Jungfux
Themenstarter
- Dabei seit
- 05.11.2019
- Beiträge
- 362
- Modell
- Meine kleine Herde: 1150 GS, 2x ZZR 1100, GSX 750 F, XT 500, WR 250
Mir ist kalt, wenn ich vor die Tür gehe und die Tage können kaum noch kürzer werden.
Zwei Mopeten sind zwar noch angemeldet, aber nach Fahren ist mir gerade nicht.
Also beste Zeit, um das Jahr Revue passieren zu lassen.
Was gab es für Highlights, wo habe ich richtig Glück gehabt, wo einfach zu wenig aufgepasst?
Die mit Abstand intensivste Zeit dieses Jahr war für mich meine dreiwöchige Motorradtour nach Nizza und dann weiter nach Castellane.
Bin mal gespannt, ob ich noch in den Schreibfluss komme.
Im Moment fühlt es sich noch ein wenig trocken und spröde an.
Gleich vorweg, einige Passagen und Missgeschicke sind nicht zur Nachahmung empfohlen und ich erwähne sie hier auch nicht, um darüber zu prahlen, sondern nur weil ich keine Details weglassen möchte.
Die Ausstattung ist genau wie bei meinen vorherigen Reisen eher schlicht und simpel gehalten.
Die Kurzbeschreibung bleibt bei: Ein Mann, ein Moped, ein Zelt.
Im Detail dann so: Motorrad GS 1150, Isomatte, Schlafsack und Zelt, Kocher, Proviant und Klamotten in den Alukoffern, Handpan muss mit, Tankrucksack, Navi per Galaxy A40.
Der erste Anlauf begann am Donnerstag in der zweiten Juli-Woche, da ich, wie die beiden Jahre davor wieder pünktlich am zweiten Juli-Wochenende die verrückte Horde auf der Stella Alpina sehen wollte. Mein erstes Ziel war der kleine Ort Arosa in der Schweiz. Aber der Start war schon verpeilt. Bei mir sehe ich auf der Autobahn immer das Entfernungsschild: 245 km bis Bern, und ich freu mich immer, wenn ich mir vor Augen halte, dass ich locker in drei Stunden in der Schweiz sein kann. Als ich mein Monster gegen Mittag fertig gepackt und beladen habe, fahre ich los.
Anscheinend hatte ich zu viel, oder bei genauerer Betrachtung, zu wenig im Kopf und bin direkt runter nach Karlsruhe und weiter Richtung Basel gefahren. Aber mein Ziel war ja Chur und dann ins Arosatal. Somit fing die Tour schon mal mit einem Umweg von einer Stunde an. Mir fiel dieser blöde Fehler aber erst knapp vor der schweizer Grenze auf, wo es also keine Möglichkeit mehr gab, das Missgeschick auszubessern…
Grrrr, da war ich aber schon auf der Hinfahrt sauer auf mich selber. Na gut, was soll´s. Niemand ist perfekt und wer´s glaubt, werfe den ersten Stein.
Durch meinen Umweg fahre ich am Walensee vorbei und erinnere mich sehr intensiv an ein Gleitschirm-Sicherheitstraining über Wasser, das ich dort vor ca. 15 Jahren absolviert habe. Krasser Schei… Glaube, das würde ich mich heute nicht mehr trauen.
Meine Gedanken ziehen weiter während ich mich langsam dem Autobahnkreuz nähere, wo ich von links gekommen wäre, wenn ich die „normale“ Strecke nach Chur gefahren wäre. Nun gut, ich kann mir das Missgeschick verzeihen, bin ja gleich in Chur und fahre dann hoch nach Arosa. Das Monster schnaubt fleißig und spult brav die Kilometer runter. Keine merkwürdigen Geräusche vom HAG oder sonst wo her. Die ca. 30 km bis hoch nach Arosa sind eine wirklich schöne Strecke und langsam kommt Urlaubsfeeling auf. Oben im Ort erkenne ich den See und die Seilbahnen wieder. Hier bin schon mal hochgefahren, habe ich voll vergessen… Dementicare.
Noch schnell im Supermarkt was einkaufen und dann den Campingplatz suchen.
Klappt alles.
Da ich nicht vorab gebucht habe, muss ich mich vor Ort selber einchecken…
Oh da merke ich, dass ich ein Dino bin – aber nach einigen Versuchen klappt es mit dem Einchecken.
Für mein Zelt finde ich einen genialen Platz gleich neben der Küchenhütte.
Um dort hoch zu kommen muss ich eine steile Wiesenauffahrt meistern. Einerseits möchte ich denen keine Rille ins Gras ziehen, aber andererseits ist die Wiese feucht, also brauche ich Anlauf und Schwung. Wohl dosiert in der Gashand gelingt mir diese Hürde.
Erstmal mein Zelt aufbauen und alles auf mich wirken lassen. Das Abendessen auf der Terrasse war schon ein schöner Einstieg in eine weitere Abendteuer-Reise. Aber das Wetter lässt zu wünschen übrig. Der Himmel zieht sich immer mehr zu. Später kommt eine steile Briese auf und es fängt sogar an zu nieseln. Naja, was soll´s? Das bringt mich doch nicht aus der Spur, oder doch? Denn so richtig fit fühle ich mich eigentlich nicht. Die Energie und die Vorfreude fehlen irgendwie. Also lange Rede ohne Sinn. In den nächsten Stunden zieht eine gigantische Kaltfront über das Gebiet und es schüttet wie aus Badewannen. Minutenlanges Donnergrollen und gleichzeitige Blitze lassen erkennen, dass die Zelle direkt über mir ist. Als ich die Wetterlage und die Vorhersage am Smartphone checke, wird mir echt übel. Es wird eine riesige fette Regenzelle über mir angezeigt, Regen die ganze Nacht und den ganzen morgigen Tag. Nur ein kleiner wolken-und-regenfreier Korridor morgen von 9:00 – 11:00 h in Richtung Norden. Was nun? In der Nacht wache ich vom Lärm auf, den der Regen auf der Zeltplane erzeugt. Wie ätzend, nass und kalt. Das Zelt hält zwar dicht, aber es fühlt sich alles doof an. Ich überlege so hin und her, was ist mit mir los? Da fällt mir auch wieder ein, dass ich mir vor ein paar Tagen daheim den Magen gründlich verdorben habe und mehrere Tage voll im A…. war. Anscheinend bin ich immer noch nicht ganz fit. Ich beschließe, die Tour morgen abzubrechen und mich durch den angezeigten Korridor in Richtung Heimat zu verdrücken. Sehr komisches Gefühl, aber irgendwie stehe ich gerade nicht zu meiner Reise und denke, dass ich auf die Vorahnung hören soll. Am Morgen regnet es immer noch. Der Wetterbericht stimmt exakt bis jetzt, ca. 10 Stunden Regen am Stück. Ich bin froh, als es wirklich pünktlich um 9:00 h aufhört, packe meine Sacken, finde noch einen Zettel am Monster: Motorrad unverzüglich weg fahren, und kurve die Straße runter nach Chur.
Dort unten ist es um einiges wärmer. Fette Wolkenfetzen ziehen durchs Tal und ich bleibe noch ca. eine halbe Stunde stehen, um mir dieses Naturschauspiel anzuschauen und auch um meine Entscheidung der Heimfahrt nochmal rein zu spüren… Sehr komisch alles, es zieht mich hin und her. Aber ich trete doch die Fahrt Richtung Norden an. Als ich aus der Schweiz raus bin ist bestes Wetter. Ich überlege noch, ob ich ein paar Tage am Bodensee oder woanders verbringen soll, aber die Luft ist raus.
Daheim erreicht mich nach ein paar Tagen die Nachricht, dass es auf der Stella Alpina oder in der Umgebung einen Unfall mit Todesfolge gegeben haben soll und das Treffen daraufhin behördlich abgesagt wurde. Sehr komischer „Zufall“. War das der Grund für meine spontane Unlust und den Reiseabbruch? Wir werden es nie genau erfahren. In den nächsten drei Tagen fahre tätlich eine stramme Runde mit dem Rad und trainiere meine Kondition, in dem ich im Rhein in Ufernähe gegen den Strom schwimme. Ich kann die Stärke der Gegenströmung schön exakt durch den Abstand, den ich zum Ufer habe, dosieren.
(Und für die Abteilung mit dem erhobenen Zeigefinger: Ja gefährlich bla bla und jedes Jahr sterben dabei Menschen. Aber über die 14200 Alkoholtoten im Jahr 2020 jammert keiner und muss auch niemand aus Solidarität geimpft werden / Quelle: Bundesministerium für Gesundheit).
Naja und schau da, schon am Dienstag hält mich nix mehr am Küchentisch. Das Monster wird wieder gepackt und auf ein Neues geht die Fahrt.
Soweit erst mal die unübliche Vorgeschichte. Die Reise geht weiter.
Zwei Mopeten sind zwar noch angemeldet, aber nach Fahren ist mir gerade nicht.
Also beste Zeit, um das Jahr Revue passieren zu lassen.
Was gab es für Highlights, wo habe ich richtig Glück gehabt, wo einfach zu wenig aufgepasst?
Die mit Abstand intensivste Zeit dieses Jahr war für mich meine dreiwöchige Motorradtour nach Nizza und dann weiter nach Castellane.
Bin mal gespannt, ob ich noch in den Schreibfluss komme.
Im Moment fühlt es sich noch ein wenig trocken und spröde an.
Gleich vorweg, einige Passagen und Missgeschicke sind nicht zur Nachahmung empfohlen und ich erwähne sie hier auch nicht, um darüber zu prahlen, sondern nur weil ich keine Details weglassen möchte.
Die Ausstattung ist genau wie bei meinen vorherigen Reisen eher schlicht und simpel gehalten.
Die Kurzbeschreibung bleibt bei: Ein Mann, ein Moped, ein Zelt.
Im Detail dann so: Motorrad GS 1150, Isomatte, Schlafsack und Zelt, Kocher, Proviant und Klamotten in den Alukoffern, Handpan muss mit, Tankrucksack, Navi per Galaxy A40.
Der erste Anlauf begann am Donnerstag in der zweiten Juli-Woche, da ich, wie die beiden Jahre davor wieder pünktlich am zweiten Juli-Wochenende die verrückte Horde auf der Stella Alpina sehen wollte. Mein erstes Ziel war der kleine Ort Arosa in der Schweiz. Aber der Start war schon verpeilt. Bei mir sehe ich auf der Autobahn immer das Entfernungsschild: 245 km bis Bern, und ich freu mich immer, wenn ich mir vor Augen halte, dass ich locker in drei Stunden in der Schweiz sein kann. Als ich mein Monster gegen Mittag fertig gepackt und beladen habe, fahre ich los.
Anscheinend hatte ich zu viel, oder bei genauerer Betrachtung, zu wenig im Kopf und bin direkt runter nach Karlsruhe und weiter Richtung Basel gefahren. Aber mein Ziel war ja Chur und dann ins Arosatal. Somit fing die Tour schon mal mit einem Umweg von einer Stunde an. Mir fiel dieser blöde Fehler aber erst knapp vor der schweizer Grenze auf, wo es also keine Möglichkeit mehr gab, das Missgeschick auszubessern…
Grrrr, da war ich aber schon auf der Hinfahrt sauer auf mich selber. Na gut, was soll´s. Niemand ist perfekt und wer´s glaubt, werfe den ersten Stein.
Durch meinen Umweg fahre ich am Walensee vorbei und erinnere mich sehr intensiv an ein Gleitschirm-Sicherheitstraining über Wasser, das ich dort vor ca. 15 Jahren absolviert habe. Krasser Schei… Glaube, das würde ich mich heute nicht mehr trauen.
Meine Gedanken ziehen weiter während ich mich langsam dem Autobahnkreuz nähere, wo ich von links gekommen wäre, wenn ich die „normale“ Strecke nach Chur gefahren wäre. Nun gut, ich kann mir das Missgeschick verzeihen, bin ja gleich in Chur und fahre dann hoch nach Arosa. Das Monster schnaubt fleißig und spult brav die Kilometer runter. Keine merkwürdigen Geräusche vom HAG oder sonst wo her. Die ca. 30 km bis hoch nach Arosa sind eine wirklich schöne Strecke und langsam kommt Urlaubsfeeling auf. Oben im Ort erkenne ich den See und die Seilbahnen wieder. Hier bin schon mal hochgefahren, habe ich voll vergessen… Dementicare.
Noch schnell im Supermarkt was einkaufen und dann den Campingplatz suchen.
Klappt alles.
Da ich nicht vorab gebucht habe, muss ich mich vor Ort selber einchecken…
Oh da merke ich, dass ich ein Dino bin – aber nach einigen Versuchen klappt es mit dem Einchecken.
Für mein Zelt finde ich einen genialen Platz gleich neben der Küchenhütte.
Um dort hoch zu kommen muss ich eine steile Wiesenauffahrt meistern. Einerseits möchte ich denen keine Rille ins Gras ziehen, aber andererseits ist die Wiese feucht, also brauche ich Anlauf und Schwung. Wohl dosiert in der Gashand gelingt mir diese Hürde.
Erstmal mein Zelt aufbauen und alles auf mich wirken lassen. Das Abendessen auf der Terrasse war schon ein schöner Einstieg in eine weitere Abendteuer-Reise. Aber das Wetter lässt zu wünschen übrig. Der Himmel zieht sich immer mehr zu. Später kommt eine steile Briese auf und es fängt sogar an zu nieseln. Naja, was soll´s? Das bringt mich doch nicht aus der Spur, oder doch? Denn so richtig fit fühle ich mich eigentlich nicht. Die Energie und die Vorfreude fehlen irgendwie. Also lange Rede ohne Sinn. In den nächsten Stunden zieht eine gigantische Kaltfront über das Gebiet und es schüttet wie aus Badewannen. Minutenlanges Donnergrollen und gleichzeitige Blitze lassen erkennen, dass die Zelle direkt über mir ist. Als ich die Wetterlage und die Vorhersage am Smartphone checke, wird mir echt übel. Es wird eine riesige fette Regenzelle über mir angezeigt, Regen die ganze Nacht und den ganzen morgigen Tag. Nur ein kleiner wolken-und-regenfreier Korridor morgen von 9:00 – 11:00 h in Richtung Norden. Was nun? In der Nacht wache ich vom Lärm auf, den der Regen auf der Zeltplane erzeugt. Wie ätzend, nass und kalt. Das Zelt hält zwar dicht, aber es fühlt sich alles doof an. Ich überlege so hin und her, was ist mit mir los? Da fällt mir auch wieder ein, dass ich mir vor ein paar Tagen daheim den Magen gründlich verdorben habe und mehrere Tage voll im A…. war. Anscheinend bin ich immer noch nicht ganz fit. Ich beschließe, die Tour morgen abzubrechen und mich durch den angezeigten Korridor in Richtung Heimat zu verdrücken. Sehr komisches Gefühl, aber irgendwie stehe ich gerade nicht zu meiner Reise und denke, dass ich auf die Vorahnung hören soll. Am Morgen regnet es immer noch. Der Wetterbericht stimmt exakt bis jetzt, ca. 10 Stunden Regen am Stück. Ich bin froh, als es wirklich pünktlich um 9:00 h aufhört, packe meine Sacken, finde noch einen Zettel am Monster: Motorrad unverzüglich weg fahren, und kurve die Straße runter nach Chur.
Dort unten ist es um einiges wärmer. Fette Wolkenfetzen ziehen durchs Tal und ich bleibe noch ca. eine halbe Stunde stehen, um mir dieses Naturschauspiel anzuschauen und auch um meine Entscheidung der Heimfahrt nochmal rein zu spüren… Sehr komisch alles, es zieht mich hin und her. Aber ich trete doch die Fahrt Richtung Norden an. Als ich aus der Schweiz raus bin ist bestes Wetter. Ich überlege noch, ob ich ein paar Tage am Bodensee oder woanders verbringen soll, aber die Luft ist raus.
Daheim erreicht mich nach ein paar Tagen die Nachricht, dass es auf der Stella Alpina oder in der Umgebung einen Unfall mit Todesfolge gegeben haben soll und das Treffen daraufhin behördlich abgesagt wurde. Sehr komischer „Zufall“. War das der Grund für meine spontane Unlust und den Reiseabbruch? Wir werden es nie genau erfahren. In den nächsten drei Tagen fahre tätlich eine stramme Runde mit dem Rad und trainiere meine Kondition, in dem ich im Rhein in Ufernähe gegen den Strom schwimme. Ich kann die Stärke der Gegenströmung schön exakt durch den Abstand, den ich zum Ufer habe, dosieren.
(Und für die Abteilung mit dem erhobenen Zeigefinger: Ja gefährlich bla bla und jedes Jahr sterben dabei Menschen. Aber über die 14200 Alkoholtoten im Jahr 2020 jammert keiner und muss auch niemand aus Solidarität geimpft werden / Quelle: Bundesministerium für Gesundheit).
Naja und schau da, schon am Dienstag hält mich nix mehr am Küchentisch. Das Monster wird wieder gepackt und auf ein Neues geht die Fahrt.
Soweit erst mal die unübliche Vorgeschichte. Die Reise geht weiter.
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