HI
Ein neues Motorrad muss
Die Corporate Idendity des Herstellers verkörpern
"Besser" als das Vorgängermodell sein (mehr Leistung, mehr Hubraum,..)
Toll aussehen (oder was Designer& Projektmanager darunter verstehen)
Preiswerter in der Herstellung sein als das Vorgängermodell oder
"Neue Features" haben die den Mehrpreis rechtfertigen.
Dann darf die Konstuktion ran, wobei der Controller im Hintergrund ätzt "wir müssen einsparen, die shareholder wollen value".
Raus kommen dann HAGs ohne Entlüftung und mit eingesparten Ölwechselschrauben, und schlecht funktionierender Innenschmierung, aber "filled for life". Aber das ist 6 Jahre später nachgebessert/rückgebaut.
Getriebeklauen werden feingegossen, der Schliff wird gespart. Es fluchten Generationen von 1100 Fahrern über Gangspringer.
Es kommen Getriebe heraus die nach 2 Jahren wegen des immer gleichen Problems nachgebessert werden: Hauptgetriebewelle nicht steif genug, Lager zu hoch belastet (1100, 1200).
Gut, man musste bei der 1200-Verbesserung auch gleich den Lufikasten ändern.
Dann endlich eine Nasskupplung. Leider funktionierte sie nur mit einem einzigen Öl halbwegs sauber. Kein Problem, war nach 2 Jahren behoben.
Im Getriebe eine ewig lange spindeldürre Welle. Man wusste nicht, dass dünne Wellen bei höheren Drehzahlen zum Schlagen neigen?
Was mir auffällt ist, dass am Anfang immer die Kunden zu dumm sind um ein neues Fahrzeug richtig zu bewegen, sprich die Arroganz zumindest vieler Werkstätten. Selbst wenn die Farbe blättert hat man das Fahrzeug nur falsch eingefahren.
Was ich nicht verstehe ist. dass viele Unzulänglichkeiten (eigentlich eher Kleinigkeiten) immer wieder wiederholt und nicht abgestellt werden.
Was mich auch wundert ist, dass anscheinend sich kein Konstrukteur überlegt "was war am Vorgängerteil schlecht, was kann ich verbessern", sondern bekannte Fehler stur wiederholt/übernommen werden. Haben die kein Gedächtnis oder dürfen das jedes Jahr die neuen Studienabgänger machen?
Aber
ich fuhr vorher Honda und schraubte auch mal an Kawa.
Wer sich über den Aufwand beim Tausch einer 1150 Kupplung aufregt hat noch nie die Ventile einer alten 750 Kawa eingestellt und noch nichts am Motor einer AffenTwin gemacht.
Entwicklungsunterlagen nicht zugänglich? Ja und? Eigentlich ist das selbstverständlich.
Oder erwartet jemand, dass bei Anruf gesagt wird "Ja, gerne. Wohin dürfen wir die 4 Tonnen Papier liefern? Gerne stellen wir einen Mitarbeiter bei der die Zusammenhänge erklärt. Möchten Sie auch die Korrespondez mit unseren Zulieferern haben?"
gerd
Gut beschrieben.
Üblich ist, bei Weiterentwicklungen möglichst "Altteile" zu verwenden, da dadurch Geld eingespart werden kann (geringere Entwicklungsaufwände, kürzere Entwicklungszeit, höhere Stückzahlen bessere Einkaufsmarge,...). Auch bei Neuentwicklungen werden oft vorhandene Teile oder Lösungen weiter verwendet.
Ein Konstrukteur ist oft nur der "Arbeitsknecht"/Dienstleister, der die Ideen der Kaufleute, Projektmanager und technisch Verantwortlichen umsetzen muss, und nicht das umsetzen darf, was er für die passende/gute Lösung erachtet. Oder -im Fall der genannten Kupplungsdruckstange- etwas umsetzen muss, das in den vorhandenen Bauraum passt, auch wenn es vielleicht grenzwertig dimensioniert ist.
Wenn Techniker das Sagen haben, kommen Sachen raus wie die Hinterachse des Golf V oder ein Bugatti Veyron. Technisch klasse, wirtschaftlich eher "schwierig"- und zu den dafür erforderlichen Preisen der breiten Käuferschicht nicht recht vermittelbar.
Bei der (teuren, da aufwendigen) Hinterachse haben die meisten Käufer den besseren Komfort noch nicht mal bemerkt (meine Vermutung).
Ob die verschiedenen Baugruppen und Teile eines Motorrades tatsächlich beim Fahrzeughersteller "entwickelt" werden?
Im Pkw-Bereich ist dies jedenfalls nicht der Fall.
Getriebe (z.B. ZF, Getrag), Motorkomponenten (man denke nur an die "glorreiche" Steuerkettenthematik bei den VAG-1,4l-Benzinern: eine Kette, die im Einkauf bei ein paar Euro liegt wird so schwach dimensioniert, dass der Käufer später >>1000€ für deren Ersatz aufwenden muss), Fahrzeugelektronik, Felgen, Bremsen, Fahrwerk, Tanks, Auspuff, Interieur,...
Kann man wohl noch ewig so weiterführen.
Verantwortlicher und Ansprechpartner für den Endkunden ist schlußendlich der Inverkehrbringer, also der Hersteller (oder Importeur).
BMW hat sich (zumindest bei den GSsen) über einen längeren Zeitraum das Prädikat "Vorentwickelt durch BMW" oder "Fertigentwickelt durch den Kunden" erarbeitet.
Weshalb aber sollten Sie etwas daran ändern?
Die Verkaufszahlen bestärken sie doch in ihrem Tun.
Schon vor über 25 Jahren haben jede Menge Idealisten (?) die (zumindest was die Getriebe und Tanks betrifft) grünen Bananen zu wahrlichen Premiumpreisen aus den Glaspalästen geholt.
Der Hersteller hat aber aufgrund der Probleme aus dem Feld reagiert und dann eine Verbesserung oder gar Abhilfe in die Serie einfließen lassen.
Meine kleine Q kaufte ich 1999 für knappe 20kDM, da war aus der grünen schon längst eine gelb-silberne Banane geworden. Die ist auch bis heute im meinem Besitz.
Der Hersteller musste damals und muss auch heute vor allem sein Marketing am Laufen halten
Dann rennen ihm die (werbegläubigen und teils unkritischen) Konsumenten "die Bude ein".
Wobei:
Ob sich kritischere Konsumenten damals anders entschieden hätten?
Ich meine, die meisten Käufer waren von der Vorreiterrolle (z.B. ABS, Einspritzung mit Kat, integrierte Gepäcklösung, einstellbare Sitzhöhe) und dem Gesamtpaket der eierlegenden Wollmilchsau GS bei der damals (nicht) vorhandenen Konkurrenz vom Kauf absolut überzeugt. Und die wenigsten Käufer waren wohl mit ihrer Entscheidung dann unzufrieden.
Manche Probleme traten ja auch erst nach einigen Jahren oder entsprechenden Laufleistungen auf.
Die ersten 4V:
Da kann jemand ohne Ausbildung zum Zweiradmechaniker und -mechatroniker größtenteils alles selber und in recht kurzer Zeit machen. Sogar Menschen mit zwei linken Händen und 10 Daumen (und etwas Hilfe von außen).
Das ist halt irgendwie der VW Käfer der Jahrtausendwende.
Mir reicht für die Arbeiten zum Service das übliche Wartungshandbuch von der Tante Louise (hauptsächlich wg. der Drehmomente und Einstellwerte).
Erst mit höherer Laufleistung kamen dann bei meiner Q dann Themen wie Hallgeber (ca.80Mm, kleines "Problem"), neues Fahrwerk (ca. 90Mm, WP komplett), ausgeschlagene DK-Lagerung (ca.120Mm, kleines "Problem", Überholung ca.200€), Getriebelager (ca.150Mm, viel Arbeitsaufwand und Kosten >1k€), ABS-Hydroaggregat (215Mm, noch keine Lösung/Entscheidung zur Abhilfe).
Für die außerplanmäßigen Themen nutze ich gerne die Schwarmintelligenz dieses Forums und die Stoffsammlung von
@gerd_
An dieser Stelle mal von meiner Seite ein herzliches "Dankeschön"!
Wie schon geschrieben, kamen die größeren Themen erst bei Laufleistungen, bei denen die meisten "Wettbewerbs"-Maschinen (so denn überhaupt vorhanden) schon die Grätsche gemacht haben oder längst durch was Neues ersetzt wurden.
Im Rückblick:
So viel verkehrt gemacht haben die Entwickler bei dem Mobbed dann offensichtlich doch nicht