Fortsetzung meiner Geschichte
Es ist schon eine Weile her, dass ich hier schrieb, was mich bewegt: Kauf ich oder kauf ich nicht? Inzwischen bin ich mit dem Thema durch, aber der Weg dahin war ziemlich beschwerlich. Doch von Anfang an:
Unaufhörlich trieb es mich weiterhin zum örtlichen Händler: zum Gucken, zum Anfassen, zum Draufsetzen, zum drüber Reden und danach noch mal mit meiner allerliebsten Sozia, wieder zum Angucken, Draufsetzen …so oft hat mich der Händler schon lange nicht mehr gesehen.
Dann flatterte mir so ein Waschzettel auf den Tisch, wo günstige Konditionen bei BMW-Motorrädern angeboten wurden. Nur, um mal eine Vorstellung zu bekommen, was „günstig“ konkret heißen soll, habe ich da mal angerufen. Viel Geld war’s trotzdem! Und da hilft auch das ganze Sich-Selber-Schönreden nichts.
Also habe ich mich nach reichlich schmerzhaften Überlegungen dazu entschlossen, mir für 39,90 Euro eine Lenkererhöhung für meine wirklich tolle CBF 1000 zu kaufen, damit ich wenigstens ein bisschen so bequem sitze, wie auf der GS. Komfort gewonnen, Geld gespart, keine Diskussionen mit der Frau, das war die Strategie! Aber was soll ich sagen, die Dinger haben nicht gepasst! Ein Wink des Schicksals? Trotzdem habe ich den Winter genutzt, meine Honda auf Hochglanz zu polieren, die Wartung zu machen und das eine oder andere Verschleißteil zu erneuern. Jetzt steht sie da wie aus dem Ei gepellt, eine glänzende, hübsche und tadellose Erscheinung in schwarz!
„Schwarz“ gibt mir ein Stichwort! Oder besser: Triple Black! Alles ist Geschmacksache, aber meinen trifft sie bis ins Mark! Kaum stand das Ding beim Händler, war ich wieder da: Angucken, Draufsetzen … mit und ohne Sozia, mehr als einmal. Das Ding ließ mich nicht los!
Gleichzeitig gewann die Vorstellung immer mehr an Reiz, den diesjährigen Motorradurlaub rund um den Gardasee zusammen mit meiner Frau auf der saubequemen GS zu bewältigen. Als meine Frau dann noch andeutete, dass die GS schon ein sehr schönes Motorrad sei und sie auch gut zu mir passen würde, hat sie vermutlich den entscheidenden Fehler begangen:
Sofort startete ich eine „Charme-Offensive“, zeigte mich aufmerksam, liebevoll und großzügig wie selten, half beim Spülen und Saugen, machte Frühstück, kaufte Geschenkchen …
Mit etwas Zeitversatz kamen argumentativ alle knallharten Fakten auf den Tisch:
- „Schau’ mal Schatz, die CBF wird auch nicht jünger. Die wird nächstes Jahr bestimmt nicht mehr gebaut. Dieses Jahr bekomme ich wenigstens noch so-und-so-viel dafür!“
- „Guck’ mal, der Fritz, der Paul, der Jupp, die haben alle schon neue Moppeds. Und Willy und Jens haben dieses Jahr auch schon neue bestellt. Und ich?“
- „Überleg’ doch mal, wie bequem du da sitzt! Du bekommst auch ein Topcase zum Anlehnen!“
- „Die ist auch schon perfekt, so wie sie ist, da brauche ich gar nichts mehr dran umbauen!“
- „Ich renoviere dir auch das Bad und den Flur und wir machen auch noch einen schönen Urlaub!“
- „Du willst sie doch auch!“
- „In den nächsten Jahren geht’s uns auch nicht besser!“ usw.
Meine Frau genoss zumindest die Charme-Offensive sehr und schließlich sagte sie: „Wieso, du hast doch ein schönes Mopped! Wenn du keins hättest, aber so muss das doch nicht sein!“ ZACK! Alles umsonst! Oder will sie nur den Preis in die Höhe treiben?
Gefühlsmäßig schwankte ich fortan zwischen „Mensch, du bist doch ein Kerl, setz’ dich durch!“ und „Wenn das noch fluppen soll, musst du kleine Brötchen backen!“. Ich entschied mich dafür, als erstes einmal öffentlich Abstand zu nehmen von der Renovierung des Bades und des Flures. Kam aber nicht besonders gut an. Also besser Gras über die Sache wachsen lassen. Die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden.
Nur irgendwie meine nicht! Deshalb startete ich Charme-Offensive 2.0, mit der es mir irgendwie gelungen ist, meine Frau – weil wir rein zufällig daran vorbei gekommen sind und noch etwas Zeit hatten – zum Händler rein zu schleppen, nur mal so zum Angucken, Draufsetzen usw. Und völlig unverbindlich, wirklich nur, um mal konkrete Zahlen zu haben, also ganz ohne weitere Hintergedanken, habe ich dann mal nach den Preisen gefragt: Für die GS und für die CBF. Mir war allerdings strengstens untersagt, an Ort und Stelle direkt eine Entscheidung zu treffen. Wer will schon auf diese Weise überrumpelt werden – ich weiß gar nicht, wie meine Frau auf so was kommt? Der Preis für die GS nahm sich übrigens nichts mit dem „Waschzettel-Angebot“. Also verabschiedeten wir uns mit der üblichen Klausel, dass wir uns das nun überlegen müssten, denn es wäre ja schließlich viel Geld. Doch von da an hing ich am Haken meines Händlers! Und meine schönste, tollste, liebste, netteste Sozia an meinem!
Ich habe noch mal alle meine mathematischen und betriebswirtschaftlichen Grundkenntnisse hervorgekramt und eine Finanzierung auf die Beine gestellt, wie sie die Banker von HRE, WestLB und Konsorten nicht besser hätten hinkriegen können …scheinbar beeindruckt Frauen so was.
Charme-Offensive 2.1 startete.
Einige Tage später treibe ich mich mal wieder beim Händler rum, immer in unmittelbarer Nähe der Triple Black, nur mal so zum Angucken, Draufsetzen, Träumen …., da teilt mir der Chef des Hauses so ganz nebenbei mal eben mit, dass er zwar wüsste, dass wir noch überlegen würden, aber er hätte da jemanden, der am liebsten eine CBF sucht, genau in dieser Preisklasse. PENG!
Update auf Charme-Offensive 2.5.
Drei Tage später klingelt das Telefon. Mein Händler: “Er wüsste ja …, aber wenn er helfen könnte, dann würde er das gerne tun. Und er hätte da noch jemanden.“ Dessen Preisvorstellung für die CBF war mir im Grunde zu wenig, aber ich versprach, mich in den nächsten Tagen blicken zu lassen.
Und wie ich mich so höchst aufmerksam um meine geliebte Gattin kümmere, indem ich ihr stundenlange schöne Geschichten von und über die GS erzähle, bricht es aus ihr heraus: „Damit du endlich Ruhe gibst!“. Juhu, das war eindeutig die Freigabe!
Bevor sie es sich noch anders überlegt löse ich mein Versprechen ein und erscheine beim Händler. Der zündet Stufe 1 und fragt nach meiner „letzten“ Preisvorstellung für die CBF, ruft sogleich beim Kaufinteressenten an und wir verabreden uns für’s folgende Wochenende zur Besichtigung. Stufe 2 beinhaltet die Zusage des Händlers, dass er die CBF auf jedem Fall zu diesem Preis vermitteln würde, wenn der erste Interessent jetzt nicht kaufen sollte. Mein Problem des Verkaufs ist also grundsätzlich gelöst!
Stufe 3: „Wie soll die Neue denn sein und wann willst du die haben? Du ich rufe mal eben da an.“ Und ehe ich mich versah, war das Ding bestellt!
Ja, sie ist bestellt! Anfang / Mitte März kommt – hoffentlich pünktlich – „unsere“ Triple Black!
Am darauf folgenden Wochenende stand der telefonisch vermittelte Kaufinteressent mit glänzenden Augen vor mir und freut sich nun auf seine neue CBF 1000. Er bekommt ein schönes Motorrad, das ich sehr lieb gewonnen habe! Da er fast um die Ecke wohnt, stehen die Chancen eigentlich ganz gut, dass ich sie nicht ganz aus den Augen verliere.
Seit der Bestellung war ich übrigens schon wieder ein paar Mal beim Händler. Zum Angucken, Draufsetzen, Anfassen und drüber Reden... Es gibt vieles zu klären: Koffer, Topcase (zum Anlehnen!), Tankrucksack usw.
Außerdem läuft Charme-Offensive 10.0 und ich renoviere gerade das Bad ….
PS: Nicht alle meine Entscheidungsprozesse eskalieren derart!
PPS: Achtung Inonie! Manches ist erfunden, manches überzogen, doch wie immer im Leben ist an allem ein (schwarzes) Fünkchen Wahrheit dran.