Neue Heimat ...
Dank des wirklich guten Cappuccinos zögerte sich die Abfahrt noch eine ganze Weile hinaus - und als es schließlich losging, versprach der anbrechende Spätnachmittag schönes, warmes Restlicht. Zunächst über die kleinen Straßen zog sich die Anfahrt gen Süden etwas hin, bis wir "rechts abbiegen" konnten und endlich wieder die liebgewonnenen Schotter unter den Rädern hatten.
Unsere Maira-Stura Runde beschreibt einen Vollkreis auf kleinen, sehr gut fahrbaren Schotterstrecken oben in der Höhenlage der Bergkämme - immer um die zentralen Bergmassive herum, die sich in schönem Gegensatz von den weichen, grün bewachsenen Hügeln abheben. Landschaftlich insgesamt betrachtet wohl einer der schönsten Teile unserer Tour.
TAG 03 - Tour.
([SIZE=-2]4 1/4 Stunden, ca. 55km[/SIZE])
[SIZE=-2][Tourdarstellung mit Hilfe von "GPS-Trackanalyse.NET", Kartendarstellung aus "GeoSetter", "powered by Google"][/SIZE]
An der Stelle, an der sich das kleine Asphaltband langsam verlor und dem Schotter Platz machte, zog ich mir diese etwas witzig anmutenden Neopren-Polster, die Maik mir wärmstens empfahl und von denen er zu meinem Glück noch einen Satz übrig hatte, wieder unter die Handschuhe. Neben den leichten Helmen ist dieses kleine Zubehör für mich die Erleichterung dieser Tour geworden - immens nützlich, wenn man tagsüber kilometerweise wie's Fähnchen im Wind mühsam am Lenker festgekrallt umherflattert ...
Gut gepolstert.
Das nachstehende Bild ist hinsichtlich Natur und auch Streckenbeschaffenheit meiner Ansicht nach für die Maira-Stura recht repräsentativ. Die Streckenführung und auch die Fahrbarkeit gaben keine Rätsel auf - es war viel Zeit, die sich bietenden wunderbaren, ständig wechselnden Ausblicke in Ruhe genießen zu können.
Und sie war weitestgehend leer, die Maira-Stura. Bis auf die Geländewagen-Truppe des 'Hannibal-Tralis', die wir praktisch auf jedem unserer Törns irgendwo wiedertreffen sollten, sind wir praktisch kaum einem Menschen begegnet. Und das in der vermeintlichen Haupturlaubszeit August - für die uns im Vorfeld diverse Unken "Schlangestehen bei jeder Auffahrt" prophezeiten ... Das sollte auch am kommenden Tag glücklicherweise so bleiben - und erst im Piemont dann wieder anders werden.
Schwungvoll hinein.
In kurzen Passagen ging's auch auf dieser Natur-Ausblick-Runde hie und da etwas holperiger zu. Aber das waren wirklich kurze Stücke, die der Rede an und für sich nicht wert sind, jedoch die Aufmerksamkeit immer mal wieder heilsam zurück auf die Strecke brachten. Richtig berauscht von dem Erlebnis flogen wir über die leeren Pisten und genossen - während die kleinen Murmeltiere begeistert dazu pfiffen und immer kurz vor unseren Vorderrädern quer über die Strecke hoppelten. Die Gangart der kleinen Pelztiere dabei war zum Schießen ... leider ohne ein anständiges Photo. Die Nager sind aus der Fahrt heraus schwer zu erwischen ...
Etwas grob.
Schön & Gegensätzlich.
Zentral & Massiv.
Ein ganz erheblicher 'Nachteil' an dem uns zuteil werdenden Paradewetter war ... der $#§@-Staub. Das Hinterherfahren sorgte stets für frühzeitiges und ganzkörperumfassendes Ergrauen ... und auch die liebevoll geschmierten Ketten quittierten die Umgebungsbedingungen zum Tagesende mit einem zunehmend gequälteren Quietschen, was mir meine allabendliche Beschäftigung gleich nach dem Ankunftsbier stets sicherte ...
Staubig.
Unsere "Warm-Fahr-Schotterrunde" begann sich ihrem Ende zuzuneigen. Da kamen die photogenen Ruinen des Forts wie gerufen - und wir spülten durstig wenigsten den Staub, der zwischen den Zähnen knirschte, bei einer unser schönen Photo-Pausen hinunter. Gut, daß wir auch diesen Zwischenreisetag noch so genutzt haben - es wäre zu schade gewesen, wenn uns dieser landschaftlich wirklich schöne und einsam gelegene Leckerbissen verwehrt geblieben wäre.
Trackig.
Ein kleines Stückchen weiter endete für uns dann der Schotterteil dieser Runde entgültig - und wir kamen nicht umhin, an der ehemaligen Zählstelle des bekannten Radrennens (sie steht übrigens, wenngleich schändlich als Mülleimer mißbraucht, immer noch dort oben) noch das zugehörige "Touristen-Bildchen" aufzunehmen ...
Pantani.
Augen-Blick.
Schließlich entzogen wir uns dem gestrengen Blick des Radrennfahrers, um im letzten Sonnenlicht die jetzt wieder zart geteerten Kehren zurück ins Tal und Richtung Campingplatz zu schwingen, während die kommenden Tage ihre verheißungsvollen Schatten - die zunehmend länger wurden - voraus zu werfen schienen ...
beta-Schatten.
Abends sollte der Camping-Grill kalt bleiben - wir stoppen kurz vor dem kleinen Ort Ponte Mamora in einem herrlich einheimischen Restaurant, in dem wir die grandiose mehrgängige lokale Küche "à la carte" erlebten und genossen. Die Karte war hier lediglich ein kleiner Notizzettel, auf dem die Tagesgerichte handschriftlich aufgemalt waren, für die der Küchenchef eben heute eingekauft hatte. Große Klasse - und wir genossen schweigend und im Kreise von anderen Gästen, die allesamt erkennbar keine Touristen waren. Schön.
Abfahrt.
Für einen Wein vor'm Zelt reichte es dann noch - danach riefen die Schlafsäcke - und für den kommenden Tag lockte die Varaita-Maira, von der wir doch im Vorfeld so viel Gutes und vielversprechendes gehört hatten ... und auf der ich leider einem ihrer wohl saublöd im Weg liegenden Steine dann einen ersten und vollkommen überraschenden Abflug zu verdanken haben sollte.