Liebe Kollegen,
wir geben uns mal wieder als pure Deutsche : "am deutschen Wesen soll die Welt genesen".
In keinem anderen Land gibt es bei der Einführung von sicherheitsfördernden Maßnahmen soviel Widerworte wie in Deutschland. Wir weigern uns exzentrisch Protektoren zu tragen(weil die nicht unserem Individium entsprechen und uns in unserer Persönlichkeitsdarstellung einschränken), wir weigern uns Schutzwesten zu tragen (weil die nicht so cool aussehen wie ein aufgerauhter Ledercombi welcher über die Schleifspuren unsere sportlichen Fahrkünste dokumentiert), wir weigern uns Helme in Signalfarben zu tragen (weil wir dann aussehen wie die Biene Maja vor ihrem ersten Jungfernflug), wir weigern uns Helme mit deutlichen Reflexaufklebern rundum zu tragen( weil die Nachts bei Anstrahlung wie ein Glühwürmchen leuchten und an beleuchtete Häuserfassaden zur Weihnachtszeit erinnern) und das alles obwohl die unfallverhindernde Wirkung bzw. die Linderung von Unfällen wissenschaftlich erwiesen wurde. Übrigens auf unsere deutsche Unfallvorschung (UNI's, Dekra, TÜV, ADAC um nur einige zu nennen) sind wir stolz; wollen die Umsetzung derartiger Ergebnisse lieber anderen überlassen. Übrigens Frankreich, die Beneluxländer, Norwegen etc. greifen gerne auf unsere wissenschaftlichen Analysen und Forschungsergebnisse zurück um sie sinnvoll in der Praxis umzusetzen (Frankreich = Reflexaufkleber auf dem Helm, Signalwesten, oder Kleidung mit Signalstoffen / Einlagen in den skandinavischen Ländern usw.) Die Holländer habe uns Anfang der 80iger Jahre belächelt wenn wir mit unseren Kindern auf holländischen Fahrradwegen mit Schutzhelm und Fähnchen am Kinderfahrrad als Touristen unterwegs waren..heute sieht die Welt in NL auch schon anders aus..es werden freiwillig mehr Helme getragen.
Wenn wir die doch immer so selbstbewußten und selbstverantwortlichen Verkehrsteilnehmer sein wollen, warum benötigen wir dann Gesetze und Richtlinien welche uns auf den Weg der Vernunft zwingen? Als selbstbewußte Biker müßten wir, allen noch so coolen Kommentaren unserer Biker-Kollegen zum Trotz, selbstbewusst etwas für unsere Verkehssicherheit tun.
Nachdem ich in den letzten Tagen mehrmals in der Dämmerung und im Gegenlicht der untergehenden Sonne einige schärfere Bremsungen vornehmen mußte- da schlicht weg von einem alten Muttchen am Lenkrad ihres Autos nicht gesehen bzw. als Biker erkannt wurde- habe ich mich entschlossen meinen weißen C3 mit den von Schuberth kostenlos erhaltbaren und zugelassenen Reflexaufklebern auszustatten(braucht man eh für Frankreich) und die elastische Reusch-Signalweste (liegt hautnah am Kombi an und flattert nicht) zumindestens ab Eintritt der Dämmerung oder bei Regen und Nebel zu tragen... und vieleicht überwinde ich meine zugegebene, durchaus vorhandene Eitelkeit und trage die Weste kontinuirlich...bis ich mich ohne Weste nicht mehr sicher fühle...so wie früher mit Sicherheitsgurten im Auto....
Laßt uns doch alle nochmal in Ruhe nachdenken...und wenn das nicht hilft gibt es ja nóch den schockierenden Blick in die Notaufnahmen der Krankenhäuser wo Biker zunehmend "parken" bis sie in der Reha essentielle Dinge wie laufen wieder beigebracht bekommen und zuversichtlich in die Berufsunfähigkeit schauen....sorry für den Sarkasmus..soll uns aber allen mal einen Kick geben.
Wie sagte mein Sohn als er einen Harley-Fahrer mit Signalweste gesehen hatte: "der hat aber Mut "
In dem Sinne
euer Dirk