Servus!
Also, zu allererst mal – VIELEN DANK für die vielen Likes und das positive Feedback zu meiner Reise. Es freut mich wirklich riesig, dass es euch gefällt. Ich habe aus diesem Forum sehr viel für die Vorbereitung ziehen können und wirklich hilfreiche Tipps bekommen – speziellen Dank auch an Klaus (Klausmong).
Nicht nur, aber auch deshalb möchte ich versuchen, meine Erfahrungen hier zu schildern – vielleicht hilft’s dem einen oder anderen bei seinen Vorbereitungen..
Was ging gut, was weniger?
Visabesorgung:
Dank dem Tipp von Klaus für eine Visaagentur hatte‘ ich mein Russlandvisum (Tourist, mehrmalige Einreise) binnen 14 Tagen. Iran und Afghanistan hab‘ ich ohne Agentur erledigt, war relativ easy. Für alle anderen Länder Visa on arrival.
Das CdP über den ADAC hatte ich in 7 Tagen, top organisiert diese Abteilung!!
Planung:
Ich plane nur grob die Richtung, ob und was ich mir unterwegs anschaue entscheide ich meistens beim Frühstück oder unterwegs (wetterabhängig). Die Unterkünfte über Booking, Google oder Tipps von anderen Bikern, welche ich unterwegs getroffen habe. In Afghanistan war’s etwas tricky, aber da hatte ich ja meinen Guide, der uns immer ein Dach über dem Kopf organisiert hat. Zelten/Camping ist nicht meins, mein Bett am Abend noch selber bauen möchte ich nicht – ich hab‘ auch keine Ausrüstung dafür. Jeder hat so seine Eigenheiten – eine anständige Unterkunft ist mir persönlich einfach wichtig und das hat auch immer geklappt. Natürlich braucht’s in manchen Gegenden Kompromissbereitschaft, deshalb hab‘ ich auch immer meinen „Hüttenschlafsack“ dabei.
Noch kurz zum Thema off-road fahren:
Ich bin absolut kein off-road experte, hatte weder ein Training noch Erfahrung oder off-road Touren in der Vergangenheit. Ich gebe ehrlich zu, das hat mich auf der Anfahrt schon hin und wieder beschäftigt. „Schau‘ ma mal, dann sehen wir schon“… hab‘ ich mir des Öfteren selber gesagt.. Und in Afghanistan war’s dann so weit… Die Straßen oder besser Pisten/Wege dort sind teilweise extrem schlecht. Schlaglöcher und Spurrillen, die dich umwerfen können, sind nicht selten. Da ich dort ja alles mit Pirooz am Sozius gefahren bin, war’s schon fordernd. Das mit Abstand heftigste war die Strecke von Kabul nach Kunduz. Der Salang-Pass und dann als Steigerung der Tunnel hat mich an meine Grenzen gebracht. Ich hab’s geschafft und es ist alles gut gegangen, aber im Vergleich zum Salang ist der Anzob-Tunnel in Tajikistan (der sogenannte „Tunnel of Death“) fast wie ein Kindergeburtstag!
In Duschanbe hab‘ ich zwei Kollegen getroffen, die gerade aus dem Pamir zurückgekommen sind. Einer davon hatte sich im Bartang den Knöchel gebrochen und musste damit 4 Stunden fahren, bis er den Fuß versorgen konnte. Sein Glück war, dass sie zu zweit waren. Das war für mich ausschlaggebend, hin und zurück auf der M41 zu fahren. Es kann zwar auch dort was passieren, aber man ist nicht aus der Welt. Und eine vollbeladene 1250er ist nicht ganz das optimale Fahrzeug für einen Offroad-Laien in einer der verlassensten Gegenden unseres Planeten… und Herausforderungen gibt’s auf der M41 auch genug..
Technik:
Ich bin ja weniger der Schrauber- sondern mehr der Sitzdraufundfahrlos-Typ.
Es gab kein einziges Problem mit dem Motorrad oder der Ausrüstung daran/darauf. Alles hat problemlos funktioniert. Ich hab‘ in Duschanbe im Bikehouse den Ölwechsel (Motor und Endantrieb) machen lassen. Abgesehen von der Tatsache, dass es in diesen Gegenden eher sehr schwer ist, das einzige von BMW zugelassen Öl zu bekommen, war das alles, was unterwegs gemacht wurde. Auch meine Koffer (Apduro) waren trotz mehrerer heftiger Regenfahrten absolut dicht, der Anzug (Touratech) natürlich auch.
Die Zuverlässigkeit der Maschine ist aus meiner Sicht wirklich top – was in meinen Augen aber mindestens gleich viel Respekt bekommt ist der Reifen. Der Heidenau steckt alles ein, was ihm unterkommt und macht jeden Tag über viele Kilometer einen super Job. Für mich ein high-tech Wunderwerk!!!
Für die Gegenden, wo’s weite Strecken ohne Tankstellen gibt (Usbekistan-Kasachstan) hab‘ ich zwei faltbare Benzinsäcke (von Wunderlich) eingepackt. Plan war, die Innentasche eines Koffers herauszunehmen, auf dem Sozius zu binden und den Sack in den Koffer zu geben. Hab‘ ich aber nie gebraucht.
An Werkzeug hatte ich Reifenflickzeug und einen Kompressor, ein Standard-Set an Torx und Schlüssel sowie diverse Kabelbinder, Draht und sonstige Kleinteile. Den Inhalt meiner Werkzeugbox musste ich in Afghanistan bei einem Checkpoint mal komplett vorführen – wofür welches Teil genau ist (war spannend…)
Was ab und zu Probleme gemacht hat, war mein Tracker (Garmin GPSmap 66i). Teilweise hat das Laden (mit immer dem Selben Ladegerät 1 Stunde gedauert, manchmal war er nach einer Nacht immer noch nur zu 5 % geladen. Und wenn’s über 40 Grad hat, wird’s dem Teil zu heiß – es läuft zwar weiter, aber hat eine Hitzewarnung am Screen. Alles in allem aber Jammern auf hohem Niveau…
Natürlich gab’s auch Probleme – (für mich) die zwei gröbsten reiß‘ ich mal kurz an:
Rubel in Russland:
Ich bin an einem Sonntag (bei strömendem Regen) bei Tasqala von Kasachstan nach Russland eingereist. Kreditkarten/Bankomatkarten funktionieren derzeit aus bekannten Gründen in Russland nicht, Bargeld ist angesagt. In meiner Blauäugigkeit hab ich gedacht, ich komm‘ mit Devisen (hatte sowohl Dollar als auch Euro dabei) locker durch. Schwerer Fehler in meinem Fall – es war unmöglich für mich mit Dollar oder Euro Benzin zu bekommen. Wer die russischen Tankstellen kennt, weiß wie’s läuft und bei mir wurde die Schublade immer wieder schnell eingezogen, sobald ich Doller und Euro’s aus der Tasche gezogen habe… Banken hatten am Sonntag zu und ich hab‘ keinen Menschen gefunden, der mir Devisen tauscht. 400 km hinter der Grenze wurde es dann eng, aber auf keiner der angefahrenen Tankstellen gab’s Benzin für mich. Ich hab‘ dann mich dann an eine Begegnung im Bikehouse Duschanbe erinnert, dort hat mich ein Kollege aus Russland gefragt, ob ich ihm ein paar Bilder von Afghanistan schicken könnte. Der war sehr angetan von meiner Route und hat zum Schluss gemeint „when in Russia and you have problem call me“. Das hab‘ ich gemacht – ich hab‘ ihm ein Whatsapp geschickt und gefragt, ob er Rat wüsste wie ich hinter Rubel kommen kann. 5 Minuten später hab‘ ich ein Whatsapp von ihm bekommen, dass er mich gleich anrufen würde und ich dann das Handy dem Tankwart geben soll. Das Handy klingelt, ich heb ab und gebs dem Tankwart – der plaudert eine Weile mit Alexej (dem Biker aus Jekaterinburg), schaut auf sein Handy, dort macht’s zweimal „pling“ , drückt mir dann mein Handy wieder in die Hand und deutet mir, mein Motorrad zur Zapfsäule zu schieben. Dort angekommen hat er mir den Tank bis oben hin gefüllt und mir mit Händen und Füßen gute Weiterfahrt gewünscht. Alexej hat ihm das Geld für eine Tankfüllung überwiesen. Ich war sprachlos über die spontane Hilfsbereitschaft!! Alexej und seine Kumpels haben mir dann auch noch ein Hotel reserviert – alles ohne jemals zu fragen, ob, wann und wie ich das zurückzahle….
Ein weiteres Problem hatte ich bei der Ausreise aus Russland nach Georgien.
Ich habe in Vladikavkaz übernachtet und bin am Morgen in Richtung Grenze gefahren. Die wird gerade massiv erneuert/modernisiert – der Asphalt kommt wohl erst ganz zum Schluss, denn gestaubt hat’s anständig dort… Bei der Einfahrt zu den Kontrollhäuschen hat mich eine Beamtin nach den Papieren gefragt. Ich gab ihr Pass, Zulassung, Visum und Visitor-Registration - sie schaut alles an und meint „Vehicle-Import?“. Ich hab‘ ihr erklärt, dass das alle Dokumente seien, die ich habe. Zwei weitere Beamte kamen dazu und einer davon hat wirklich sehr gutes englisch gesprochen. Er hat mir erklärt, dass ich ein „temporary vehicle import document“ haben müsste, ohne dieses könnte ich meine Reise nur zu Fuß weiter fortführen, denn das Moped muss dableiben. Das hat mich dann schon mal leicht nervös gemacht. Ich hab‘ dann den Beamten auf der Karte gezeigt, wo ich eingereist bin und auch anhand diverser Belege (Unterkunft, Geldwechsel,..) die Route erklärt. Nach unzähligen Erklärungen und Beteuerungen, dass ich kein weiteres Dokument habe und auch keines bei der Einreise bekommen habe, vielen Telefonaten zwischen den zwei Grenzposten stellte sich heraus, dass die Beamten bei der Einreise das Dokument nicht verlangt oder geprüft hatten und so durfte ich dann nach 8 Stunden warten im Staub ausreisen. Ich weiß, dass ich mehr als Glück hatte, denn dieses Dokument muss bei der Einreise ausgefüllt und abgestempelt und bei der Ausreise wieder abgegeben werden. Ich hab‘ bei der Einreise x-mal nachgefragt, ob ich alles habe und die Beamten dort haben immer gemeint – „yes, everything ok – welcome to Russia – you can go“.
Das hätte auch anders ausgehen können, aber manchmal braucht man halt auch etwas Glück…
Alles in Allem aber muss ich sagen, ich wurde immer sehr freundlich, höflich und als Gast behandelt. Egal ob im Irak, wo mir ein Soldat sehr genau erklärt hat, warum ich die Strecke nahe der Grenze zur Türkei nicht fahren darf und eine andere Route wählen soll, die Taliban bei den unzähligen Checkpoints, in Russland bei der Ausreise – jeder war freundlich, höflich und mir wurde so gut wie immer was zu Essen und Trinken angeboten. Bei der Ausreise aus Afghanistan war ich zwei Stunden zu früh an der Grenze, die Wachen dort haben mich eingeladen, in ihrem „Haus“ zu warten und zu rasten. Sie haben Tee und Kekse gebracht und mir dann Polster gerichtet, damit ich mich hinlegen und ausruhen kann bis die Grenze geöffnet wird. Ganz ehrlich, das ist mir in unseren Breiten bis dato noch nie passiert…
Grüße aus Tirol
Gernot