Wir hatten ja nichts
Es gab ja nichts - nicht mal Luft in den Reifen....
Zu söllar Zeit,
Vater war sehr früh gestorben,
mußte Mutter schauen, wie sie die Kinder durch brachte.
Da war es üblich, daß der Radlbestand
einmal im Jahr zum Schmied gebracht wurde, der dann die wichtigsten Funktionen prüfte und sie wieder in fahrtüchtigen Zustand versetzte.
Einmal im Jahr, das ist zugegebenermaßen schon wenig.
So war es nicht verwunderlich, daß die fahrbaren (zweirädrigen) Untersätze rar waren.
So wurden sehr bald Nachbars Kinder in der Weise betroffen, daß sie mir ihr Fahrrad 'leihen' durften.
Das ging nur so lange gut, bis ihr Vater dahinter kam, wieso sich die Haltbarkeit der Räder so stark reduzierte.
Heute würde man sagen, er sprach ein DEUTLICHES 'NoGo' aus..... Was damals sehr nachdrückliche Folgen hatte...
Und das Jahr war lang - mind. fast noch n Jahr....
Zu Glück entdeckte ich im Dachboden ein Arsenal von Rädern (die standen da einfach so rum und hatten bestimmt schon 2 Weltkriege hinter sich - nur halt noch keinen Donie....)
Da staubte ich, im wahrsten Sinne des Wortes hin und wieder eins ab..
Die hielten doch weingstens ein klein bisschen länger, als die Luft in ihren Reifen...
Weil es halt wirklich wenig gab, mußte irgend wie nachgeholfen werden.
Also ein Kabel in einen Halbzollschlauch, diesen dann in einen Zollschlauch,
und das ganze dann in den Mantel auf die Felge - zugegebenermaßen etwas holperig, aber immerhin.
Beim Roller war das ähnlich, der bekam kurzer Hand die Vollgummireifen vom Pickup eines ausrangierten Aufladers...
Irgendwie brachte man so das Jahr rum.
Ja, es gab ja nichts - selbst Bulldog fahren wurde vom 'du darfst' zum 'du mußt'.
Da blieb einem ja nur noch die 'ich hol schon mal den Wagen' - Tätigkeit.
Immer wieder sonntags DAS highlight
(damals hieß das bestimmt noch anderst...) : Es war das aus der Garage holen des Käfers..
Wie an einer Liane schwingend hing ich am Lenkrad um mit den Füßen eines der betreffenden Pedale zu erreichen....
Aber - es ging !!
Das Auto wurde so lange hin und hergeparkt, bis es 'richtig' vor der Tür bereit stand, um in die Kirche zu Fahren.
Meist war bis dahin das Standgas erreicht, und nur selten mußte ich manuell (durch öffnen der Haube und lösen des automatischen Choque) nachhelfen.
Ja, zu söllar Zeit begab es sich, daß die bis dahin unberührt in der Garage stehende NSU Fox verschwand.
Böse Buben hatten sie ausgeweidet,
um einen Maicomotor zu implantieren!
Und das, weil sie am diesjährigen Skikjöring.dabei sein wollten.
Im Nachhinein eine unverzeihliche Freveltat!
Also war's wieder nix mit motorisiertem Zweirad...
Bis da die 200er Zündapp, quasi als 'Wiedergutmachung' dafür da stand.
Diese war aber nicht ums verrecken zum laufen zu bringen....
Mein größerer Bruder war mittlerweile beschäftigt, sich was legal fahrbares vorzubereiten.
Da stand nun eine graue Florett rum.
MIT Luft in den Reifen!
Nach der Schule nix wie los - Ranzen ins Eck, den Karren gepackt, hinters Haus geschoben und dann den Berg runter laufen lassen....
Leider war das nur das Fahrgestell...
Ohne Motor - wir hatten ja nichts,
OK - mittlerweile immerhin Luft.
Ein bisschen mußt ich noch warten, auf den Führerschein und auf den Berufsschultag - meines Bruders
(da fuhr er mit dem Bus hin)...
Dann wie so oft, Ranzen in die Ecke,
Moppet hinters Haus, den Berg runter,
und siehe da : sie läuft!
Der Ruf: 'Do-nie!' (bestimmt für Essen und/oder Hausi vermeint) verhallte (es bedurfte keines besonderen Gehöhrschutzes...), in der endlosen Weite der Wiesen und Hügel...
Nach - kurz vor - ganz leerfahren des Tankes wurd das Mopett still und heimlich wieder GENAU so hingestellt.
Immer wieder sonntags, so um die Zeit des 'Wagenholens', schraubte mein Bruder an der Florett rum.
'Was machst denn?'
'Ich weiß auch nicht...irgend was mit dem Tank, oder Benzinhahn - sie ist auf jeden Fall immer leer. Da muß was undicht sein...'
Es dauerte noch einige Zeit,
Bis er seine Ruhe hatte und ich eigene Mopetten.
Das war mit Beginn der Lehre, und damit etwas Kleingeld für was Fahrbares.
Etwas nachkriegsgeschädigt (wir hatten ja nichts...) war es ja nicht verwunderlich, daß bald mind. 2 Mopetten ( anfangs meist Zündapp, in ALLEN Variationen, z.B. Sandbahn-, oder Crossumbauten ) und ebenso mind. 1 Auto fahrbereit parat standen....
Zu Blütezeiten sogar 3 Zweiräder und 2 Autos.
Das dann in den Folgejahren auch legal mit Führerschein UND Zulassung......
Wenn ich mir das so überleg, hat sich nicht sehr viel geändert, seit damals - höchstens, daß eher Sprit im.
Tank ist ;-)
Grüße, euer Donie