Ich verstehe dieses dumme Genörgel über "gefühlt sicherer" nicht. Warum erdreisten sich eigentlich Leute, die weder in der Motorradentwicklung tätig sind, noch ihr Geld mit der Erhebung von Unfallstatistiken verdienen, jegliches neues Scherheitsfeature in seiner Wirksamkeit erst einmal pauschal zu bezweifeln?
Ich geb' euch mal ein Beispiel: Bei der Fahrschule gehören Ausweichübungen zum Schulungsprogramm. Man lernt, vor einem Hindernis voll zu bremsen, das Hindernis nach Anbremsen zu umfahren und ganz ohne Bremsen auszuweichen (diejenigen, die ihren Führerschein in diesem Jahrhundert gemacht haben, werden das kennen). Ich bin nach dem Schein auf einer 500er Honda Enduro gefahren, Trommelbremse vorn, Bremswirkung so mau, dass Runterschalten zur Alternative wurde. Einmal hat mir eine Frau an einer Landstraße die Vorfahrt genommen. Wenn ich nicht ein wildes Ausweichmanöver gefahren wäre, wäre ich ihr reingefahren. Wenn an der Stelle zufällig Gegenverkehr gewesen wäre, wäre es das für mich gewesen. Hätte ich damals schon meine GS gehabt, wäre ich einfach voll in die Eisen gestiegen und vor der Frau zum Stehen gekommen. Wäre ich an der Stelle statt der erlaubten 60 km/h nur 40 km/h gefahren (man weiß ja nie...) hätte es auch mit der Honda gelangt, aber wer fährt schon auf freier Strecke 40, wenn 60 erlaubt sind? Gefühlte Sicherheit?
Man kann viele Unfälle durch vorausschauendes Fahren vermeiden, und manche Unfälle kann man auch nicht vermeiden, egal wie vorausschauend man fährt. Interessant ist der Bereich dazwischen: Kriegt man die Situation gebacken oder nicht? Und ich behaupte, dass Kurven-ABS die Chance, es noch gebacken zu kriegen, eher erhöht als senkt. Dasselbe gilt für das auffällige Bremslicht. Schaden tut das bestimmt nicht. Es wird bei allen Sicherheitsfeatures immer wieder behauptet, Fahrer würden deren Wirksamkeit durch sorgloses oder riskanteres Fahren überkompensieren.
Allerdings hat noch niemand, der so etwas behauptet, jemals einen Beweis dafür gebracht.
Für mich stellen sich bei neuen Sicherheitsfeatures immer drei Fragen:
1. Beeinträchtigen sie das normale Fahren? Das ist zum Beispiel bei einer Wahnweste der Fall.
2. Sind sie für mich bezahlbar? Eine Alpinestars-Lederkombi mit Airbags für 2,7K wäre mir zu teuer.
3. Sind sie für mich so entscheidend, dass ich die Wahl des Motorrades davon abhängig machen würde? Kommt darauf an: Wenn ich die Wahl zwischen einer GS und einer gleichteuren KTM habe, und die KTM hat Kurven-ABS und die GS nicht, dann würde ich schon nachdenken. Und weil BMW das auch weiß, sind sie so hinterher bei dem Thema. anderer mögen das anders sehen, aber das ist dann deren Bier und im Zweifel auch ihre Haut. Aber ich würde zum Beispiel heute kein Motorrad mehr ohne ABS kaufen.