Nun bin ich die 1290 SA auch mal 100 Km Probe gefahren.
Bei der Technikdiskussion, wird hier ja mit Haken und Ösen argumentiert.
Dabei wird oft vergessen, dass die Beziehung zu einem Motorrad bei den meisten wohl ehr emotional geprägt wird, als durch objektive technische Daten.
Auch mein Fahrbetrieb bewegt sich nicht an den Maximalwerten der technischen Spezifikation. Ob ich - gefühlt - schnell bin, oder mich nach 500 Tageskilometern noch wohl fühle, bemesse ich an - für mich wichtigen - Details. Am Ende sehr subjektiv und emotional. Daher muß das Motorrad für meine Fahrgewohnheiten passen. Und da sammelt die KTM viele Pluspunkte.
Für
mich ergibt sich folgendes Bild:
Motor: Nutzbares Drehzahlband ab Leerlauf gegen mehr Druck ab 3.000 U/min? Ich fahre auch den Boxer selten unter 3.000 U/min. 160 PS braucht man nicht, aber es drückt ab 2.000 U/min ruckfrei. Einfach genial. +für KTM
Der Wasserboxer ist zweifelsohne der beste, den es je gab. Mir fehlt emotional aber das Knurren und die Vibrationen meines aktuellen Ölgekühlen. Der KTM-Motor wirkt da wesentlich lebendiger. +KTM
Windschutz: Da muß in der Presse schon ein Helm mit Schirmchen bemüht werden um den Windschild der KTM zu kritisieren... Bei meinen 186cm (ohne Schirmchen) auf der KTM deutlich besser. +KTM
Kette/Kardan: Die Wartungs- und Reparaturkosten meines BMW-Kardans dürften an die Kosten eines Kettensystems heranreichen. Ich bin im Leben mehr Kilometer mit Kette als mit Kardan gefahren. Dank automatischen Kettenölern wär's mir heute egal.
Instrumente: Ich bin da oldschool und hätte am liebsten zwei Rundinstrumente und für alles einen Schalter. +BMW
Bremsen: Die etwas schwächere ABS-Bremsleistung der KTM gehört wohl in die Abteilung: Sticht beim Quartettspiel - in der Praxis bemerkt das niemand.
Fahrwerk: Das es bei KTM vorn etwas aus den Regelventilen klappert und die Gabel etwas unsensibel federt konnte ich nicht als negativ empfinden. Der CTA2 ist sehr agil, aber auch kein Meister der Eigendämpfung.
Beim Pressevergleich ist hier der früher oft kritisierte Telelever ("...entkoppelt das Gefühl für's Vorderrad") der BMW plötzlich vergessen. Nee, der ist immer noch dran.
Bei der Testfahrt, ohne Koffer, war bis 220 Km/h kein Pendeln festzustellen. Es soll aber SA-Fahrer geben die auch mit Koffern kein Pendeln haben...
Noch bessere Fahrwerke gehen wohl erst mit Erfindung der dynamischen Federhärte
. +BMW, +KTM
Elektronik: "Laptop auf Rädern" oder die "Unfahrbarkeit" ohne elektronische Helferlein wird der KTM vorgeworfen... Als wenn's bei BMW anders wäre. Und die zwei, drei fehlenden Gimmicks hat die nächste GSA auch im Aufpreispaket, wetten?
Getriebe: Ohne Worte! ++KTM
Optik: Kann man drüber streiten, aber für mich sieht die GSA LC von vorn mittlerweile aus wie ein Raumschiff. Die Verkleidungsfläche dürfte in der Frontansicht jeder Goldwing zur Ehre gereichen. An das Alienauge der KTM muß man sich aber auch gewöhnen. -BMW, -KTM
Insgesamt kann ich nicht nachvollziehen, dass die GSA der 1290SA von den Fahrleistungen ebenbürtig sein soll. Für mich ist die Ergonomie auf der KTM deutlich fahraktiver: Knie weniger gespreizt, Oberkörper weiter nach vorn gespannt. Die KTM fühlt sich vom Handling her, trotz des schmaleren Lenkers, auch wesentlich leichter an als die GSA.
Ich bin mit der KTM schneller ums Eck, auf der Geraden sowieso. Aber ich bin ja nur Normalfahrer.
Die GSA ist nun keinesfalls das "schlechtere" Motorrad. Eben ein anderer Charakter als die KTM.
Aber die an den Haaren herbeigezogenen Argumente gegen die 1290SA zeigen, dass KTM seine Sache nicht schlecht gemacht hat
.
Beim nächsten Neukauf ist die Kati 1290 in der engeren Wahl - neben der 1200 GS(A) natürlich