01.08.24
Manali steht sprichwörtlich unter der Dusche. Die gesamte Nacht hindurch und bis in den Morgen hinein. Wir starten 2 Stunden später als geplant, die Sinntflut ist zum normalen Regen geworden. Durch Manali fließt der Beas Richtung Süden entlang dem Highway. Er ist zu einem milchkaffeebraunen Mahlstrom angewachsen, an einigen Stellen hat er die Böschung samt der halben Fahrbahn weggespühlt. An anderen Stellen liegen Felsen, Geröll und Schlamm, von den Hängen heruntergewaschen. In Europa ein Grund zur Vollsperrung und Breaking News, hier scheinbar nur eine Randnotitz, der Verkehr wurschtelt sich einfach durch, so wie wir auch. Unter einer Galerie halte ich schnell für ein paar Bilder, an anderer Stelle würde ich beim Fotografieren absaufen oder umgefahren.
Auf der Nordseite des Rothang-Tunnels fahren wir ostwärts, von allen Bergflanken fließt Wasser ins Chanab-Tal, vom Rinnsahl bis zum Wasserfall ist alles dabei, ihr Ursprung ist von den niedrig hängenden Regenwolken verdeckt.
Nach insgesamt 50 Km Fahrt im warmen Regen ist dann aber doch Schluss für uns in Koksar. Eine Schnur mit Lappen daran ist quer über die Straße gespannt, Sheriff daneben, Sperrung, ein Erdrutsch soll den Weg zwischen hier und dem nächsten Ort weiter oben versperren.
Zeit zum Reisebericht schreiben, dazu gibt's süßen Pulverkaffe in Milch und Chai, das Cafe an der Straße hat zum Glück auf.
Die ganze Siedlung ist ohne Strom, deshalb kein WiFi oder Mobilfunk. Der Regen lässt nach, es trocknet ab, oben hinter der Absperrung spielen einige Jungs mitten auf der Straße Cricket.
Der Schmuckhändler am Straßenrand macht das Geschäft seines Lebens, die indischen Touries kaufen Ketten und Armbändern bevor sie umdrehen zurück nach Manali. Als ich den Händler anspreche, der Erdrutsch sei ein großes Glück für ihn, lacht er laut auf, zwinkert mir zu und kommt aus dem Grinsen nicht mehr raus.
Um 15 Uhr beziehen wir ein Zimmer oberhalb des Cafes, zurück nach Manali ist keine Option. Nicht nur beim Wirt müssen wir uns eintragen, auch in der Polizeistation gegenüber müssen wir vorstellig werden und uns in eine der vielen Kladden eintragen lassen. Ich huste beim Knipsen, damit der Deputy das Auslösen nicht hört.
Um 19:30 wirds dunkel im noch immer stromlosen Ort. Nur noch etwas Rumgeräume im Licht der Stirnlampe, ich beginne weg zu dösen. Von draußen lautes Stimmengewirr, Motorenlärm, eine endlose Blechlawien rollt von oben aus dem Gebirge. Und der Sheriff kontrolliert pflichtbewust jeden der Wagen einzeln vor der Weiterfahrt.
Läuft doch.
Viele Grüße von Anke und Micha