Hallo,
das Grundthema scheint mir zu sein:
Die Biker der alten Schule werden immer weniger. Die Quote der Individualisten sinkt, Man fährt kaum mehr alleine oder zu 2., sondern "bequem" und am besten noch geführt in Gruppen (da sieht man auch viel mehr, wenn man immer nur hinterher fährt
).
Das technische Interesse tendiert gegen null, das Motorrad muss perfekt funktionieren, man muss viele Knöpfe drücken können und wenn dann einer nicht funzt ist man hilflos. Ich habe schon öfters gehört, dass man sich nicht mal selbst zutraut, Bremsbeläge zu wechseln (Zitat: "Spinnst du, das sind doch sicherheitsrelevante Teile?!?"; Antwort von mir: "Und was bist dann du wenn du dein Motorrad fährst?"
Der meist Gutbetuchte Kunde will im Durchschnitt einen hohen Service, der Showroom muss voll sein, alles darf und soll glänzen. Leihmotorrad während des Kundendienstes ist ein muss, die Steigerung ist ein Hol- und Bringservice für den Kundendienst per Hänger / Transporter zu einem unauskömmlichen Preis (Der dann über den Stundensatz aufgefangen wird, den alle zahlen...), wenn die Zeit fehlt, das Motorrad selbst hinzubringen, wohlgemerkt das fahrbereite Motorrad im Sommer usw.!!!
Nun gut, was soll man diesen Kunden, die wohl schon in der Überzahl sind, Tendenz steigend, bieten? Genau das was BMW derzeit macht. Größer, toller, pompöser. Letztlich wird geboten, was der Markt abfragt, zumindest der überwiegende Anteil. Zudem wird das Thema Service immer aufwändiger und technisierter. Die Gerätschaften, die man sich als Freundlicher anschaffen muss, um einen Service an einer aktuellen 1200'er druchzuführen und die elektronische Kommunikation mit BMW zu führen ist für einen 4 Mann Betrieb gar nicht mehr darstellbar. So wirkt sich das dann halt aus. Beim großen Freundlichen schraubt jedes mal ein anderer an meinem Motorrad rum, ein Lehrling zum üben oder Geselle, der am Vortrag auf Party war, keine Ahnung. Da lobe ich mir doch meinen kleinen feinen Schrauber hier. 2 - Mann Betrieb, einer verkauft, einer schraubt. Der weiß noch, "habe ich dir nicht erst vor 3 Jahren das Lager getauscht..." usw.
Die Motorradfahrer, die bei den Glaspalästen nicht ganz so mitziehen, müssen ihre Nischen suchen, und die gibt es auch noch. Kompetente Schrauber, die nur das was nötig ist zu einem fairen Preis machen und schon längst auch die normalen 1200'er ab 2004 bearbeiten (also nicht nur die alten Generationen der 1100 - 1150'er gibt es denke ich überall. Nur eines bekommt man da halt nicht... den Stempel im BMW Scheckheft vom gelisteten Freundlichen, weshalb die Kulanzchancen sinken, wenn nach 7 Jahren das Getriebe kaputt ist, obwohl man nur 22.000 km gefahren ist... Gut, diejenigen, die den Schwerpunkt hier setzen, die müssen halt in die Glaspaläste fahren.
Ich denke, jeder hat die Chance, einen guten Schrauber nach seinen Vorstellungen in seiner weiteren Umgebung zu finden. Wenn der dann freilich 50 km weg ist und erst mal alle Teile bestellt werden müssen, weil er kaum etwas vorrätig hat, ist das natürlich megalästig, aber einen Anspruch auf ortsnahe Versorgung hat man eben nicht.