Bisher war ich ja immer mit verschiedenen TomTom Geräten unterwegs. Zuletzt mit dem Rider 550. Im Frühjahr konnte ich dann günstig ein Zumo XT erhalten. Das große Display und die ganzen Zusatzfeatures wie Wetterbericht, MP3 Player, Höhenangaben usw haben mich einfach gereizt, also habe ich zugeschlagen.
Nun habe ich die ersten Touren hinter mir und rund 2500 Km mit dem Garmin hinter mich gebracht. Zeit für ein kleines Zwischenfazit:
Für das Garmin spricht eindeutig das große und scharfe Display. Dabei ist es auch noch sehr hell, so dass eine gute Ablesbarkeit eigentlich unter allen Umständen gegeben ist. Wenn man das TomTom dann im Vergleich mal daneben legt, so kommt einen das Display des Rider schon wirklich ziemlich veraltet vor. Was auch noch für die Garmin Hardware spricht ist die Stabilität der Verbindung zum Handy. Einmal gekoppelt, wird die Verbindung auch gehalten. Das kenne ich von der TomTom-App leider anders. Dabei zieht die Garmin Drive App auch viel weniger Strom als die MyDrive App aus Holland, die sich schon ordentlich am Akku bediente und dabei auch noch ständig im Hintergrund läuft. Wenn wir schon bei der Hardware sind, muss man auch die Halterungen erwähnen. Hier geht der Punkt für mich eindeutig in die Niederlande. Die Rider Halterung ist von sich aus drehbar - kann der Garmin Halter nicht - und gibt einfach ein viel besseres Feedback, dass das Navi auch wirklich sicher eingerastet ist. Das fehlt beim Zumo vollkommen. Hier wackle ich vor der Fahrt noch immer einmal am Navi um zu testen ob das Gerät auch wirklich fest in der Halterung sitzt. Nicht falsch verstehen: auch das Garmin hält einwandfrei in der Halterung. Auch schlimmstes Kopfsteinpflaster meistert das Zumo problemlos. Aber ein besseres “Gefühl” vermittelt die Halterung des RIder.
Ein Punkt, der ebenfalls für das Garmin spricht, ist die konfigurierbarkeit des Gerätes und der Kartendarstellung. Topologische Karten werden mitgeliefert. Wer möchte, kann sich hier richtig austoben und seine Kartendarstellung im gewissen Rahmen soweit konfigurieren, wie es den eigenen Vorstellungen entspricht. Allerdings lauern hier auch Fallstricke. Stellt man den Detailgrad der Darstellung auf hoch und aktiviert dann noch die topologischen Karten, dann finde ich die Karte zu überladen und nicht mehr ganz so übersichtlich. Aber wie gesagt, hier kann man doch viel herum experimentieren.
Ein Schwachpunkt, welcher dem Zumo Geräten immer angekreidet wurde, war die Qualität der “kurvigen” Strecken. Ja, das TomTom findet noch mehr Kurven. Aber: das Rider sucht auch gerne mal Kurven in Ortskernen oder leitet einen von der Hauptstrecke auf eine Nebenstrecke ab, nur um einen Kilometer weiter wieder auf die Hauptstrecke zu routen. Aber durch das Befahren der Nebenstrecken ist man ja mindestens zwei Kurven mehr gefahren…. Das Garmin geht da für mein Empfinden ausgewogener vor. Es bleibt länger auf gut ausgebauten Strecken, und geht nur dann auf kurvenreiche Strecken, wenn sich der zeitliche Mehraufwand lohnt. Das mag jeder anders empfinden, aber ich habe beim Garmin nie das Empfinden, dass es auf Teufel komm raus jede Kurve auf der Strecke mitnehmen muss. Anders als das TomTom, bei dem es mir schon passiert ist, dass es mich von einer Landstraße in ein Gewerbegebiet gelotst hat, nur weil man dann durch zwei Kreisverkehre musste. Aber wenn die Fahrt wirklich über kleinste kurvige Straßen gehen soll, dann würde ich mal behaupten, dass das TomTom das wirklich besser beherrscht. Kleinste, asphaltierte(!) Straßen wird das Zumo eher nicht in die Route einbauen. Aber auch mit dem Garmin Zumo kommt man ohne großen Planungsaufwand einigermaßen “schön” von A nach B.
Was ist beim Zumo denn schlecht: Zum einen die Anbindung an die Verkehrsmeldungen. Hier ist das Rider dem Zumo haushoch überlegen. Wenn das Rider einen Stau oder Verzögerung meldet, dann kann man davon ausgehen, dass da dann auch wirklich ein Stau ist. Das gleich gilt für Streckensperrungen oder mobile Blitzer (wobei man Blitzer ja nicht mehr angezeigt bekommen darf!). Das beherrscht das Rider sehr gut, dass Garmin kann man was dass angeht eher vergessen. Da werden Streckensperrungen angezeigt wo keine sind und die wirklich vorhandenen Sperrungen (und zwar bereits lange bestehende Sperrungen z.B. durch Baustellen) kennt das Zumo nicht. Desweiteren haut dir das Garmin auch gerne deine Routenplanung durcheinander, sobald eine (vermeintliche) Streckensperrung gemeldet wird. Ungefragt wird umgeplant und die Route ist im Eimer.
Hier geht der Punkt also an das TomTom. Wo das Rider auch stärker ist, ist die Eindeutigkeit der Hinweise und Darstellung der Abbiegehinweise. Gerade an unübersichtlichen Stellen bietet das Rider die eindeutigen Abbiegehinweise. Sowohl TomTom als auch Garmin können ja bei mehrspurigen Kreuzungen die zu wählende Spur anzeigen. Leider kann das Garmin dass aber nicht immer. Auch zeigt das Garmin bei den Abbiegehinweisen nicht immer das dazugehörige Ortsschild an. Dann steh dann z.B. Pfeil nach Links: Auf L1106 Schön, wäre es, wenn da dann stehen würde: Pfeil nach Links: Richtung Brilon.
Das wird eine Frage des Kartenmaterials sein. Das scheint beim TomTom Rider besser gepflegt zu sein. Heute noch eine Situation im Kreisverkehr: Die Anweisung war, die erste Ausfahrt in die Robert-Bosch-Str. zu nehmen. Dumm nur, dass die erste Ausfahrt in die Max-Planck-Str. mündete.
Okay, beim Garmin kann man OSM Karten installieren - das kann das TomTom nicht. Aber eigentlich kann man doch erwarten, dass das mitgelieferte Kartenmaterial passt.
Bei der Routenplanung am Gerät tun sich beide Geräte nix. Das Garmin ist vielleicht etwas umständlicher was das Finden von Ortsnamen angeht, aber auch das hat man dann schnell raus. Aber was beim Zumo besser gelöst ist, ist der Umgang mit geplanten Routen. Im Gegensatz zum TimTom kann das Zumo nämlich ohne große Einschränkungen mit dem GPX-Format umgehen. D.h. sofern man genügend, bzw Shaping Points eingebaut hat, kann man davon ausgehen, dass man die Route auch wie geplant abfahren wird. Zusätzlich man man sich auf dem Garmin auch noch den ursprünglichen Track anzeigen lassen und hat so immer seine “Krümmelspur” zusätzlich auf dem Gerät.
Ganz laienhaft würde ich sagen, dass der Track das ist, was auf dem Rider ankommt, wenn man eine GPX-Datei importiert (und nur GPX bekommt man ja per MyDrive auf das Gerät. Ja, ich kenne den Trick mit dem “Senden von Stopps” um anschließend daraus eine ITN-Datei zu erstellen). Das Garmin hat aber beides auf dem Gerät, was einen während der Tour viel flexibler macht. Auch das Rüberschieben von Touren, Routen und Adressen auf das Garmin funktioniert mit der Drive App einfacher als mit der MyDrive App des Rider.
Hier noch einmal ein kurzes Fazit: Wer bereit ist, sich intensiv mit dem Gerät zu beschäftigen, bekommt mit dem Zumo XT ein Gerät, welches einfach mehr Möglichkeiten bietet als das Rider. Auch wer intensiv plant und Routen ausarbeitet ist meiner bescheidenen Meinung nach besser mit dem Garmin bedient. Wobei durch die ganze Konfigurierbarkeit auch einige Fallstricke lauern. Stichwort “automatische Neuberechnung…”. Und ja auch, dass Zumo hat einige Macken: z.B, dass sie Benachrichtigungen vom Handy nur sporadisch auf dem Garmin angezeigt werden; oder dass Garmin Ost und West vertauscht.
Das TomTom Rider bietet weniger Möglichkeiten (aber für die Meisten bestimmt immer noch mehr als genug) und ist daher insgesamt etwas einfacher zu bedienen.
Beide Geräte sind nun wahrlich nicht perfekt und haben ihre Macken. Ans Ziel kommt man aber mit beiden.