Intermezzo.....
Pfingstsonntag im Bergischen Land
Heute war wieder einer dieser Nachmittage. Ein schöner entspannter Ausritt im Bergischen Land. Einer dieser Tage, an denen Alles passt.
Die Gelbe war in Topform und ich war locker wie schon lange nicht mehr. Superwetter, relativ wenig Verkehr und auch alle andere Verkehrsteilnehmer schienen irgendwie entspannt und locker drauf zu sein.
Über Altenberg und Kürten surften wir die kurvigen kleinen Sträßchen entlang. Locker, zügig und total relaxt. Die Gelbe tanzte fröhlich durch das gewohnte Terrain.
Roß und Reiter bildeten die berühmte Einheit. Ich warf das brave Tier um die Ecken und erfreute mich des Lebens. Entspannt, stressfrei und ohne jede Hektik.
Niemand auf den ich Rücksicht nehmen musste im Rückspiegel und überhaupt … weit und breit kein Mensch dem wir irgendetwas beweisen mussten oder wollten.
Hier und da mal ein Schleicher in der Dose… die wedelten wir entspannt aus…und glitten nach einem großen Bogen durch die ergrünte Landschaft wieder zurück in Richtung Heimat.
Zum Schluss fahr ich immer noch im Café Hubraum vorbei … das liegt auf der Strecke. Vorher noch den Klingenring runter … eine alte Bergrennstrecke aus grauer Vorzeit. Als Jugendlicher habe ich hier noch vom Straßenrand aus die getunten NSU-Prinzen bei ihren wilden Drifts bewundert. Lang ists her.
Die Strecke ist perfekt ausgebaut. Super Belag…wunderschöne enge Wechselkurven und ein toller geschwungener Verlauf. Wenn man die Strecke von oben nach unten fährt, dann braucht man einen ordentlichen Hüftschwung und viel Gefühl im rechten Zeigefinger. Gas braucht man kaum. Da wedelt man dann herunter wie ein Skifahrer auf der Slalomstrecke.
Nur hin und wieder genau dosiert etwas verzögern…wer hier Gas gibt…der verliert.
Da trabten wir also gemütlich auf die erste Kurve zu…nach einem kurzen Blick auf die Instrumente…vierter Gang und Autobahnrichtgeschwindigkeit….also alles im grünen Bereich. Wenn man nun ab der ersten Kurve nur noch dosiert verzögert dann kann man schön heruntergleiten. Wie ein Surfer auf einer Riesenwelle.
Im Rückspiegel plötzlich ein Mopped!
Auf den ersten kurzen Blick- irgendein alter dicker Vierzylinder aus Fernost. Eine XJ oder eine Bandit- oder so was in dieser Art. Der Typ hatte sich angeschlichen und klebte mir am Hinterrad.
Was kann er haben? Was will er denn?
Ob man es nun glaubt oder nicht-der gab plötzlich Gummi und zog an mir vorbei!
Na, der hat wohl aus Versehen beim Frühstück ein paar Optimismus-Tabletten zu viel eingenommen.
Sein Kennzeichen bestätigte meinen Verdacht … GL…ein Gehirnloser...( ein in unserer Gegend beliebter Insider-Gag- ist aber nicht von mir).
Wie gesagt, ich war entspannt, ich war locker… also … was soll’ s!
Der Gehirnlose nahm die erste Rechtskurve von ganz außen…also von der Gegenfahrbahn aus. Interessante Technik! Das macht der aber hoffentlich gleich nicht mehr. Die Gelbe war ebenso verblüfft wie ich…ob dieser unglaublichen Frechheit. Da kommt einer mit einem alten Vierzylinder-Sitzrasenmäher und meint uns hier auf unserer ureigenen Fahrwerk-Teststrecke… mal eben so…abledern zu können.
Entweder hat der Typ eine Dauerkarte für die Notaufnahme … oder der übt für ’’ Wetten das…!’’.
Tertium non datur. Jetzt mal frei übersetzt: Eine dritte Möglichkeit fällt mir auf die Schnelle nicht ein.
Das gucke ich mir aber jetzt mal aus der Nähe an.
Na gut, es ist natürlich denkbar, dass der Typ der Meinung war, seinen hirnlosen Vorsprung verteidigen zu müssen.
Wer A sagt, muss dann eben auch Gas geben.
Aber wie bereits erläutert…am Klingenring fährt man bergab besser ohne Gas.
Die Gelbe kann die Ideallinie hier autonom im Dunkeln ohne Licht finden. So kann ich mich also in aller Ruhe auf die Vorführung des Straßenkünstlers konzentrieren.
Was der dann veranstaltet hat war wirklich sehenswert. Die nächste Kombination hat er noch halbwegs hinbekommen. Aber in der scharfen S-Kurve wurde es bereits grenzwertig.
Also noch mal: Ich habe ihn nicht gejagt! Wirklich nicht!
Die Gelbe ist einfach nur hinterhergelaufen.
Wir haben auch einen angemessenen Abstand gelassen.
Die nächste Rechtskurve nimmt er wieder von der Gegenfahrbahn und die dann schnell folgende Links…gar nicht. Da fährt er einfach geradeaus.
Der Gehirnlose.
Ich stelle die Gelbe schnell auf und beobachte zeitgleich wie er seinen Sitzrasenmäher in die Böschung schießt.
Der Knaller war allerdings… eine wunderschöne Judorolle über den Lenker.
Halt…Halt, nicht dass jetzt jemand denkt, ich würde irgendetwas verharmlosen.
Der Typ rollte sich gekonnt ab und stand sofort wieder auf seinen Beinen. Die Karre steckte halb in der belaubten Böschung.
Ich verzögerte angemessen und brüllte aus meinem Helm: „ Alles in Ordnung?“
Der Typ hob die Hand und rückte sich den Helm zurecht.
Na denn, beim nächsten Mal wird er einer GS wohl den Vortritt lassen….hier am Klingenring.
Was mich an der ganzen Sache wirklich überrascht hat, war die merkwürdige Tatsache, dass mein Pulsschlag sich auch nicht im Geringsten beschleunigt hat. Als ob überhaupt nichts passiert wäre. So locker und entspannt war ich … vorher und nachher. Diese Alpentouren hinterlassen eben ihre Spuren.
Dies ist am heutigen Pfingstsonntag gegen 17.00 Uhr tatsächlich passiert. Kein Witz.
Zeugen: Kuhjote , die Gelbe und ungefähr ein halbes Dutzend weiterer Moppedfahrer die in angemessenem Abstand folgten.