Der große Dealer bietet 12% weil er 16% bekommt, weil er groß ist, der Kleine kann das nicht, ist vielleicht nur ein B-Händler (der wird nicht vom Hersteller beliefert, sondern vom A-Händler) der bekommt nur 10%, hat aber das Fahrzeug da stehen, muss er nämlich abnehmen, steht so im Vertrag. Was nun? Er gibt das Teil unter Einstandspreis ab, ....
Ich kenne diese "Problematik" aus eigener Erfahrung aus der Tauchbranche. Hier ist der Einzelhandel von zwei Seiten unter Druck, einerseits durch den Onlinehandel, andererseits durch die Hersteller (eben wegen der Vertragslagen zwischen Handel und Hersteller. Aber da hilft weder lamentieren, noch ethische Diskussionen. Das ist das von uns favorisierte und hochgehaltene Wirtschaftssystem. Dem Kunden kann man wohl kaum eine Verantwortung für das knebelnde Auftreten mancher Hersteller zusprechen, diese Verantwortung muss schon der Handel selbst übernehmen. Wenn ich höhere Margen vom Hersteller nur bei größeren Abnahmequoten eingeräumt bekomme, dann muss ich eben weitere Absatzkanäle öffnen um diese Margen zu erreichen. Der Automobilhandel macht das schon seit Jahren. Fachhändler geben Teile Ihrer Abnahmeverpflichtung mit Minimalkalkulation - also quasi fast durchgereicht - an den Internethandel weiter. Die Hersteller sehen das zwar nicht gerne und bellen gelegentlich laut, sind aber hinsichtlich ihrer Rechtsposition nach geltendem EU Recht eindeutig auf dünnem Eis. Fazit: "kleine" Händler müssen fexibel sein und querdenken. Ich reiche gerne mal 10 Atemregler einfach 1:1 durch und nehme auch in Kauf, dass mal jemand in den Laden kommt und die Ware "befummelt" ohne zu kaufen, wenn ich durch Auftreten und Kompetenz den Kunden für mein Dienstleistungsangebot gewinnen kann. Und diese Rechnung geht auch in der Vielzahl der Fälle auf.
Du spricht den Rückgang des Fachhandels am Beispiel der Fotohändler an. Ich kann dazu nur meine Beobachtung darstellen. Die sog. Fachberatung lässt immer mehr zu wünschen übrig. Dies hängt einerseits an schlecht ausgebildetem Personal, andererseits aber auch daran, dass Entwicklungen verschlafen werden. Ich betone, dass ich hier nicht verallgemeinern will, aber ich treffe diese Konstellation immer häufiger an. Das letzte Mal, als mir so etwas passiert ist, war im Vorfeld der Bestellung meiner neuen R 1200 GS LC. Ich bin bei zwei Fachhändlern auf Verkäufer gestoßen, die weniger über das neue Modell wussten, als ich. Bisweilen hatte ich das Gefühl mit meinen Fragen eher lästig zu sein und zu stören ...
Der Fachhandel sollte sich vom Onlinehandel durch Beratungskompetenz absetzen können. Dies ist leider gar nicht so selten nicht gegeben.
Wenn ich bestimmte Artikel kaufen möchte (gilt jetzt für mich und ist sicherlich nicht allgemeingültig) hole ich mir die "Beratung" oft aus Literatur und Internet. Ich orientiere mich dann preislich im Internet, hole mir dort alle für mich notwendigen Informationen und gehe dann in solchen Fällen auf den Fachhandel mit der Frage zu: "Für wieviel bekomme ich den Artikel XY bei Dir. Ich brauche und möchte keine Beratung von Dir, einfach Artikel nur verkaufen. Ich will nicht den Internetpreis, ich will Deinen Hauspreis." Man möchte nicht meinen, wie viele Händlerkollegen sich nicht in der Lage sehen unter diesen Umständen ein Geschäft mit Folgegeschäft für die Dienstleistung zu machen. Aus prinzipiellen Erwägungen, die ihnen letztendlich das Genick brechen (hier in der Region schon oft genug passiert). Es gibt sogar Händler, die es mit fadenscheinigen Argumenten ablehnen Dienstleistung für Waren zu erbringen, die nicht bei ihnen gekauft wurden. Eine derartige Kurzsichtigkeit, ja Verbohrtheit muss auf kurz oder lang an die Mauer führen.
Ich bin ganz bei Dir - Leben und Leben lassen, aber unter Berücksichtigung sich verändernder Märkte ...