Das kann man so nicht stehen lassen.
Der Grund für zwei Kurbelzapfen bei diesen Mertic Cruisern hat nix mit dem Auspuffgeräusch zu tun, sondern mit dem Massenausgleich, der beim 45°-V2 von Harley bekanntermaßen sehr aufwändig ist und deswegen bei manchen Modellen entfallen muss. Durch den Trick mit den versetzten Hubzapfen kann man die Massenkräfte 1. Ordnung allein durch entsprechendes Wuchten der Kurbelwelle eliminieren und benötigt dafür keine Ausgleichswelle, wie das bei den Harley-Motoren der Fall ist, wenn man Ruhe im Gebälk haben will. Das funktioniert sogar für beliebe Zylinderwinkel und würde bei Harley zwei Kurbelzapfen mit einem Versatzwinkel von 90° erfordern. Das hätte allerdings Zündwinkel von 225°/495° zur Folge, womit es vorbei wäre mit der Hörmarke "Potato-Klang".
Es ist also genau umgekehrt: Obwohl zwei Kurbelzapfen eine deutliche Abschwächung des Klangerlebnisses mit sich bringen, haben die Japaner das gemacht. Und zwar für die Optimierung des Massenausgleichs, der damit ohne Ausgleichswelle möglich wurde.
(Der Boxer mit einem Zylinderwinkel von 180° und einem Kurbelzapfenversatzwinkel von 180° ist übrigens ein Spezialfall eines in diesem Sinne optimierten V2.)
Gruß
Serpel
Sorry,
aber: NEIN!
Ein V-Motor zeichnet sich durch genau einen Hubzapfen für zwei einander ggnüberliegende Zylinder der zwei Zylinderbänke aus!
Ein "Boxer" ist niemals ein "Spezialfall" eines V-Motors. Das wäre, wenigstens für einen Zweizylindermotor, ungefähr das schlimmste, was man konstruieren könnte. Beide Kolben bewegen sich gleichzeitig in die gleiche Richtung, man muß derhalb erhebliche Massenkräfte erster Ordnung ausgleichen, und die der zweiten Ordnung sind auch nicht zu vernachlässigen. Sinnvoller wird sowas erst wieder bei mehr als zwei Zylindern (4/6/8/...), wobei wenigstens beim Vierzylinder wieder Momente um die Hochachse des Motors zu berücksichtigen sind, die nicht einfach durch Ggngewichte an den Kurbelwangen auszugleichen sind.
Ordnet man beim Zweizylinder in V-Anordnung eine Kurbelwelle mit zwei getrennten Hubzapfen an (kein echter V-Motor!), lässt sich, unabhängig vom Zylinderwinkel, jeder dabei mögliche Massenausgleich -u. Zündversatz
- erreichen. Insofern teilws.e korrekt.
(Ratespiel: Bei 180° Zylinderwinkel und 180° Hubzapfenversatz wird ein bekanntes Motorkonzept daraus, das für einen bestimmten Hersteller markentypisch ist. Wie heissen Motorprinzip u. Hersteller?
. Hinweis: es handelt sich nicht um einen 180° V-Motor!).
Zwei gegeneinander versetzte Hubzapfen hatte die Suzuki Marauder, in diesem Fall allerdings nicht, um den Harleysound hinzubekommen (denn 45° Zylinderwinkel hat sie, genau wie Harleymotore, sondern um die Motorvibrationen zu mindern -Moped für Weicheier
-, ein richtiger Verkaufserfolg wurde sie trotzdem nicht). Beim Reihenzweizylinder der Yamaha TRX wurden um 90° versetzte Hubzapfen verwendet, das Ding agierte wie ein V-Motor und hörte sich auch so an (was wohl der Sinn der Übung war).
Grüße
Uli
PS
Wie man sich von Äußerlichkeiten täuschen lassen kann, zeigt die Zündapp KS750. Jeder (der's nicht besser weiß) hält den Motor für einen Boxermotor. Ist aber falsch, denn der Zylinderwinkel ist nicht 180°, sondern nur 170°.
Zwei Einzylinder mit gemeinsamer Kurbelwelle in V-Anordnung.