sampleman
Themenstarter
Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich Kfz kaufen und verkaufen total stressig finde? Das mag auch ein bisschen damit zusammenhängen, dass mir das Geld und der Ehrgeiz fehlt, mir neue Autos und Kräder anzutun, es müssen Gebrauchte sein.
Okay, mein Citroen C3 Pluriel wird nächstes Frühjahr 15, die 150.000er Marke hat er die Tage gerissen. Er hat sich wirklich tapfer geschlagen, war ganz objektiv betrachtet robust, zuverlässig und genügsam, aber man soll sein Schicksal ja nicht herausfordern. Etwas anderes muss her.
Nach Beschau des Marktes und Analyse des Lastenheftes engt sich die Wahl auf einen Toyota Yaris Hybrid ein - und nach einer Sitzprobe in einem aktuellen Yaris zeigt sich, dass mein Auto ein spezielles Ausstattungsdetail braucht, einen höhenverstellbaren Beifahrersitz (höhenverstellbare Fahrersitze haben sie alle), was das an sich üppige Angebot von Yaris Hybrid am Markt auf eine eng überschaubare Anzahl reduziert, denn das dazugehörige Ausstattungspaket haben nicht viele. Mobile-de ist da ganz hilfreich, aber es läuft am Ende doch darauf hinaus, dass ich bei Dutzenden von Yaris das Foto vom Cockpit analysiere und den Hebel für den Tempomat, suche, denn der gehört - ebenso wie die elektrischen Fensterheber hinten - zu dem Ausstattungspaket, das auch den höhenverstellbaren Beifahrersitz enthält. Schließlich gerät ein Yaris in mein Fadenkreuz, metallicblau, dreieinhalb Jahre alt, soll 13 glatt kosten und steht in Bad Tölz. Ich versuche, einen Termin für eine Probefahrt zu machen, was sich ungeahnt schwierig gestaltet, weil Autohändler offenbar die Mails, die man ihnen über Mobile-de schickt, nicht lesen - und am Telefon sind sie ohnehin immer nur schwer zu erreichen. Was mich zu meiner Frage führt: Was machen Autohändler eigentlich beruflich?
Im Hintergrund zeigt sich, dass Mobile-de nicht einfach nur Auto-Anzeigen veröffentlicht. Sie tracken auch ganz genau mit, was die Interessenten auf der Seite so machen. Und so bekommt Mobile-de nicht nur mit, dass ich mich für einen Toyota Yaris interessiere, sie merken natürlich auch, dass ich ein bestimmtes Angebot spannend finde und den Händler kontaktiere. Und schon schlagen in meiner Mailbox Mails auf, die die wichtigen Fragen des Lebens stellen. Zum Beispiel die, ob ich mir nicht einen Barzahlerrabatt sichern wolle, und zwar indem ich mir das Geld zuvor über einen Kredit hole.
Die Idee finde ich grundsätzlich nicht blöd. Meinen Citroen habe ich ebenfalls finanziert, über einen Kredit, vermittelt vom Händler. Lief total easy ab, und weil das Auto nicht teuer war, waren auch die Raten so niedrig, dass man sie kaum gemerkt hat. Also begehe ich eine folgenschwere Tat: Ich klicke auf den Button "Finanzierung berechnen" unter der Anzeigen mit dem blauen Yaris. Danach bin ich erst einmal mit Daten eingeben beschäftigt - im Großraumbüro in der Mittagszeit. Okay, für so eine Kreditanfrage muss man sich ganz schön nackig machen, aber das ist nun mal so.
Schräg allerdings ist, dass - noch während ich meine Daten eingebe - mein Handy klingelt und ein Berater vom Kreditvermittler Smava dran ist und wissen will, ob er mir irgendwie weiterhelfen kann. Ich will nicht meinen privaten Autokredit im Großraumbüro diskutieren und würge ihn ab, er möge mir eine Mail schicken. Kaum ist das Gespräch beendet, piept mein Handy erneut. Eine Firma namens Carcredit spricht mich mit "Lieber Carcredit-Kunde" an (nicht dass ich wüsste) und teilt mir mit, der Kredit, den ich beantragt hätte (nicht dass ich wüsste), sei bewilligt (immerhin). In meiner Mailbox stapeln sich derweil die Angebote, Tags drauf bekomme ich von zwei Banken komplett ausgefüllte Vertragsformulare nach Hause geschickt. Offenbar hat die Finanzbranche ein neues Ziel: Dem Sampleman den Kauf eines metallicblauen Toyota Yaris zu finanzieren, damit endlich a Ruah is.
Doch der blaue Yaris in Tölz wird es nicht. Zu runtergeritten, zu viele Macken für angeblich 19.900 km, der Verkäufer störrisch, die Konditionen doof. Sogar das Blau sieht aus der Nähe betrachtet etwas halbsch.wul aus. Vielleicht lag es auch daran, dass das Wetter an dem Tag scheiße war. Immerhin, die Probefahrt mit dem Auto ergibt, sowohl der Memsahib als auch dem Prinzgemahl täte ein Toyota Yaris Hybrid taugen - nur der hier nicht.
Also weitersuchen. Schließlich werde ich fündig bei einem Toyota-Händler in Weilheim. Das Auto ist von der Papierform toll, soll ein paar Hunderter mehr kosten, klingt aber interessant. Auch hier wieder der harte Kampf mit der Telekommunikation, bis man mal einen Ansprechpartner hat und auch einen Besichtigungstermin. Man möchte meinen, es ginge um eine Dreizimmerwohnung in München-Bogenhausen und nicht um einen japanischen Gebrauchtwagen aus Frankreich. Am Freitagnachmittag ist es so weit, ich komme mit dem Zug aus München, die Memsahib im C3 Pluriel aus Augsburg angereist. Doch die Ankunft der Memsahib wird durch widrige Umstände auf der B472 verzögert, der Chef des Hauses und ich besichtigen derweil den Wagen und stellen uns vor, was jetzt noch zu tun wäre, wenn die Kaufentscheidung schon gefallen wäre. Ich will die Chance nicht verstreichen lassen, dass der Autohändler mir ein Incentive in Form eines besonders günstigen Hauskredits rüberlässt, also beginnen wir mit der Datenerfassung. Irgendwann halte ich ein Blatt in der Hand mit einer möglichen Kreditfinanzierung. Da die Memsahib immer noch nicht da ist, beschließen der Autohändler und ich, schon mal Tanken zu fahren - und verfehlen sie nur um Sekunden.
Als wir vom Tanken zurück kommen, bin ich schon ziemlich sicher, dass ich das Auto haben will, die Göttergattin ist sich eigentlich nur sicher, dass sie den Landkreis Weilheim-Schongau hasst. Die anschließende Probefahrt mit uns beiden verläuft nur so mittelharmonisch, die zickige Bemerkung "dann kauf' die Scheißkarre halt!" mag einen kleinen atmosphärischen Eindruck vermitteln. Eine Ursache der royalen Verstimmung zeigt sich später: Als die Memsahib mit hängender Zunge beim Autohaus eintraf, hielt es niemand für nötig, ihr zu sagen, wann wir zurückkommen. Und auch ein Mineralwasser wurde nicht angeboten. Hoheit was not amused und akut dehydriert. Das hole ich nach, indem ich einfach mal einen der dort herumlaufenden Büffel frage, ob sie eventuell was zu Trinken für uns haben. Haben sie natürlich, eine komplett ausgestattete Kundenbar. Hätte man ihr auch mal sagen können. Ein Glas Selters später ist sie wieder gut drauf, meine Herzdame.
Der Rest ist schnell erzählt: Der Autohändler legt noch einen Satz Reifen, einen neuen Tüv und einen großen Service drauf, und wir sind uns einig. Der da wird unserer. Wir verabschieden uns mit der Verabredung, dass ich mich um die Finanzen kümmere und wir das Thema in spätestens zwei Wochen über die Bühne haben.
Zuhause vergleiche ich das Toyota-Kreditangebot mit denen, die mir Smava im Auftrag von Mobile-de vermittelt haben - und die Toyota-Kreditbank verliert. Ing-Diba kriegt den Zuschlag. Wer noch nie einen solchen Kredit bei einer Online-Bank abgeschlossen hat: Das ist lustig. Vor allem der Part mit der Online-Video-Authentifizierung. Man lädt sich eine App auf sein Tablet oder seinen PC mit Webcam, dann meldet man sich an - und findet sich in einer Videokonferenz mit einem Menschen, der den ganzen lieben langen Tag nichts anderes macht als am Bildschirm zu überprüfen, ob die Typen, die ihre Fresse in die Webcam halten, auch zu den Personalausweisen passen, die sie in die Kamera halten. Nach zehn Minuten weiß Ing-Diba, wer ich bin, am Montag geht der Kreditantrag in die Post, am Mittwoch ist die Kohle auf meinem Konto. Ich bin angenehm verblüfft.
Der Autohändler vollführt währenddessen das Kunststück, gleichzeitig desinteressiert und unkooperativ zu wirken und im Hintergrund mir alle meine Wünsche zu erfüllen. Am Donnerstag überweise ich das Geld auf sein Konto, am Dienstag drauf stellt seine Frau uns den Yaris vor die Tür, komplett gecheckt, getüvt, die Winterreifen mit Alus schon auf dem Auto, die Sommerreifen im Kofferraum. Natürlich ist das Auto auf meinen Namen zugelassen und natürlich trägt es mein Augsburger Wunschkennzeichen. Und dass es erst am Dienstag kam, lag an meiner Frau, die war am Montag nicht zuhause.
Plötzlich bin ich im Besitz von zwei Autos. Dank meiner kulanten Versicherung darf ich beide Autos einen Monat lang auf einem Vertrag laufen lassen. Ist der Citroen in einem Monat nicht weg, wird es teuer.
Am Samstag komme ich dazu, mir den Citroen mal richtig zur Brust zu nehmen. Er wird ausgeräumt, gesaugt, geputzt - und ansprechend fotografiert, die Winterreifen werden vom Reifenfredi geholt. Ich wohne in Augsburg, arbeite aber in München, da habe ich auch einen Garagenstellplatz. Da will ich den Citroen abstellen, denn alltags bin ich da im Büro, da können dann Interessenten kommen - wenn es überhaupt welche gibt für ein skurriles, betagtes Multifunktionscabrio. Am Abend komme ich aus München zurück und bin ganz schön geschafft. Das mit dem Inserat bei Mobile-de mache ich am Sonntag, nehme ich mir vor.
In der Nacht ändere ich meine Pläne, ich will die Sache vom Hof haben. Also setze ich mich um halb zwölf an den Rechner und baue eine Anzeige auf Mobile-de zusammen. Ist kein Hexenwerk, eine Stunde später ist das Ding online, und zwei Sekunden später pingt mein Handy: Angeblich hat mich eine Nummer aus Bergisch-Gladbach angerufen, aber nichts hinterlassen. Das kenne ich schon von früher. Es scheint Leute zu geben, die automatisch neue Gebote auf Mobile.de erfassen und sofort Kontakt aufnehmen - warum auch immer.
Am Sonntagmorgen nehme ich ernüchtert zur Kenntnis, dass Anzeigen bei Mobile-de auch bei Ebay Kleinanzeigen erscheinen, schließlich gehört Mobile-de zu Ebay. Und leider gibt es auch da jede Menge Spackos. Einer fragt, ob das Auto noch da sei, hinterlässt aber keine sinnvollen Kontaktdaten, einer will tauschen gegen einen Skoda Fabia Diesel von 2005...
Um halb elf ruft einer aus dem Vogtland an, über 300 km entfernt. Er hört sich ehrlich interessiert an, wir haben ein langes Gespräch über das Auto. Er hat einen Sohn, der lebt in der Nähe von München, der könne das Auto besichtigen und es dann rüberfahren. Bedingung: Es müsse sofort sein, denn der Junge sei beruflich sehr angespannt und habe unter der Woche keine Zeit. Also fahre ich bei dem jungen Mann vorbei (der bei dem strahlenden Wetter vielleicht auch was besseres zu tun hat als für seinen Vater 'ne olle Karre klar zu machen und nach Thüringen zu fahren). Über den Preis habe ich mich vorab mit dem alten Herrn schon verständigt - nur auf Basis von Fotos und meinen Angaben. Als ich beim Sohn vorbei komme, ist er gerade von der Bank zurück und zählt das Geld. Der Besichtigungstermin verläuft sachlich und endet in einer Vertragsunterschrift und Geld gegen Ware. Um halb drei Uhr nachmittags bin ich das Auto los, vierzehn Stunden nachdem ich die Anzeige eingestellt habe. Wie geil ist das denn?
Jetzt isser weg. Ich werde ihn vermissen - spätestens im nächsten Sommer...
Okay, mein Citroen C3 Pluriel wird nächstes Frühjahr 15, die 150.000er Marke hat er die Tage gerissen. Er hat sich wirklich tapfer geschlagen, war ganz objektiv betrachtet robust, zuverlässig und genügsam, aber man soll sein Schicksal ja nicht herausfordern. Etwas anderes muss her.
Nach Beschau des Marktes und Analyse des Lastenheftes engt sich die Wahl auf einen Toyota Yaris Hybrid ein - und nach einer Sitzprobe in einem aktuellen Yaris zeigt sich, dass mein Auto ein spezielles Ausstattungsdetail braucht, einen höhenverstellbaren Beifahrersitz (höhenverstellbare Fahrersitze haben sie alle), was das an sich üppige Angebot von Yaris Hybrid am Markt auf eine eng überschaubare Anzahl reduziert, denn das dazugehörige Ausstattungspaket haben nicht viele. Mobile-de ist da ganz hilfreich, aber es läuft am Ende doch darauf hinaus, dass ich bei Dutzenden von Yaris das Foto vom Cockpit analysiere und den Hebel für den Tempomat, suche, denn der gehört - ebenso wie die elektrischen Fensterheber hinten - zu dem Ausstattungspaket, das auch den höhenverstellbaren Beifahrersitz enthält. Schließlich gerät ein Yaris in mein Fadenkreuz, metallicblau, dreieinhalb Jahre alt, soll 13 glatt kosten und steht in Bad Tölz. Ich versuche, einen Termin für eine Probefahrt zu machen, was sich ungeahnt schwierig gestaltet, weil Autohändler offenbar die Mails, die man ihnen über Mobile-de schickt, nicht lesen - und am Telefon sind sie ohnehin immer nur schwer zu erreichen. Was mich zu meiner Frage führt: Was machen Autohändler eigentlich beruflich?
Im Hintergrund zeigt sich, dass Mobile-de nicht einfach nur Auto-Anzeigen veröffentlicht. Sie tracken auch ganz genau mit, was die Interessenten auf der Seite so machen. Und so bekommt Mobile-de nicht nur mit, dass ich mich für einen Toyota Yaris interessiere, sie merken natürlich auch, dass ich ein bestimmtes Angebot spannend finde und den Händler kontaktiere. Und schon schlagen in meiner Mailbox Mails auf, die die wichtigen Fragen des Lebens stellen. Zum Beispiel die, ob ich mir nicht einen Barzahlerrabatt sichern wolle, und zwar indem ich mir das Geld zuvor über einen Kredit hole.
Die Idee finde ich grundsätzlich nicht blöd. Meinen Citroen habe ich ebenfalls finanziert, über einen Kredit, vermittelt vom Händler. Lief total easy ab, und weil das Auto nicht teuer war, waren auch die Raten so niedrig, dass man sie kaum gemerkt hat. Also begehe ich eine folgenschwere Tat: Ich klicke auf den Button "Finanzierung berechnen" unter der Anzeigen mit dem blauen Yaris. Danach bin ich erst einmal mit Daten eingeben beschäftigt - im Großraumbüro in der Mittagszeit. Okay, für so eine Kreditanfrage muss man sich ganz schön nackig machen, aber das ist nun mal so.
Schräg allerdings ist, dass - noch während ich meine Daten eingebe - mein Handy klingelt und ein Berater vom Kreditvermittler Smava dran ist und wissen will, ob er mir irgendwie weiterhelfen kann. Ich will nicht meinen privaten Autokredit im Großraumbüro diskutieren und würge ihn ab, er möge mir eine Mail schicken. Kaum ist das Gespräch beendet, piept mein Handy erneut. Eine Firma namens Carcredit spricht mich mit "Lieber Carcredit-Kunde" an (nicht dass ich wüsste) und teilt mir mit, der Kredit, den ich beantragt hätte (nicht dass ich wüsste), sei bewilligt (immerhin). In meiner Mailbox stapeln sich derweil die Angebote, Tags drauf bekomme ich von zwei Banken komplett ausgefüllte Vertragsformulare nach Hause geschickt. Offenbar hat die Finanzbranche ein neues Ziel: Dem Sampleman den Kauf eines metallicblauen Toyota Yaris zu finanzieren, damit endlich a Ruah is.
Doch der blaue Yaris in Tölz wird es nicht. Zu runtergeritten, zu viele Macken für angeblich 19.900 km, der Verkäufer störrisch, die Konditionen doof. Sogar das Blau sieht aus der Nähe betrachtet etwas halbsch.wul aus. Vielleicht lag es auch daran, dass das Wetter an dem Tag scheiße war. Immerhin, die Probefahrt mit dem Auto ergibt, sowohl der Memsahib als auch dem Prinzgemahl täte ein Toyota Yaris Hybrid taugen - nur der hier nicht.
Also weitersuchen. Schließlich werde ich fündig bei einem Toyota-Händler in Weilheim. Das Auto ist von der Papierform toll, soll ein paar Hunderter mehr kosten, klingt aber interessant. Auch hier wieder der harte Kampf mit der Telekommunikation, bis man mal einen Ansprechpartner hat und auch einen Besichtigungstermin. Man möchte meinen, es ginge um eine Dreizimmerwohnung in München-Bogenhausen und nicht um einen japanischen Gebrauchtwagen aus Frankreich. Am Freitagnachmittag ist es so weit, ich komme mit dem Zug aus München, die Memsahib im C3 Pluriel aus Augsburg angereist. Doch die Ankunft der Memsahib wird durch widrige Umstände auf der B472 verzögert, der Chef des Hauses und ich besichtigen derweil den Wagen und stellen uns vor, was jetzt noch zu tun wäre, wenn die Kaufentscheidung schon gefallen wäre. Ich will die Chance nicht verstreichen lassen, dass der Autohändler mir ein Incentive in Form eines besonders günstigen Hauskredits rüberlässt, also beginnen wir mit der Datenerfassung. Irgendwann halte ich ein Blatt in der Hand mit einer möglichen Kreditfinanzierung. Da die Memsahib immer noch nicht da ist, beschließen der Autohändler und ich, schon mal Tanken zu fahren - und verfehlen sie nur um Sekunden.
Als wir vom Tanken zurück kommen, bin ich schon ziemlich sicher, dass ich das Auto haben will, die Göttergattin ist sich eigentlich nur sicher, dass sie den Landkreis Weilheim-Schongau hasst. Die anschließende Probefahrt mit uns beiden verläuft nur so mittelharmonisch, die zickige Bemerkung "dann kauf' die Scheißkarre halt!" mag einen kleinen atmosphärischen Eindruck vermitteln. Eine Ursache der royalen Verstimmung zeigt sich später: Als die Memsahib mit hängender Zunge beim Autohaus eintraf, hielt es niemand für nötig, ihr zu sagen, wann wir zurückkommen. Und auch ein Mineralwasser wurde nicht angeboten. Hoheit was not amused und akut dehydriert. Das hole ich nach, indem ich einfach mal einen der dort herumlaufenden Büffel frage, ob sie eventuell was zu Trinken für uns haben. Haben sie natürlich, eine komplett ausgestattete Kundenbar. Hätte man ihr auch mal sagen können. Ein Glas Selters später ist sie wieder gut drauf, meine Herzdame.
Der Rest ist schnell erzählt: Der Autohändler legt noch einen Satz Reifen, einen neuen Tüv und einen großen Service drauf, und wir sind uns einig. Der da wird unserer. Wir verabschieden uns mit der Verabredung, dass ich mich um die Finanzen kümmere und wir das Thema in spätestens zwei Wochen über die Bühne haben.
Zuhause vergleiche ich das Toyota-Kreditangebot mit denen, die mir Smava im Auftrag von Mobile-de vermittelt haben - und die Toyota-Kreditbank verliert. Ing-Diba kriegt den Zuschlag. Wer noch nie einen solchen Kredit bei einer Online-Bank abgeschlossen hat: Das ist lustig. Vor allem der Part mit der Online-Video-Authentifizierung. Man lädt sich eine App auf sein Tablet oder seinen PC mit Webcam, dann meldet man sich an - und findet sich in einer Videokonferenz mit einem Menschen, der den ganzen lieben langen Tag nichts anderes macht als am Bildschirm zu überprüfen, ob die Typen, die ihre Fresse in die Webcam halten, auch zu den Personalausweisen passen, die sie in die Kamera halten. Nach zehn Minuten weiß Ing-Diba, wer ich bin, am Montag geht der Kreditantrag in die Post, am Mittwoch ist die Kohle auf meinem Konto. Ich bin angenehm verblüfft.
Der Autohändler vollführt währenddessen das Kunststück, gleichzeitig desinteressiert und unkooperativ zu wirken und im Hintergrund mir alle meine Wünsche zu erfüllen. Am Donnerstag überweise ich das Geld auf sein Konto, am Dienstag drauf stellt seine Frau uns den Yaris vor die Tür, komplett gecheckt, getüvt, die Winterreifen mit Alus schon auf dem Auto, die Sommerreifen im Kofferraum. Natürlich ist das Auto auf meinen Namen zugelassen und natürlich trägt es mein Augsburger Wunschkennzeichen. Und dass es erst am Dienstag kam, lag an meiner Frau, die war am Montag nicht zuhause.
Plötzlich bin ich im Besitz von zwei Autos. Dank meiner kulanten Versicherung darf ich beide Autos einen Monat lang auf einem Vertrag laufen lassen. Ist der Citroen in einem Monat nicht weg, wird es teuer.
Am Samstag komme ich dazu, mir den Citroen mal richtig zur Brust zu nehmen. Er wird ausgeräumt, gesaugt, geputzt - und ansprechend fotografiert, die Winterreifen werden vom Reifenfredi geholt. Ich wohne in Augsburg, arbeite aber in München, da habe ich auch einen Garagenstellplatz. Da will ich den Citroen abstellen, denn alltags bin ich da im Büro, da können dann Interessenten kommen - wenn es überhaupt welche gibt für ein skurriles, betagtes Multifunktionscabrio. Am Abend komme ich aus München zurück und bin ganz schön geschafft. Das mit dem Inserat bei Mobile-de mache ich am Sonntag, nehme ich mir vor.
In der Nacht ändere ich meine Pläne, ich will die Sache vom Hof haben. Also setze ich mich um halb zwölf an den Rechner und baue eine Anzeige auf Mobile-de zusammen. Ist kein Hexenwerk, eine Stunde später ist das Ding online, und zwei Sekunden später pingt mein Handy: Angeblich hat mich eine Nummer aus Bergisch-Gladbach angerufen, aber nichts hinterlassen. Das kenne ich schon von früher. Es scheint Leute zu geben, die automatisch neue Gebote auf Mobile.de erfassen und sofort Kontakt aufnehmen - warum auch immer.
Am Sonntagmorgen nehme ich ernüchtert zur Kenntnis, dass Anzeigen bei Mobile-de auch bei Ebay Kleinanzeigen erscheinen, schließlich gehört Mobile-de zu Ebay. Und leider gibt es auch da jede Menge Spackos. Einer fragt, ob das Auto noch da sei, hinterlässt aber keine sinnvollen Kontaktdaten, einer will tauschen gegen einen Skoda Fabia Diesel von 2005...
Um halb elf ruft einer aus dem Vogtland an, über 300 km entfernt. Er hört sich ehrlich interessiert an, wir haben ein langes Gespräch über das Auto. Er hat einen Sohn, der lebt in der Nähe von München, der könne das Auto besichtigen und es dann rüberfahren. Bedingung: Es müsse sofort sein, denn der Junge sei beruflich sehr angespannt und habe unter der Woche keine Zeit. Also fahre ich bei dem jungen Mann vorbei (der bei dem strahlenden Wetter vielleicht auch was besseres zu tun hat als für seinen Vater 'ne olle Karre klar zu machen und nach Thüringen zu fahren). Über den Preis habe ich mich vorab mit dem alten Herrn schon verständigt - nur auf Basis von Fotos und meinen Angaben. Als ich beim Sohn vorbei komme, ist er gerade von der Bank zurück und zählt das Geld. Der Besichtigungstermin verläuft sachlich und endet in einer Vertragsunterschrift und Geld gegen Ware. Um halb drei Uhr nachmittags bin ich das Auto los, vierzehn Stunden nachdem ich die Anzeige eingestellt habe. Wie geil ist das denn?
Jetzt isser weg. Ich werde ihn vermissen - spätestens im nächsten Sommer...