ich sagte hier schonmal, dass ich für das erleben und miterleben das richtige Alter (50) habe.
Ich durfte noch brüllend laute Motorräder erleben, die stanken und soffen, ohne dass sich darüber einer aufgeregt hätte. weil es normal war. die 60er, die 70er mit ihren Opel Kadett, ihren Jacobs Krönung Tanten, den Prilblumen.
ich durfte eine unbeschwerte Kindheit genießen, ohne Fahrradhelm ohne ständige Überwachung meiner Eltern und meine Lehrer(innen) waren vom Geist der Hippies beseelt. wir sind in den Wald gelaufen, auf Bäume geklettert und die wenigen kleinen braunen Kinder waren N.eger (ohne den Anflug von Rassismus) wir durften auch noch so schmutzige Wörter wie Zigeuner in den Mund nehmen, ohne ihn gleich mit Seife ausgewaschen zu bekommen.
Es war eine Zeit des Umbruch, später in den 80ern als BMW noch wackelnde kleine Enduros baute, die heute zu Ikonen verklärt wurden.
ich durfte eine knatternde Suzi Wasserbüffel als Witwenmacher bestaunen, ich durfte eine RD 350 bei meiner ersten Probefahrt im Wheelie knapp vor einem Sturz bewahren, anfangs fanden wir Einspritzanlagen befremdlich, eine Guzzi V50 Monza war der Inbegriff von SOUND mit ihren Lafranconis, wir sind ständig zu schnell gefahren, haben auf dem mittleren Ring in München Rennen gefahren, es hat keine Sau interessiert. Polizisten die mich auf einer nicht zugelassenen Honda XL 500S mit furchtbarem Gradeauslauf erwischt haben, haben mich an den Ohren gezogen und laufen lassen. Wir sind mit 250ccm bis nach Kroatien gefahren, 500er XT waren fette Kisten, die ersten Africa Twin haben die XT als Fernweltreisemoped abgelöst. Es wurde immer und überall gequalmt und das war geil, nachts um halb drei, wenn dich Arthur in Schwabing nur dann noch in seine bluestönende rauchgeschwängerte Kneipe ließ, wenn er dich kannte. Es konnte jeder sagen, was er dachte, wenn es arg wurde, hat man ihn einen Idioten geschimpft und er mußte das nächste Bier zahlen.
Italien, Kroatien und auch Österreich waren für uns "billige" Urlaubsländer, weil man noch froh war, Gäste willkommen heißen zu dürfen. Die die nicht froh waren, verweigerten uns das Zimmer., dafür haben wir ihnen in die Rosenbeete gepißt.
dann kam die Digitalisierung, die ersten Atari, Commodore, meine Freunde saßen bald mehr vor dem PC als auf dem Moped. Pacman fand ich nach 5 min langweilig. wir sind damals um 8 uhr abends nach Schwabing, Bier trinken, nach Mädels Ausschau halten. heute gehen sie um Mitternacht weg, knallen sich mit Redbull voll, uns genügten drei Bier. wenn die sich aufmachen, waren wir oft schon im Bett (manchmal sogar nicht allein)
Bei Motorrädern wurde plötzlich auf Lärm und Abgas geachtet, aha. was ist das? macht mich das schnell?
ich war damals eingeladen auf der ersten ABS-Präsentation von BMW.......die ersten "Tester" aus dem Publikum wurden aufgefordert flott in ein mit Sand bestreutes Stück zu fahren....gleich legte es ein paar auf die Nase mit der K 100 damals, weil sie nicht bremsten, sondern auf Sand Gas gaben...herrlich. Lange bevor die eiersaugende WollmilchGS zum meisten und überhaupt wurde, überschwemmten uns die Japaner jedes Jahr mit Motorrädern, die wir abstoßend oder auch geil (RD 350 usw) fanden.
Wir sind natürlich in Jeans zum Badesee gefahren, mit was denn sonst? dort angekommen, nahmen wir auch mal ein Mädel mit heim, ohne Helm, ohne was sonst? In der Oberschule haben wir, wenn uns langweilig war, J.oints auf dem Klo geraucht, heute bekämen wir einen Suchtberater an die Hand und einen verklemmten Psychologen.
Später als wir alle so wurden, wie wir niemals werden wollten, Establishment, da wurden die Motorräder sauberer, der 5ex auch und es gab bestimmte Dinge die man nicht mehr tat und auch nicht sagte. Herrlich komische Momente, als ich den einen Italiener als Ithaker beschimpfte, weil er ständig unpünktlich war und er mit versuchte mitzuteilen, dass er Italiener ist
oder der Grieche, den ich ungestraft als faule Sau beschimpfen durfte, weil er tatsächlich eine war.
ja heute ist das anders, aber ich bin froh, sehr froh, dass ich die komplette Entwicklung von analog nach digital, von freiheitlich zu politisch korrekt mitmachen durfte, mitgemacht habe. Es geht mir gut damit und mir tun die jungen Leute heute leid, die Facebook für sozial halten und ein Netzwerk für einen Ersatz für echte Freundschaften halten. Wir haben zusammen noch real Mist gebaut, zusammen geleugnet, zusammen gelogen und zusammen dafür gebüßt, wir wissen heute vielleicht deshalb so genau, wo der Unterschied ist.