckentrainings absolviert, mit der Buell hakt sie mich (in Leder, auf Fatbob, so 400+kg Lebendgewicht
) locker(?) ab, auf gleichen Maschinen habe ich (berüchtigt brutaler Spätbremser
) noch die Nase vorn (am Kurveneingang, nach der Kurve häufig nicht mehr, da wirkt sich das höhere "Kampfgewicht" negativ aus
. Scheiss "Lebensmittelschwangerschaft"
).
Egal!
Sie fährt gern (u. gut) und ist letztendlich den gleichen Gefahren ausgesetzt, denen ich als Motorradfahrer auch ausgesetzt bin (mit der Dose ist sie's genauso). Dieses Jahr fahren wir im September ein paar Tage gemeinsam in Ligurien, ansonsten immer wieder in der Umgebung von H, Harz, Weserbergland, ... Und das gibt mir ein gutes Gefühl
.
Ich kann Dich von Deinen Zweifeln u.ev. unguten Gefühlen nicht befreien, aber sieh es einfach möglichst locker. Ändern kannst Du es sowieso nicht, höchstens die Selbständigkeit hinauszögern.
Grüße
Uli
p.s.
Meine Tochter ist inzw. 39 Jahre alt, "mein Kind"
ist sie immer noch, und "sorgen" tu ich mich nach wie vor. Das hört wohl nie auf
.