Hi
Radarfalle ist ein blödsinniger Ausdruck. Ebenso wie Abzocke.
Es ist irgendetwas vorgeschrieben, es wird kontrolliert und wer sich nicht daran hält bezahlt. Ganz einfach. Wie hoch der Beitrag ist, steht in den Gesetzen des jeweiligen Landes. Darüber kann man sich vorher informieren.
Meine Frage ist immer: War ich zu schnell? Falls "ja" dann halte ich die Schnauze und bezahle.
Vor einigen Jahren, unterwegs im Cembratal fuhr ich hinter einem Corsa. Auf der Geraden ging's, in den Kurven hat er geparkt. Nur mit der absoluten Brechstange wäre Überholen möglich gewesen. Endlich, nach 12 km! In einer langgezogenen, übersichtlichen Rechts, doppelt durchgezogene Line, Gas auf und vorbei, ziemlich direkt in die Arme der Carabinieri. Sch suboptimal. Papiere im Hotel vergessen, längeres Gespräch, der Beamte kannte mit einem Blick mein Kennzeichen und sprach für's Trentino auffälliges Deutsch. Also die Predigt angehört, alles zugegeben (Anderes wäre blanke Idiotie gewesen, er hat ja zugesehen), versuchtzu erklären aber nicht zu beschönigen. Es stellte sich heraus, dass er aus der Oberpfalz nach Italien ausgewandert war. Nach einer weiteren Ansprache meinte er "Passen's auf, es passiert zu viel, gute Fahrt" (kein Ticket, von wegen Abzocke!) und dann "Bis La Molina kontrolliert garantiert niemand mehr". Das sind etwa 30 km "interessante" Strecke.
Der Artikel sagt aus, dass nicht jeder Bürgemeister irgendein, juristisch nicht unbedingt sauberes Gerät aufstellen darf und sonst nix. Es sagt auch nicht aus, dass 500 m hinter einem zugelassenen, stationären Blitzer nicht eine Truppe mit Radarpistole stehen darf (regelmässig erfolgreich: Albert-Einstein-Str. in Bozen) Dann steht, etwas vor dem stationären Ding (das die Einheimischen eh kennen), ein vorgeschriebenes Warnschild und die "Eiligen" ballern voll in den Laser. Meine Frage ist immer: . . . . . .
Dagegen gibt es ein einfaches Mittel.
Bekommt man Post von einem italienischen Inkassobüro, so kann man den Zettel wegwerfen. Wenn, dann muss eine Behörde etwas wollen. Dazu gibt es ein festgelegtes Verfahren. Die Grundforderung (also ohne Gebühren, Mahnungen, etc) muss höher als 70 EUR sein, dann treibt die deutsche Justiz die Kohle ein.
Der Grund für die direkte Post ist einfach: Das was die deutsche Justiz im Auftrag eintreibt bleibt in DE! und trägt nichts zum Einkommen einer ausländischen Gemeindekasse bei. Also versucht "man" es eben mal mit Bluff. Zuweilen lassen die Ausländer auch durch deutsche Behörden zustellen (mir passiert mit Post aus Österreich). Da war dann ein Deckblatt dabei mit dem sinngemässen Inhalt. "Wir wollen nix von Ihnen, wir stellen den Zettel nur zu. Fragen Sie uns nix, wir wissen nix."
Folglich muss man nur bezahlen wenn man entweder direkt vor Ort "gebeten" wird, oder eine deutsche Behörde dazu auffordert.
Allerdings könnte es sein, dass mal mal wieder nach Italien fährt. Da ist es wichtig zu wissen, dass die Italiener kein Zentralregister haben. Hat man z.B. noch einen Zettel aus dem Trentino offen, so interessiert das die Südtiroler nicht. Südtirol speichert zentral, andere Gegenden nicht unbedingt. Da kann es sein, dass eine Gemeinde noch etwas von mir möchte, die Nachbargemeinde aber nichts davon weiss. Die Verjährungsfristen kenne ich nicht.
Und, auch interessant: In der Autonomen Provinz Südtirol hat man einen Anspruch darauf, dass der Polizist in deutscher Sprache erklärt was er mir vorwirft. Kann er das nicht, so kann man sich höflich verabschieden. Das von Südtiroler Touris gern befahrene Cembratal liegt aber der Autonomen Provinz Trient. Dort könnte es der gleiche(!) Polizist auch auf Italienisch erläutern und seine Deutschkenntnisse total vergessen! Man sollte ihm dann nicht blöd kommen. Die beiden Provinzen bilden das Bundesland Trentino-Südtirol.
Wenn italienische Polizisten schätzen ist das ein netter Versuch. "Sie waren mindestens 90 Km/h schnell!". >> "nö, das waren höchstens 70". >>"Auch gut, dann waren es eben 20 km/h zu schnell". Wenn man etwas zugibt ist das gültig. Auch in DE.
Kommentar eines österreichischen Poli
"Ich würde niemals "einfach so" 55 schätzen wenn 50 erlaubt sind. Das ist unseriös. Wenn, dann schätzen wir aufgrund einer bekannten Strecke von z.B. 500 m. Brauchst Du 30 Sekunden, dann bist du 60 km/h schnell, brauchst Du 35, dann sind es "gut" 50. Brauchst Du 28 und wir schätzen "60", dann bist Du gut bedient.
Die Verkehrspolizisten üben das häufiger als sie z.B. auf dem Schiessstand sind.
Und man kann dagegen klagen. Nicht weil es eine Schätzung ist, sondern gegen die Höhe der Schätzung. Dann erlebt man , dass der Richter fragt wann die letzte Übung war und was bei den "freien" Schätzungen (also ohne bekannte Wegstrecke+Uhr) rauskam. Und es gibt Kollegen die das verblüffend genau können. Die "Aufforderung" zu einer freien Schätzung erfolgt oft durch einen Brülltopf.
Auf der Strecke von Innsbruck bis zum Brenner (Bundesstrasse) hat man an "guten Tagen" bis zu 5x die Chance auf irgendeine Art "beurteilt" zu werden. Richtig ist, dass vorwiegend Ausländer angehalten werden. Den Inländern schicken wir es mit der Post.
gerd