Ganz wichtig!
Natürlich gibt es unterschiedliche Messverfahren. Die angegebene Leistung, die in der ABE der Fahrzeuge angegeben ist, Ist nach EWG Messung angegeben.
Auf Prüfständen gemessene Leistungen von Verbrennungsmotoren müssen auf Normbedingungen zurück gerechnet werden. Nach DIN 70020 sind das 1013 hPa, 20 °C und 0 % Feuchte, nach EWG 80/1269 sind das 990 hPa und 25 °C.
Wer sich mit Physik oder Verbrennungsmotoren auskennt, der weiß, dass die Leistung eines nicht aufgeladenen Verbrennungsmotors proportional zur Dichte der Luft ist. Die Luftdichte ist proportional zum Luftdruck und reziprok-proportional zur Temperatur in Kelvin (0 °C = 273 K). Dies folgt aus der Zustandsgleichung für Gase (p * V = R * T => p/T = R/V = prop. Dichte). Ein physikalisch korrekter Korrekturfaktor für Umgebungsbedingungen (P Norm = k * P Mess) wäre daher:
DIN: k = (1013 hPa/p) * (T/293 K)
EWG: k = (990 hPa/p) * (T/298 K)
Die DIN 70020 versucht nun durch ein festgelegtes willkürliches aber auf falscher physikalischer Betrachtung basierendes Einsetzen einer Wurzel in der Temperaturkorrektur, wenigstens physikalische Exaktheit vorzutäuschen:
DIN 70020: k = (1013 hPa/p) * (T/293 K)^0,5
Dies versucht die EWG 80/1269 erst gar nicht und führt so schicke, aber auch bereits auf den ersten Blick für den Laien völlig unphysikalische Exponenten 1,2 und 0,6 ein:
EWG 80/1269: k = (990 hPa/p)^1,2 * (T/298 K)^0,6
Ergebnis ist, dass eine Messung bei tiefen Temperaturen ein wesentlich besseres korrigiertes Ergebnis bringt als bei Normbedingungen.
Also kommen die cracks, die unbedingt den Pokal oder den Orden für die beste Motorleistung früh am Morgen zum TDD.
Bei korrekten Formeln wäre das egal.
Beispiel mit auf/ abrunden
Ein Saugmotor hat auf einem Prüfstand gemessene 125 PS bei 1013 hPa und 20 °C (P DIN = P Mess = 125 PS). Auf dem identischen Prüfstand wird der Motor nun in der folgenden Nacht bei 1013 hPa und 5 ° C gemessen. Es resultiert P Mess = 125 PS * (293 K/278 K [1,054]) = 132 PS. Der Rollenprüfstand errechnet dann per (physikalisch falscher) DIN-Korrektur P Norm = 125 PS * (278 K/293 K)^0,5 = 128 PS !! Also 3 PS mehr und dies völlig ohne bei den Messungen zu schummeln und DIN-konform. Da die Leistung der Motoren heute jedoch gemäß EWG angegeben werden, steht in den Papieren dieses Aggregates als Leistung 125 PS * (990 hPa/1013 hPa) * (293 K / 298 K) = 120 PS
Ein Ergebnis ohne schummeln:
Ein Motor hat 120 PS gemäß Zulassungsbescheinigung (EWG). Dieser Motor hat 125 PS nach DIN, die aber nirgends mehr in den Papieren auftauchen. Er wird bei 5 ° C auf einem Prüfstand gemessen und hat anschließend völlig ohne Schummeln 128 PS nach DIN. Auf diese Art zeigen die Tuner ein völlig legals Balzverhalten, frei nach dem Motto, wer hat den längsten - dicksten- schönsten.
Grundsätzlich gilt für alle, eingeschlossen meine Person, wer misst. misst Mist.
Geschummelte Messungen erkennt man z.B. an überhöhten Ansaugtemperaturen. Ist es z.B. 20 °C warm, nun positioniert der Bediener den Fühler der Klimabox etwas in Richting hin, wo es warm ist (die Orte gibt es, ist ja schließlich ein Verbrennungsmotor und der anwesende Laie weiss ja meistens gar nicht was in der Messkabine geschieht) und dieser misst jetzt durch die Lageveränderung 65 ° C , so korrigiert die Software des Prüfstandes mit diesen 65 ° C, obwohl der Motor 20 °C warme Luft atmet. Aus 125 PS werden dann per DIN schnell 125PS * (338/293)^(0,5) = 134 PS. Natürlich könnte durch den Bediener der Messanlage die Schummelei noch beliebig ausgeweitet werden (Luftdruck-Sensor) oder auch mit den Fehlern der DIN kombiniert werden (Messung bei tiefen Temperaturen).