Das die Automobilindustrie weiter auf Technologien aus dem letzten Jahrtausend setzt, zeigt, das es hier nur noch um Rückzugsgefechte geht und sich selbst schon längst aufgegeben hat.
Oder warum überlassen wir die Batteriezellenentwicklung einfach den Chinesen. Weil unsere Ingenieure zu blöd sein,
oder weil sich die Firma weiter auf Kosten der Allgemeinheit bereichern wollen.
Klar, auf die Art kann man natürlich auch zum Thema argumentieren. Aber ich glaube, du darfst dich nicht wundern, wenn dir dann jemand Kontra gibt, und wenn ich das tue, dann dauert es keine halbe Stunde, und schon kommt eine Heulsuse und beschwert sich, ich hätte mich im Ton vergriffen.
Je nun, Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich erarbeiten. Also los:
Ich entnehme deinem Text, dass du der Ansicht bist, dass batteriebetriebene E-Autos die Technik der Zukunft ist, Verbrennungsmotoren dagegen die Vergangenheit - "Technologie aus dem letzten Jahrtausend" eben.
Na ja, um 1900 gab es wesentlich mehr E-Autos als Verbrenner. Die E-Autos schlugen sich damals allerdings mit den Problemen herum, an denen sie heute noch laborieren: Zu geringe Reichweite, zu lange Ladezeiten, zu wenig Ladeinfrastruktur. Wer den Verbrennungsmotor als "Technologie aus dem letzten Jahrtausend" abkanzelt, muss das mit dem Batterieantrieb ebenso tun. Sicher, ein Tesla S ist natürlich meilenweit von dem entfernt, was ein Elektroauto um die Jahrhundertwende konnte, aber wenn du einen Mercedes S350 von heute mit einem Benz-Patentwagen vergleichst, gilt das ebenso.
Die nächste Geschichte ist die mit der Verbreitung. Die letzten Zahlen, an die ich mich erinnere, sind glaube ich von 2017, damals lag der Anteil der E-Autos an den Gesamtzulassungen in Deutschland bei 1,2 Prozent, in den USA bei 1,4 Prozent und in China bei 1,8 Prozent.
Die Überzeugung vieler Leute, dass batterieelektrische Autos die Lösung der Zukunft sind, wird übrigens von vielen Auto-Experten nicht geteilt. Toyota und Hyundai haben bereits Wasserstoff-Hybride auf den Markt gebracht, ein Feld, in dem auch Mercedes schon viel entwickelt hat. Das Problem beim Wasserstoff ist die Treibstofflogistik, die in Japan (nicht China) schon weiter ist als bei uns. Dennoch: Vor ein paar Monaten hat zum Beispiel in Augsburg eine Wasserstoff-Tankstelle eröffnet, es tut sich also was.
Auch der Eindruck, die Deutschen würden die Forschung an der Zellchemie den Chinesen überlassen, während alle anderen das selbst machen, trügt: Tesla betreibt seine Zellfertigung in einem Joint Venture mit Panasonic (Japan), Nissan hat seine Zellfertigung, die sie zusammen mit einem chinesischen Partner gemacht haben, an diesen Partner verkauft. BMW arbeitet mit Samsung (Korea) zusammen.
Was allerdings zutrifft: Anderenorts werden E-Autos mit weit stärkerem gesetzgeberischem Druck in den Markt gepusht. China hat zum Beispiel den Plan, allen Autoherstellern eine Quote von 8% E-Autos vorzuschreiben. Damit wären dann immer noch neun von zehn produzierten Autos Verbrenner - aber davon abgesehen ist es in einer Marktwitrschaft nicht Sache des Staates, der Privatwirtschaft vorzuschreiben, was für Produkte sie baut.
Das Thema ist also durchaus vielschichtiger, als es die derzeitige E-Auto-Hysterie glauben macht.
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