So fing meine Karriere auf motorisierten Zweirädern an.
Das war die NSU Quickly meines Opas 1,2 oder 1,4 PS, 2-Gang-Drehgriffschaltung und ca. 40 km/h.
Man konnte den Kupplungshebel in gezogenem Zustand mit einem Drahtbügel arretieren, dann konnte man damit wie auf einem sehr schweren Fahrrad Fahrrad durch Treten in die Pedale fahren. Das war wohl für den Fall von Spritmangel oder Motordefekten gedacht.
In diesem "Fahrradmodus" durfte ich damit ab einem Alter von etwa 8 oder 9 Jahren auf dem Hof meine Runden drehen. Ging natürlich sauschwer, aber im Gegensatz zu meinem 24"-Fahrrad gab es zwei Gänge zu schalten und einen Tachometer, das war was.
Eines Tages hatte mein Opa den Kupplungshebel nicht richtig arretiert und auf einmal schnappte die Kupplung zu und der Motor sprang an. Weil ich meinen Opa immer genau beobachtet hatte, wußte ich über die Funktion des Gasgriffs bescheid, Bremsen und Schaltung sowieso. Dieses Gefühl von Leichtigkeit, als sich das Teil ohne eigenes körperliches Zutun in Bewegung setzte, der Wind durch die Haare wehte, das Ganze dosiert durch leichte Bewegungen der rechten Hand, war unvergleichlich und ist bis heute präsent.
Leider war der Benzinhahn nicht geöffnet, so daß der Spaß nach kurzer Zeit vorbei war. Außerdem kam mein Opa angelaufen, weil er den Motor gehört hatte. Er schimpfte und mit dem Moped-"Fahrradfahren" war es erst mal vorbei, obwohl ich für den falsch arretierten Kupplungshebel gar keine Verantwortung trug. Später durfte ich dann aber sogar mit Motorkraft auf dem Feldweg fahren, wenn er seinen außerhalb des Dorfes lebenden Bruder besuchte, wohin ich ihm auf dem Fahrrad folgte.