Ein Glück, dass ich kein ADAC-Pannenhelfer bin, weil ich es glaube ich nicht ertragen könnte, andauernd von Leuten ohne Sozialkompetenz als Krimineller beschimpft zu werden.
Ich bin ADAC-Mitglied seit ich Auto fahre, also seit über 35 Jahren. Und da ich grundsätzlich nur gebrauchtes Gerät bewege, haben die Jungs schon mal das eine oder andere Mal einen Grund gehabt, mir aus der Patsche zu helfen.
Als echtes Problem habe ich inzwischen die mangelhafte Kommunikation des Call Centers mit den Männern im Feld ausgemacht. Typisches Beispiel: Ich fahre in München morgens mit meiner Q zur Arbeit, bin beim Abstellen unachtsam und aktiviere - bei hellem Sonnenlicht - das Standlicht. Als ich nach knapp zehn Stunden wieder wegfahren will, ist die Batterie platt. Anschieben geht nicht, also Anruf beim ADAC mit klarer Ansage der Fehlerursache: Brauche Starthilfe. Es dauert über eine Stunde (Für mich: zu lange), bis jemand kommt, ein 7,5-Tonner mit Ladekran. Schnell bemerken wir, der ADAC-Mann und ich, dass mein Krad nicht geborgen, sondern nur fremdgestartet werden muss. Der ADAC-Mann sieht es genauso wie ich: "Dafür hätten Sie keinen Abschleppwagen benötigt, ein Starthilfekabel haben alle ADAC-Autos dabei." Immerhin, fünf Minuten später lief die Q wieder.
Bisweilen entfaltet der ADAC zum Lösen von Problemen Im Ausland einen ganz außerordentlichen Aktionismus, der nicht immer völlig hilfreich ist. Beispiel: Meine Frau hat eine Bindegewebsschwäche im Auge und hatte auf Zypern eine Augenentzündung. Der ADAC besorgte uns schnell die Adresse eines Augenarztes in Nicosia, der nicht nur deutsch sprach, sondern auch in Heidelberg studiert hatte. Der empfahl dann eine Salbe, die es leider nicht auf Zypern gäbe, sondern nur in Griechenland. Also haben wir beim ADAC nachgefragt, ob man uns diese Salbe nicht besorgen könne. Daraufhin entfaltete sich ein Feuerwerk aus Status-Calls, Bestätigungsmails und -SMS, das den Eindruck erweckte, alle Gelben Engel seien europaweit auf der Suche nach einer Tube Salbe für meine Frau - mit dem Ergebnis, dass es bis zum Ende unseres Urlaubes dann doch nicht geklappt hat;-)
Aber ansonsten haben mir die Jungs oft genug meinen wohl geformten A.rsch gerettet, dass es für ein Life-Time-Abo reicht. Irgendwelche Stunts wie Liegendtransport zurück in die Heimat musste ich noch nicht in Anspruch nehmen, aber ich bin sicher, das würden sie hinbekommen.
Letzter Einsatz in 2015: Während einer Ausfahrt rund um die BMW-Days in Garmisch im Sommer merke ich, dass meine Q an der Kupplung einen totalen Leerweg hat und kaum noch trennt. "Kein Problem", denke ich, "du bist ja im Sommerlager der BMW Motorrad-Group. Mehr begnadete Kuhmasseure als hier findest du nirgends auf der Welt." Eine Anfrage beim Service-Counter der Reparaturabteilung bringt mich auf den Boden der Tatsachen zurück: "Heute nimmer, morgen nur, wenn Sie uns die Maschine um 7.30 Uhr hinstellen, und auch dann kann ich es nicht garantieren."
Also am ADAC-Stand auf der Festwiese vorbeigeschaut, der Dame das Problem erläutert. Sie: "Ich versuch', einen Pannenhelfer zu organisieren, könnte aber schwierig werden, den hier aufs Gelände zu bekommen. Sagen Sie mal, brauchen Sie was zu trinken?" (Es war 35 Grad und ich war zu dick angezogen - eine Flasche Wasser aus dem ADAC-Kühlschrank machte den Tag gleich wieder etwas schöner). Eine halbe Stunde später ein Anruf, der Pannenhelfer ist da, wo man sich treffen könne? Treffpunkt ausgemacht, Q neben das Gelbmobil gestellt, die heilenden Hände beginnen ihr Werk. Nach 20 Minuten das De-Briefing: "Schaun Sie, hier muss der Hebel sieben Millimeter Spiel haben und dort zwölf. Da hat sich die Überwurfmutter gelockert, aber jetzt passt wieder alles." Ich bin wissbegierig: "Sagen Sie mal, ich habe Sie in keinem Handbuch blättern sehen. Haben Sie einen Computer im Auto, der Ihnen die ganzen Einstelldaten schon während der Anfahrt zusammenstellt oder haben Sie so was alles im Kopf?" Er lacht: "Ich hab' auch eine Elfhunderter daheim in der Garage. Meine ist schwarz."
Für so was liebe ich den Laden.
Dem Themenstarter meine ganz herzlichen Wünsche für eine rasche, vollständige Genesung. Und für alle gilt: Gummi gehört nach unten, Lack nach oben.