Die Pflegeberufe haben meine uneingeschränkte Hochachtung, bei allen anderen bin ich vorsichtiger.
Erst forderst du andere zur Mäßigung auf, dann schreibst du selbst solche Sätze, naja...
Im Grunde ist es doch ganz einfach: Es gibt Branchen und Berufe, die sind in unserer Marktwirtschaft gefragt und deshalb auch attraktiv. Ich habe gehört, dass die Baukosten im Moment um sieben Prozent im Jahr steigen, Bauboom sei Dank. Da muss jetzt der Staat keine Schutzprogramme für Maler auflegen, die haben auch so genug zu tun.
Dann gibt es Branchen und Berufe, die vom Strukturwandel betroffen sind. Dazu gehört übrigens auch meiner, der Journalismus. Verkürzt gesagt: Das Internet hat die klassischen Erlösmodelle des Journalismus zerstört, und tragfähige Alternativen sind noch nicht gefunden. Deswegen mache ich mir einige Sorgen, und deswegen rate ich bereits seit Jahren keinem jungen Menschen mehr, eine Karriere im Journalismus anzustreben. Ich glaube allerdings schon, dass unsere Gesellschaft Journalismus braucht, im Gegensatz zu heimischer Steinkohle. Die können wir durch Importe ersetzen - oder durch andere Energiequellen. Und das sollten wir angesichts der Klimakatastrophe auch tun. Das ist alles seit Jahrzehnten bekannt, deswegen muss unsere gesellschaftliche Aufgabe darin bestehen, dass die Menschen, die bislang im Bergbau gearbeitet haben, eine menschenwürdige Zukunft außerhalb des Bergbaus haben - und nicht durch Subvention den Bergbau länger am Leben halten.
Es gibt andere Branchen, die sind bitter nötig, aber unattraktiv - da fällt mir die Pflege ein. Wenn man die Pflege (und auch weite Teile des Gesundheitssystems) dem freien Spiel der Marktwirtschaft unterwirft, dann bekommen wir am Ende ein Scheiß-Gesundheitssystem für die meisten, und eine unbezahlbare Luxusmedizin für ein paar wenige. Da MUSS der Staat lenkend eingreifen.
Es stört mich auch, wenn Kommunen laut klagen, weil bei ihnen am Ort Militärstützpunkte dicht gemacht werden. Der Zweck von Verteidigung kann nicht die materielle Versorgung der Wirtschaft am Standort sein. Und es muss klar sein, dass der Abbau von Militärstandorten in Deutschland eine gewollte Folge einer geänderten Bedrohungslage ist. Wenn in einer deutsche Garnisonsstadt heute, fast 30 Jahre nach der Wende, die Lichter ausgehen, weil die USA beschließt, ihre Besatzungsttruppen abzuziehen, dann muss sich die Stadtverwaltung fragen lassen, wie sie sich das denn auf Dauer vorgestellt hat.
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