Wenn ein Motorrad am Straßenrand steht, dessen Fahrer etwas repariert, halte ich meistens an. Immer bei ausländischem Kennzeichen, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, wie das ist mit einer Panne fern der Heimat.
So auch in den 70er Jahren.
Steht eine /5 mit französischem Kennzeichen mit 2 jungen Männern und einem ausgebauten Hinterrad am Samstagvormittag am Straßenrand. Ich fuhr gerade meine Mutter mit dem Auto zum Wochenendeinkauf. Hielt also an und erklärte ihnen, dass ich gleich vorbeikommen und ihnen helfen werde.
Nahm den Fahrer und das Hinterrad mit und bedeutete dem jüngeren Beifahrer auf Englisch, dass er hier beim Motorrad warten solle. Daheim demontierte ich den Reifen und Schlauch und bemerkte komische poröse Stellen am Schlauch. Die Innenseite vom Reifen sah genauso aus. Auf meine verwunderte Frage, woher die stammen, kam eine unglaubliche Story.
Vor der Abreise ließen sie einen neuen Hinterreifen in einer Pariser Reifenklitsche montieren. Kamen aber nicht weit, da der Reifen die Luft verlor. Also zurück und das vergessene Montiereisen zwischen Reifen und Schlauch entfernt und einen neuen Schlauch montiert und dann bon voyage.
Dass der Reifen auf Innenseite dadurch auch malträtiert worden war, fiel denen in der Werkstatt anscheinend nicht auf. Und so wurde dadurch der Schlauch erneut durchlässig.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich montierte einen erst halb abgefahrenen Reifen von mir nebst Schlauch und baute das Ganze wieder ein. Am Abend war ich zu einer Party eingeladen und nahm sie dahin mit. Am Sonntag fuhren sie dann weiter nach Bayreuth zu den Wagnerfestspielen. Irgendwie hatte den jungen Franzosen aber keiner gesagt, dass man dafür die Karten schon Jahre vorher reservieren muss. Schade für sie aber trotzdem gut für uns. Wir haben seitdem Kontakt und besuchen uns gegenseitig. Er fährt immer noch fleißig BMW.
Irgendwann kamen wir auch auf unseren ersten Kontakt zu reden und dann kam dabei raus, dass der Beifahrer sein 16 Jahre junger Bruder war und etwas verängstigt, weil ich in einem englischen Kommandoton ihm etwas befohlen und seinen Bruder entführt hatte. Kommandoton kam mir nicht so vor. Um Missverständnisse zu vermeiden hatte ich es vielleicht etwas härter ausgedrückt, da deren Englischkenntnisse noch nicht so doll waren.
So was tut der Völkerfreundschaft und dem eigenen Seelenwohl gut.
Und wie gesagt: Immer Bon Voyage.
Wed